1065 Nistkästen für Vögel – Interhome fördert die Biodiversität

5 Minuten
8. Juli 2024

Allein in Tirol hat Interhome 1065 Ferienhäuser und Ferienwohnungen im Angebot. Und genau dieselbe Anzahl Nistkästen wurden jetzt zum Schutz diverser Vogelarten installiert. Der Ferien-Riese, der in 28 Ländern insgesamt 40’000 Objekte anbietet, hat aber punkto Nachhaltigkeit noch weit mehr im Sinn. Und steuert auch die Eigentümer der Häuser und Wohnungen in eine ökologischere Zukunft, wie die Nachhaltigkeitsverantwortliche Saskia Weber im Interview erklärt.

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Nistkaesten Interhome

Saskia Weber, die Nachhaltigkeitsverantwortliche von Interhome, hängt in einer Obstplantage in Tirol einen der Nistkästen für Vögel auf.  Bild: Interhome

Beim Vogelprojekt von Interhome wurden 1’065 Nistkästen im Tirol aufgehängt. Eine starke Initiative. Gibt es einen Grund, warum Tirol zum Handkuss kam?

Einerseits kommt unser Partner in diesem Projekt aus Österreich, andererseits ist Tirol eine wichtige Ferienregion für Interhome. Wir haben ja insgesamt 40’000 Ferienhäuser und Ferienwohnungen in 28 Ländern. Im Tirol haben wir 1065 Objekte, die wir vermieten. Und genauso viele Nistkästen haben wir darum aufhängen lassen.

Welche Vogelarten erwarten Sie sozusagen als zusätzliche Gäste von Interhome?

Die Kästen haben zwei verschiedene Lochgrössen, damit verschiedene Vogelarten angezogen werden. Es werden sicher auch Blaumeisen, Amseln, Spatzen oder Rotkehlchen unsere Nistkästen bewohnen. Die Häuschen sind grösstenteils in Obstgärten angesiedelt. Die kleineren Vogelarten werden angezogen von Obstgärten – die finden da ihr Futter.

Profitieren gerade auch bedrohte Vogelarten von diesen Nistkästen?

In Österreich sind über 50 Prozent der Arten vom Aussterben bedroht. Unter anderem der Gartenrotschwanz, der Feldsperling, der Sperling, der Star und der Haussperling. Gemäss Farmland Bird Index sind seit 1998 rund 40 Prozent der Vögel der Kulturlandschaft verloren gegangen. Die Chance, dass wir da also auch bedrohten Arten helfen, ist also gross. Das Ziel ist aber, generell Nistplätze für alle möglichen Vogelarten anzubieten. Weil in unserer Landschaft immer mehr natürliche Nistplätze verschwinden.

Und wie bekommen die Feriengäste mit, dass Sie etwas für die Vögel tun?

Sie bekommen die Informationen in den Häusern und Wohnungen. Wir finden es sehr wichtig, dass man auch die Menschen mit auf den Weg nimmt und sie für das Thema Biodiversität sensibilisiert. Und auch, dass Nachhaltigkeit bei Interhome gross geschrieben wird.

Ist die Idee, künftig in allen Ländern entsprechende Vogelschutzprojekte zu starten?

In diesem Ausmass momentan nicht, nein. Wir investieren in dieses Projekt für mindestens drei Jahre in Tirol schon sehr viel. Und es soll auch nachhaltig sein. Die Kästen halten gemäss Experten über 15 Jahre. Also auch wenn wir jetzt nicht mehr weitermachen, bleiben die für die Vögel erhalten und weiter nutzbar.

Und wer schaut zu diesen Nistkästen?

Die sind auf den Feldern von Obstbauern aufgehängt, welche sie regelmässig reinigen und schauen, ob und von welcher Vogelart sie bewohnt sind. Das sehen Experten dann auch anhand von Federn. Die können auch sagen, ob die gebrütet haben und es Junge gab. Am Ende werden die Resultate in einem ausführlichen Bericht publiziert.

Wurden die Vogelkästen ausschliesslich bei Obstbauern oder auch auf dem Areal der Ferienwohnungen, respektive der Ferienhäuser, aufgestellt?

Nein, das hätte nicht funktioniert. Erstens müssen sie auf 2,5 bis 5 Meter Höhe aufgehängt sein, damit sie die richtige Anflughöhe haben. Dann machen die Vögel natürlich Lärm – das finden die Gäste möglicherweise nicht lustig. Und die Vögel sind viel lieber in einer Umgebung, wo sie direkt das Futter in der Nähe haben. Wie eben in einem Obstgarten. In diesen Obstgärten gabs übrigens oft auch bereits den einen oder anderen Kasten. Jetzt aber sind es 40-50 Stück. In diesen langen Gängen der Apfel-, Birnen- oder Zwetschgenplantagen wurde geschaut, dass genügend Distanz zwischen den Nistkästen besteht, mindestens 20-30 Meter. Und durch Netze sind sie auch vor Hagelschaden geschützt. Wir bezahlen die Obstbauern für den Unterhalt, die Experten gehen dann zwischendurch vorbei und bilanzieren, wo welche Vögel gebrütet haben.

Interhome hat ja auch bereits 100'000 Quadratmeter Blühwiesen für Bienen geschaffen. Dieses Projekt wurde in Kärnten gestartet. Läuft das Projekt parallel?

Das Bienenprojekt wurde im Jahr 2022 – ebenfalls zusammen mit der Organisation BEEsark – gestartet und läuft parallel, mindestens bis 2026. Ohne Bienen – das wissen die meisten ja – verlieren wir unsere wichtigsten Nahrungsquellen. Beides sind ganz wichtige Projekte für die Biodiversität, die wir mit Interhome fördern wollen. Und der Vogel ist ja in unserem Logo integriert. Insofern passt das natürlich sehr. Aber es gilt in erster Linie, bei der Biodiversität zu helfen, wo es Sinn macht.

Sie wollen die Feriengäste auch mitnehmen bei diesem Projekt und das Wissen rund um Vögel und die Biodiversität vermehren. Wie genau funktioniert das?

Die 1065 Nistkästen sind ja verteilt in ganz Tirol. Und in 39 Betrieben gibt es die Möglichkeit, diese Nistkästen zu besuchen, respektive anzusehen. Diese Bauern haben dann meist auch einen eigenen Hofladen. Sie sind also interessiert an der Zusammenarbeit und können doppelt profitieren. Wir haben an diesen Hofläden einerseits grosse Infoplakate zu unserem Projekt, andererseits haben wir auch ein Spiel integriert. Wenn man die Kästen von unten anschaut, ist dort ein Vogel drauf, eine Nummer und ein Symbol. Das Ziel ist, dass die Gäste – welche bei der Buchung im Tirol alle einen Flyer bekommen – diese Symbole suchen gehen. Mittels QR-Code sehen sie auf der Karte, wo diese Kästen sind. Wenn die Gäste mindestens zwei Symbole bei einem Gemüsebauern finden und uns diese per E-Mail schicken, gibt es bei der nächsten Buchung einen Rabatt.

Vogelhaus Gruppe

Mitarbeiter:innen von Interhome aus ganz Europa haben unter Anleitung von  Schülerinnen der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Lienz gleich selbst Nistkästen im Obstgarten der Schule installiert. Bild: Interhome

Marketing für einen guten Zweck, sozusagen.

Wir verbinden das spielerisch und die Gäste lernen gleichzeitig etwas dazu. Gleichzeitig zeigen wir so den Leuten, dass sie Produkte so auch in der Nähe kaufen können im Hofladen, statt eine weite Strecke zum nächsten Supermarkt zu fahren. Wir schreiben in unseren Ferienwohnungen also nicht nur aus, wo die Sehenswürdigkeiten sind, sondern auch, wie nachhaltig lokales Einkaufen sein kann.

Das Vogelschutzprojekt – und natürlich auch das Bienenschutzprojekt – sind zwei schöne Initiativen. Inwiefern ist Interhome aber an ganzheitlicher Nachhaltigkeit interessiert? Das könnte schnell als Greenwashing gesehen werden.

Ja, das ist natürlich ein wichtiger Punkt. Wir haben zusammen mit zwei Universitäten in Deutschland eine Nachhaltigkeits-Zertifizierung für Ferienwohnungen entwickelt, welche voraussichtlich im Herbst 2024 auf den Markt kommen wird. Gleichzeitig erheben wir die Daten für den Klima-Fussabdruck und werden diesen schon bald im Buchungsprozess anzeigen. Selbstverständlich mit der Erklärung, warum eine Unterkunft einen entsprechenden Fussabdruck hat. Weiter gibt es einen freiwilligen Klimabeitrag für die Renaturierung eines Moores im Jura. Das wird noch modifiziert, sodass die Gäste im Prinzip an jedem Ferienort direkt ein lokales oder regionales Projekt unterstützen können.

Auch hier könnte man anfügen: Wieder eine Kompensation, aber meine Ferien an sich werden nicht nachhaltiger. Was ist mit den wichtigen Punkten wie erneuerbare Energie, Heizung, Förderung der Elektromobilität und Anbindung an den öffentlichen Verkehr?

Wir haben unsere Gäste befragt, welche Punkte für sie diesbezüglich wichtig sind. Die Nähe zum öffentlichen Verkehr und E-Ladestationen waren für sie zentral. Bei der Buchung können sie bereits jetzt einen Filter setzen für Unterkünfte, die über Elektroladestationen verfügen. Wir werden auch die Erreichbarkeit zum ÖV auf Karten noch besser aufzeigen. Das Ziel ist, dass möglichst viele Gäste mit ÖV anreisen. Dann haben wir bis jetzt 12 Punkte evaluiert, welche uns wichtig sind in der Nachhaltigkeit und sind das mit jedem Hauseigentümer durchgegangen.

Was ist zentral?

Eine ökologischere Heizung, grüner Stom, mindestens Doppelverglasung der Fenster, Recycling und so weiter. Wir haben das alle Hauseigentümer gefragt und erklärt, dass uns das wichtig ist. Auch das kann man heute filtern. Die nachhaltigen Unterkünfte werden bei uns mit dem grünen Baum angezeigt. Aber das könnte als Greenwashing missverstanden werden. Weil es nicht offiziell verifiziert ist. Nicht «third-party-verified», heisst das. Obwohl wir es eigentlich professionell gemacht haben und es den Zweck erfüllt.

Darum kommt jetzt die offizielle Zertifizierung.

Genau. Wir haben das mit zwei Professoren vom Zentrum für nachhaltigen Tourismus der Hochschule Eberswalde und der Uni Freiburg gemacht. Sie haben uns geholfen, eine offizielle Zertifizierung, die der Green Claims Directive entspricht, auf die Beine zu stellen. Wir sind jetzt dran, für die 40’000 Objekte eine starke digitale Lösung zu finden. Neben einer hundertprozentigen digitalen Überprüfung werden stichprobenweise auch Auditoren vor Ort die entsprechenden Objekte prüfen. Das ist der einzige Weg, der heute funktioniert. Alles andere ist selbstgebastelt. Auch wenn es gut gemeint ist.

Wie werden die Anreize für die Eigentümer gesetzt, um eine nachhaltigere Unterkunft zu bieten?

Bei uns kommen Eigentümer, welche den grünen Baum haben, weiter rauf im Ranking. Bei über 3000 Objekten in der Schweiz macht es dann natürlich einen Unterschied, ob ich unter den ersten 20 Seiten auftauche oder auf den letzten 100. Der Anreiz ist also bereits gross. Und Interhome bietet ein Touristic Advanced Payment an. Das heisst, wenn beispielsweise ein Hauseigentümer Solarzellen auf dem Dach will, aber kein Geld hat, erhält er von uns einen Vorschuss und kann es realisieren. Gerade in Kroatien wird das häufig genutzt, um mit Solarzellen den Pool zu wärmen. Aber ja, es dauert manchmal eine Weile, bis bei allen der 40’000 Eigentümern die Message angekommen ist. Und dass sie nur profitieren können, wenn ihr Objekt so nachhaltig wie möglich ist. Die ökologische Heizung ist beispielsweise ein Muss, sonst fallen sie bei der Zertifizierung heraus.

Bekommen Kund:innen auf der Suchmaske künftig noch mehr Infos, wie nachhaltig ihr Aufenthalt ist?

Ja, der CO2-Fussabdruck wird künftig da abrufbar sein. Kunden und Kundinnen sehen dann, wie er sich im Detail zusammensetzt. Und wie sie möglichst nachhaltig reisen können. Sie haben es dann selbst in der Hand, sich dafür zu entscheiden.

Biodiversität – ein grosses Thema der Zeit

Willst Du mehr wissen über das Thema Biodiversität? Hier geht es zum grossen Interview mit der renommierten Biodiversitäts-Expertin Dr. Frauke Fischer. 

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Interhome und entspricht den Nachhaltigkeits-Richtlinien von Go Green.

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Autor:in: Go
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gogreen.ch
Autor:in: Christian
Bürge
Der Journalist ist Co-Founder und Chefredaktor des Magazins
Go Green.
www.christianbuerge.com
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