Den Körper richtig wahrnehmen hilft auch deiner Gesundheit. Bild: pixabay
Immer mehr Studien und Tests belegen es eindeutig. Unsere Emotionen und unser Bewusstsein haben einen starken Einfluss auf unsere Gesundheit. Nicht nur die psychische, sondern auch die körperliche Gesundheit hängt zu einem grossen Teil davon ab. Ein kleines Beispiel? Bestimmt weisst du, wie es sich anfühlt, wenn du gestresst bist. Und auch, wenn du entspannt bist. Wenn du dir diesen Unterschied bewusst machst, wird dir einiges klar. Dass sowohl Stress, als auch Entspannung auf der körperlichen Ebene wirkt.
Achtsamkeit: Wie sich unsere Wahrnehmung auf den Körper auswirkt
Wir wissen, dass das Gehirn die Kommandozentrale für die chemischen Vorgänge im ganzen Körper ist. Es arbeitet in unterschiedlichen Betriebssystemen. Je nach Aktivität und Bewusstseinszustand, sendet dieses verschiedene Arten von Hirnwellen aus. Diese Hirnwellen können mittels EEG (Elektroenzephalogramm) gemessen werden. Zudem gibt das Gehirn dem Körper Informationen weiter. Dieser reagiert unmittelbar darauf. Kommen wir in eine Situation, die unser Gehirn als bedrohlich einschätzt, werden im Körper Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol freigesetzt. Dies ist eine typische Stress- oder Panikreaktion. Dadurch wird der Körper leistungsfähiger und bereit für einen Kampf oder eine Flucht. Diese Reaktion war und ist für uns überlebenswichtig. Gleichzeitig ist eine solche Reaktion aber auch sehr anstrengend für unseren Organismus. Alle verfügbaren Reserven werden freigesetzt. Auch solche, die der Körper eigentlich für den normalen Betrieb benötigen würde. Punktuell kann unser Körper gut mit dieser Reaktion umgehen. Vorausgesetzt, er hat anschliessend wieder die Möglichkeit, sich zu regenerieren.
Die Hirnwellen können mittels einem EEG (Elektroenzephalogramm) gemessen werden. Bild: istock.com
Allerdings ist unsere Wahrnehmung sehr subjektiv. Wir können auch Situationen als bedrohlich einschätzen, die keine solchen Reaktionen des Körpers benötigen. Wie zum Beispiel ein Vorstellungsgespräch. Oder eine Rede vor einer Gruppe. Sogar Situationen, die uns nicht einmal direkt betreffen, können solche Reaktionen herbeiführen. Es reicht bereits, wenn wir über eine Situation nachdenken.
Der Alltag ist voll von angeblichen Bedrohungen
Wir werden im Alltag andauernd mit angeblichen Bedrohungen konfrontiert. Anforderungen, die an uns gestellt werden beispielsweise. Oder endlose To-Do-Listen. Bis zu Themen, die wir aus den Medien oder Gesprächen aufschnappen. Es muss sich dabei nicht einmal um aktuelle Situationen handeln. Es beeinflussen uns auch Sorgen über die Zukunft. Oder wir zerbrechen uns den Kopf über vergangene Situationen. Selbst wenn wir diese Reaktionen nicht immer direkt wahrnehmen, wirken sie in jedem Fall.
Bei der Arbeit können sich Stress und endlose To-Do-Listen stark auf den Körper auswirken. Bild: istock.com
Wie ich aufgezeigt habe, beeinflusst unsere Wahrnehmung die Gehirnaktivität. Das Gehirn wiederum gibt dem Körper Informationen weiter, auf welche dieser reagiert. Dies geschieht auch im positiven Sinne. Wenn wir entspannt sind und uns sicher fühlen, erhält der Körper dementsprechende Signale. Dadurch kann sich der Körper ganz auf die Regeneration ausrichten. Die Reserven werden wieder aufgefüllt und die Selbstheilungs-Kräfte werden aktiviert.
Achtsamkeit: urteilslos und wertfrei wahrnehmen
Es sind also nicht die eigentlichen Umstände, die auf uns wirken, sondern wie wir diese interpretieren. Durch Achtsamkeit beeinflussen wir unsere Wahrnehmung. Also auch die Vorgänge im Körper. Eine achtsame Haltung führt dazu, dass wir dem Körper Informationen zukommen lassen. Und diese führen zu positiven Reaktionen. Ruhe, Gelassenheit und Zufriedenheit breiten sich in uns aus.
Es gibt verschiedene Formen und Betrachtungsweisen der Achtsamkeit. Für mich ist Achtsamkeit, aufmerksam und bewusst im gegenwärtigen Moment zu verweilen. Diesen urteilslos und wertfrei so wahrzunehmen, wie er ist. Nichts muss verändert werden. Alles darf so sein, wie es jetzt ist.
Unbewusst beurteilen wir alles
Von klein auf haben wir gelernt alles zu bewerten und zu beurteilen. «Welches ist Deine Lieblingsfarbe?» «Was magst Du lieber? Schoko oder Vanille?» Diese Bewertungshaltung hat sich unbemerkt in unser alltägliches Leben geschlichen. Unbewusst beurteilen wir alles, was wir sehen. Deshalb besteht die erste Herausforderung darin, wieder aus diesem Bewertungsschema auszusteigen. Das im Grunde genommen relativ einfach. Wir müssen uns dessen lediglich bewusst sein. Denn dann geschieht dies nicht mehr automatisch. Sondern wir bemerken es.
Durch eine achtsame Haltung werden im Hirn Glückshormone freigesetzt. Bild: istock.com
Durch eine achtsame Haltung werden im Gehirn Glückshormone wie Serotonin und Endorphine freigesetzt. Achtsamkeitstrainings kommen heute auch in Psychiatrien zum Einsatz. Denn es ist ein wirkungsvolles Hilfsmittel bei der Behandlung von Depressionen, Schwermut, Angst und Selbstzweifel. Sie fördert die Verbundenheit mit uns selbst und unserer Umwelt. Wir finden zu mehr Vertrauen und Leichtigkeit. Denn viele unserer vermeintlichen Bedrohungen existieren nur in unserem Kopf. Eine achtsame Haltung hilft uns solche zu erkennen. Sie werden von unserer Aufmerksamkeit durchschaut und verlieren so an Einfluss auf uns. Unser Wohlbefinden steigt, was sich wiederum positiv auf das Immunsystem auswirkt.
Dein Selbstwertgefühl steigt durch die Achtsamkeit
Auch bei körperlichen Schmerzen wird Achtsamkeit zur Linderung der Symptome eingesetzt. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einfluss auf unser soziales Verhalten. Wenn wir uns selbst und anderen achtsam begegnen, gewinnen unsere Beziehungen enorm an Qualität. Da wir die Bewertungshaltung ablegen, können wir ganz anders auf Menschen zugehen. Und uns auf diese einlassen. Auch der Bezug zu uns selbst verändert sich. Wir lernen uns selbst so anzunehmen, wie wir sind. Unser Selbstwertgefühl steigt. Und wir fühlen uns wohl in unserer Haut. Zudem werden unsere Sinne geschärft und Eindrücke werden intensiver wahrgenommen. Geistige Klarheit und eine verbesserte Auffassungsgabe machen die Achtsamkeit auch für den Leistungs- und Extremsport interessant.
So kommst du in eine achtsame Haltung
Dazu gibt es unzählige Möglichkeiten und Tricks. Gezielte Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsübungen ermöglichen den Zugang in diese Form der Wahrnehmung. Mit der folgenden Übung kannst du ganz einfach beginnen, deine Wahrnehmung zu trainieren. Und so in eine achtsame Haltung zu gelangen. Diese Übung kannst Du in fast jeder Situation durchführen. Du brauchst dazu nichts ausser einen Moment Zeit und Deine Aufmerksamkeit. Ich empfehle Dir diese Übung mehrmals am Tag anzuwenden. Sie hilft Dir dabei, bewusster und klarer durch das Leben zu gehen. Ebenfalls dient sie als Ausweg aus dem Autopilot-Modus und steigert dein Wohlbefinden.
Achtsamkeit ist eine Frage der Übung. Sei also etwas geduldig mit dir. Bleibe offen für Deine Erfahrungen. Versuche nicht, etwas zu erzwingen oder Dir Druck zu machen. Geh das Ganze locker und spielerisch an. So wirst du nach einer gewissen Zeit und etwas Übung eine klare Veränderung bemerken.
Die einfache Achtsamkeits-Übung
Dauer: Cirka 5 Minuten
Atme drei Mal tief durch die Nase ein und wieder aus. Konzentriere dich dabei ganz auf die Empfindungen in deinem Körper. Nimm wahr, wie die Luft durch Deine Nasen in Dich hineinströmt. Wie fühlen sich deine Lungen an, wenn sich diese mit Sauerstoff füllen? Beobachte einfach nur, was in dir geschieht.
Lass diese Eindrücke und Empfindungen einen Moment lang auf dich wirken.
Dann nimm aufmerksam deine Umgebung wahr. Mach dir bewusst, wo du dich befindest. Lass die Eindrücke wieder auf dich wirken.
Verweile einen Augenblick in diesem Zustand und wende dich dann wieder deinem Alltag zu.
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