BMW i5 Touring – mit dem schwebenden Elektrokombi nach Italien

Nein, ein Kombi ist grundsätzlich nicht die Autoklasse, welche Auto-Enthusiasten mit dem grössten Temperament und Fahrspass in Verbindung bringen. Aber es ist das weitaus nützlichste und in Mitteleuropa beliebteste Gefährt für den Familienverbund. Und im Falle des BMW i5 Touring ein wahres Eye Candy, ein Hingucker. Vielleicht sollten wir zudem mal definieren, was Fahrspass ist. Fahrspass ist für Familienväter, wenn alle sehr komfortabel sitzen, Beinfreiheit haben, in den Ferien sämtliches Gepäck inklusive dem SUP, dem Ruder und diverse Spiele im Kofferraum Platz finden und wir so entspannt durch die Landschaft Richtung Süden dahingleiten, dass alle schlafen – ausser dem Fahrer – und so eine himmlische Ruhe herrscht. Diesen Anspruch bedient der vollelektrische Kombi BMW i5 Touring locker. Unter den E-Auto-Neuheiten 2024 etwas vom Wichtigsten überhaupt. Aber von vorn.

Fährt der Elektro-Kombi oder schwebt er?

Den lange erwarteten Elektro-Kombi bietet BMW als i5 eDrive 40 mit einem Antrieb an der Hinterachse mit 340 PS  – den wir getestet haben – und als Power-Variante xDrive M60 mit Antrieb an Vorder- und Hinterachse mit 601 PS an. Wobei wir bereits im eDrive 40 komplett bedient sind mit der Leistung. Das fünf Meter lange und 2,2 Tonnen schwere Auto beschleunigt sehr flott auf Tempo 100 (6,1 Sekunden). Und theoretisch wäre eine Maximalgeschwindkeit von 193 km/h möglich. Die brauchen wir aber weder durch den Gotthard noch auf dem Weg durch die Lombardei und das Piemont Richtung Genua.

Vor allem aber ist die Geräuschkulisse eben fast keine. Wir flüstern uns durch den Verkehr und lehnen uns dabei in den im Standardpaket enthaltenen Sportsitzen bequem zurück. Eigentlich ist das schon längst kein Fahren mehr, sondern ein Gleiten, ein Schweben. In dieses Fahrgefühl und dieses Auto sind wir ein wenig verliebt.

Das Panorama-Glasdach eröffnet auf den bequemen Rücksitzen neue Perspektiven.  Bild: BMW Group

Panorama-Glasdach und vegane Oberflächen

Durch das Panorama-Glasdach (1 Quadratmeter) sehen wir den Abendhimmel. Und wenn uns im Sitz zu warm wird, schalten wir die Sitzbelüftung ein, die wir im Komfortpaket (ab CHF 3’490) dabei haben. Uns gefällt die hochwertige Verarbeitung – die Oberflächen sind vegan – müssen uns aber eingestehen, dass wir dies von BMW in dieser Preisklasse (dazu später) auch schlichtweg erwarten. Das Curved Display für Infotainment und Fahrzeugfunktionen überzeugt durchwegs. Wir melden dem Assistenten im Navigationsbereich, dass wir Schnelladesäulen an der Autobahn suchen und werden mit allen Details zu Ladegeschwindigkeit, Anzahl der Säulen etc. versorgt.

BMW i5 Touring – der komfortable Riese ist beweglich

Drinnen sind wir vom Komfort ziemlich bedient. Ob das jetzt die im Preis inbegriffene Soundanlage von Harman Kardon betrifft, welche über 12 Lautsprecher verfügt, das Fahrassistenz-System oder die Spots, mit denen wir jeden Sitzplatz einzeln beleuchten können. Und als wir die Autobahn-Kehren hinunter nach Genua fahren, zählen wir auf die adaptiven LED-Lichter, welche die Kurven nicht nur perfekt ausleuchten, sondern bei entgegenkommendem Verkehr (fast) immer schnell und natürlich automatisch abblenden. Der komfortable Riese ist aber auch beweglich. Als wir auf die Fähre – welche später Richtung Sardinien ablegt – fahren, können wir von der sehr direkten Lenkung profitieren. Unser 5-Meter-Auto lässt sich mühelos um die Pfeiler und andere Autos dirigieren. Diverse Kamera-Einstellungen helfen uns, die exakte Lage des Autos beim Parken zu erkennen.

Hochwertig verarbeitet und übersichtlich gestaltet: Das Cockpit im Elektrokombi BMW i5 Touring.  Bild: BMW Group

Ladeleistung und Reichweite – sehr solide, aber kein Hit

Auf unserer Strecke von Zürich nach Genua (421 Kilometer) hätten wir im Prinzip keinen einzigen Ladestopp benötigt, denn die WLTP-Reichweite im BMW i5 Touring eDrive 40 ist mit 560 Kilometern angegeben. Wir haben dann kurz vor der Grenze auf der Raststätte Coldrerio nochmals zehn Minuten nachgeladen, was die Reichweite um knapp 150 Kilometer erweiterte. Das hätten wir bei unserer vernünftigen Fahrweise lassen können. Oder auch später nachholen. Denn die italienischen Raststätten sind inzwischen fast perfekt ausgerüstet auf die E-Mobilität. Das Laden mit bis zu 205 kW am Schnellader – von 10 auf 80 Prozent brauchten wir jeweils zwischen 25 – 28 Minuten – ist sehr solide und entspricht der 400-Volt-Technik, aber natürlich ist das auch kein absoluter Hit. Während einer langen Reise tut so ein Stopp aber allemal gut. Bei den Batterien für Elektroautos bahnt sich ja sowieso eine Revolution an.

Der Kofferraum: 570 Liter Ladevolumen im normalen Modus, bei umgeklappter Rückbank sind es satte 1700 Liter.   Bild: BMW Group

Grosser Kofferraum – bequemes Entladen

Als wir am Strandhaus auf Sardinien ankommen und schwitzend eine Tasche nach der anderen aus dem Kofferraum ziehen, wird uns nochmals bewusst, wieviel Platz dieses Auto eigentlich bietet. 570 Liter Volumen haben wir hinter der Rückbank eingepackt – logisch, wir nehmen auch immer alles mit, was uns so in den Sinn kommt. Hätten wir keine Kinder dabeigehabt, wären mit umgeklappten Rücksitzen gar 1700 Liter möglich gewesen. Die Heckklappe öffnet sich zudem so weit, dass das Laden mit der relativ tiefen Ladekante problemlos geht.

Der Elektrokombi hat – natürlich – seinen Preis. Der BMW i5 eDrive 40 ist ab 82’300 Franken zu haben, das noch stärker motorisierte Modell M60 ab 119’900. Dafür gibt es jedoch richtig viel Auto. Ein grossartiger Elektrokombi ohne eine einzige Schwäche.