Auf der Route des „Amazon of Europe“ ist für die Velofahrer Natur pur und Beschaulichkeit angesagt. Bild: Amazon of Europe
Der 1250 Kilometer lange Radweg Amazon of Europe macht seinem Namen alle Ehre: er führt entlang der Flüsse Mura, Drava und Danuba, die zwar lange nicht die gewaltigen Ausmasse des echten Amazonas annehmen, aber dennoch wahre Naturschönheiten sind. Zudem zählen die Flüsse und ihre Auen zu den artenreichsten Gebieten Europas und sind wichtig für die gefährdete Biodiversität.
Und noch etwas macht den Radweg besonders: er führt von Anfang bis Ende durch fünf Länder. Österreich, Kroatien, Ungarn, Slowenien und Serbien liegen auf dem Weg. Die Strecke ist in 27 Etappen aufgeteilt, elf davon befinden sich auf der Nordroute und 16 entlang der Südroute. Wobei die Etappen zwischen 24 und 75 Kilometer lang sind.
Die beiden Routen verlaufen jeweils auf der gegenüberliegenden Seite der Flüsse. Die Nordroute führt vor allem durch Ungarn und die Südroute hauptsächlich durch Kroatien. Beide Routen starten in der Stadt Mureck in Österreich und enden in der ungarischen Stadt Mohács.

Die Südroute des Radwegs Amazon or Europe liegt grösstenteils auf kroatischem Boden. Karte: Amazon of Europe
Fünf Länder, ein Projekt
„Für die gesamte Strecke über die 27 Etappen sollten Reisende rund 30 Tage einplanen. Alle fünf bis sechs Tage empfehlen wir, eine Pause einzulegen“, sagt Sandra Nemec vom Amazon of Europe Booking Centre, dem offiziellen Buchungszentrum des Radwegs mit Sitz in Slowenien.

Auf der Nordroute ist hingegen ungarisches Flair – und Städtchen – angesagt. Karte: Amazon of Europe.
Der Fernradweg Amazon of Europe existiert offiziell seit 2018. Das Projekt wurde drei Jahre zuvor vom World Wildlife Fund (WWF) ins Leben gerufen, um nachhaltigen Tourismus rund um die drei Flüsse möglich zu machen. Mehr als 15 Partnerorganisation aus den fünf Ländern arbeiteten gemeinsam an der Umsetzung. Finanzieren konnte sich das Projekt über Fördergelder aus der Europäischen Union.
„Die meisten Wege existierten bereits“, sagt Nemec. „Durch das Projekt wurden die einzelnen Abschnitte miteinander verbunden und beschildert.“ Das Buchungszentrum steht Interessierten seither zur Seite und kümmert sich bei Bedarf auch um die Organisation von Unterkünften und Aktivitäten.

Das Gebiet, wo die Flüsse Mura und Drava zusammentreffen, steht unter Naturschutz. Bild: Amazon of Europe
Viele Übernachtungsmöglichkeiten
Übernachtungsmöglichkeiten gibt es entlang der gesamten Strecke zur Genüge, auch das hebt den Amazon of Europe von anderen Fahrradwegen ab. Zwei Hotels empfiehlt Sandra Nemec besonders: Das Terme Svete Martin in Kroatien, das erste Gesundheitsresort Europas, sowie das Crocus Resort & Wine Spa in Ungarn, wo Gäste ein Weinbad nehmen können! Wildcampen ist hingegen nicht erlaubt.

Es gibt viele kleine Dörfer zu entdecken wie Villány in Ungarn. Bild: Amazon of Europe
„Landschaftlich sind sich die Nord- und Südroute relativ ähnlich, dennoch hat jede Seite des Flusses ihre ganz eigenen Highlights zu bieten“, sagt Nemec. Folgende Stopps sollten Reisende auf keinen Fall verpassen:
Highlights entlang der Südroute
- Legrad, Kroatien: In unmittelbarer Nähe des Dorfs Legrad befindet sich der Mur-Drau-Zusammenfluss. Rund um den Zusammenfluss gibt es Vogelbeobachtungsstürme sowie einen Strand.
- Aljmaš, Kroatien: Unweit des Dorfs Aljmas mündet die Drau in die Donau – eines der interessantesten Naturphänomene entlang der Strecke. Auch das Dorf selbst ist einen Abstecher wert, schon allein wegen der markanten Kirche.
- Mohács, Ungarn: Die Kleinstadt Mohács eignet sich hervorragend für einen Zwischenstopp voller Kultur. Hier gibt es unter anderem traditionelle Töpferei, ein Museum zur Stadtgeschichte und eine Kunstsammlung im Rathaus zu entdecken.
- Štrbac, Serbien: Ein Wanderweg liegt zwischen den Dörfern Bački, Monoštor und Bezdan. Er führt mitten durch ein Feuchtgebiet und ist umgeben von unberührter Natur.

Ein tolles Panorama bietet sich vom Vinarium-Turm in Slowenien. Bild: Amazon of Europe
Highlights entlang der Nordroute
- Vinarium-Turm, Slowenien: Mit seinen 53,5 Metern ist der Vinarium-Turm in Lendava der höchste Aussichtsturm Sloweniens. Von hier aus bietet sich ein Panoramablick über die umliegende Landschaft mit ihren Hügeln, Weingärten und Dörfern.
- See in Kistolmács, Ungarn: Der elf Hektar grosse Stausee eignet sich perfekt für eine Abkühlung, oder ein Picknick am Wasser.
- Kopački rit, Kroatien: Der Naturpark liegt liegt zwischen der Donau und ihrem Nebenfluss Drau. Hier können Besuchende eine der am besten erhaltenen Auen Europas erkunden.

Im ungarischen Kistolmács laden lauschige Bäume zum Verweilen am kleinen See ein. Bild: Amazon of Europe
Unterwegs abseits von getrampelten Pfaden
Die Route führt stets durch ländliche Gegenden, die weit abseits des urbanen Raums liegen. Das ermöglicht authentische Einblicke in das Leben der Menschen vor Ort, fernab der Touristenmassen. Die lokale Hotellerie und Gastronomie wiederum profitiert von dem sanften Fahrradtourismus.
Der gesamte Radweg liegt zudem im Gebiet des UNESCO 5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau, Europas grösstem Flussschutzgebiet. Hier gibt es jede Menge Vogelarten zu beobachten, darunter Seeadler, oder die seltene Zwergseeschwalbe.

Alles am und im Wasser: Als Abwechslung liegt auch eine Fahrt auf dem SUP drin. Bild: Amazon of Europe
Amazon of Europe – Tipps für die Radreise
Die Fahrradstrecke ist grundsätzlich für alle Fitnesslevel geeignet – das hat Sandra Nemec selbst getestet: „Ich habe den Amazon of Europe Bike Trail eine Woche lang befahren, jeden Tag standen rund 50 Kilometer auf dem Programm. Ich bin keine besonders sportliche Person und zuvor nie viel Rad gefahren – es war trotzdem kein Problem für mich.“
Wer es dennoch ein bisschen entspannter angehen möchte, kann sich über das Booking Centre auch ein E-Bike mieten. Rennräder mit sehr dünnen Reifen eignen sich nicht für die Strecke, da die Wege das ein oder andere Mal auch über unbefestigtes Gelände führen.
Unbedingt einpacken: „Mückenspray, Sonnenschutz und Bargeld“, sagt Sandra Nemec. Denn durch die Nähe zum Fluss sind auch die Stechmücken nicht weit. Und da die Strecke durch abgelegene Gegenden führt, ist Kartenzahlung nicht immer möglich.
Die beste Jahreszeit für den Amazon of Europe Biketrail sei laut Nemec der Frühling von Ende März bis Ende Juni, oder der Herbst von September bis November. Im Hochsommer, wenn es tagsüber sehr heiss ist, sollte nur in den Morgenstunden geradelt werden.
Alle weiteren wichtigen Infos, sowie detaillierte Beschreibungen der einzelnen Etappen gibt es hier!
