Die Skyline von Helsinki mit Kathedrale und Marktplatz: Bis 2030 will die Stadt klimaneutral werden. Bild: istock.com
Seit 2016 gibt der Global Destination Sustainability Index (GDS) Aufschluss darüber, welche Reiseziele punkto Nachhaltigkeit die Nase vorn haben. Hinter dem GDS-Index steckt die Agentur Global Destinations Sustainability Movement, die Reiseziele dabei unterstützt, grüner und umweltfreundlicher zu werden.
Berücksichtigt werden über 100 Städte, die sich für die Teilnahme am Ranking anmelden. Dabei bewertet der GDS-Index die Destinationen anhand von mehr als 70 Indikatoren in vier Hauptkategorien: Nachhaltigkeit im Destinationsmanagement, bei der Leistung von Zulieferbetrieben, der Umweltleistung und der Sozialleistung. So fliesst in die Bewertung unter anderem mit ein, wie nachhaltig die Hotels, Restaurants und Veranstaltungsorte einer Stadt sind, wie gut der öffentliche Nahverkehr ausgebaut ist, was getan wird, um die CO₂-Emissionen zu senken, oder wie barrierefrei und sicher eine Stadt ist.
In allen Kategorien können die Destinationen eine Bewertung von null bis 100 Prozent erhalten. Besonders erfreulich: Von den 40 ausgewählten Städten, befinden sich 31 in Europa, eine davon auch in der Schweiz!
Wichtig: Die Anreise ist zentral für nachhaltiges Reisen
Bevor wir aber zur Bewertung kommen noch einmal ein Reminder, dass sich die ökologische Nachhaltigkeit auf die Gegebenheiten vor Ort bezieht. Wer eine Reise plant, muss sich bewusst sein, dass die Anreise punkto Emissionen bei weitem die grössten Emissionen verursacht. So nachhaltig Singapur auch sein mag: Ein Flug von Zürich aus verursacht pro Person über drei Tonnen CO2-Äquivalente pro Person (inkl. Retourflug). Wer Kopenhagen mit dem Zug erreicht, hat hingegen weniger als 7o Kilogramm CO2-Äquivalente ausgestossen. Mehr dazu im Artikel über klimafreundliche Ferien.
Das sind die Top Ten der nachhaltigsten Reiseziele:
1. Helsinki – grüne Korridore und Ziel Klimaneutralität

Pittoresk und nachhaltig: Helsinki mit dem Nordhafen und der Flaniermeile. Bild: istock.com
Mit einer Gesamtbewertung von 92,43 Prozent in den vier untersuchten Kategorien ist Helsinki das nachhaltigste Reiseziel im GDS-Index. Die Hauptstadt Finnlands punktet zum Beispiel mit einem „Klimaaktionsplan für Tourismus und Events“. Darin ist unter anderem festgelegt, dass bis 2026 noch mehr Veranstaltungen mit Umweltzertifizierungen ausgezeichnet werden sollen. Mithilfe von speziellen Rechnern misst Helsinki ausserdem den CO₂-Fussabdruck von ausgewählten Events und versucht so, umweltfreundlichere Veranstaltungen zu planen.
Bis 2030 soll Helsinki klimaneutral werden. Schon heute wird rund die Hälfte des Stroms in Helsinki aus erneuerbaren Energien gewonnen und mehr als 30 Prozent der Busse sind elektrisch betrieben. Das Wohlergehen der Einheimischen ist der Stadt ebenfalls wichtig. Regelmässig wird die lokale Bevölkerung dazu befragt, wie zufrieden sie mit dem Tourismus in Helsinki ist. Und: Helsinki ist eine grüne Stadt, durchzogen von grünen bepflanzten Korridoren, Parks und sogar Wäldern.
2. Göteborg – umweltfreundliche Hotels und Naturidyll Schärengarten

Das Naturjuwel Schärengarten direkt bei Göteborg: Die Inseln sind autofrei. Bild: istock.com
Genau wie Helsinki soll Göteborg bis 2030 klimaneutral sein. 88 Prozent der Hotelzimmer sind umweltzertifiziert, auch immer mehr Restaurants erhalten Umweltauszeichnungen.
Im Jahr 2021 war der Tourismusverband Göteborg & Co einer der Unterzeichner der „Glasgow Declaration on Climate Action in Tourism“. Die Mitglieder verpflichten sich unter anderem dazu, bis 2050 ein Netto-Null an Emissionen zu erreichen.
Eines der schönsten Naturjuwelen Göteborgs ist der Göteborger Schärengarten mit rund 20 Schäreninseln. Um die Natur dort zu bewahren, hat die Stadt Göteborg die südlichen Inseln mit öffentlichen Verkehrsmitteln zugänglich gemacht, Autos sind nicht erlaubt.
3. Kopenhagen – Velos und Gartenarbeit für Touristen

Velofahren ist in Kopenhagen – hier mit der bekannten Kulisse von Nyhavn – ein Muss. Bild: istock.com
Auf dem dritten Platz landet neben Göteborg eine weitere skandinavische Stadt: die dänische Hauptstadt Kopenhagen erzielte 88,19 Prozent im Gesamtranking. So sind derzeit fast 70 Prozent der Hotelzimmer und 91 Prozent der Veranstaltungsorte der Stadt mit einer ökologischen Zertifizierung durch Dritte ausgezeichnet.
Die Stadt hat unter anderem den Klimaplan 2035 entwickelt. Dieser sieht vor, bis 2035 mehr CO₂-Emissionen aus der Atmosphäre zu entfernen oder zu kompensieren, als durch Aktivitäten innerhalb der Stadtgrenzen ausgestossen werden.
Im Sommer des vergangenen Jahres sorgte zudem das Pilotprojekt CopenPay für einen umweltfreundlicheren Tourismus. Während einer Probeperiode im Juli und August durften Touristinnen und Touristen zahlreiche Attraktionen in Kopenhagen günstiger nutzen – vorausgesetzt sie verhielten sich klimafreundlich. Dazu zählten zum Beispiel die Nutzung von Fahrrädern, oder Gartenarbeit in öffentlichen Parks.
4. Bergen – Paradies für Naturfans

Bergen beim Sonnenuntergang – aber es hat noch viel mehr zu bieten als Instagram-taugliche Ansichten. Bild: Visit Bergen / Anna T. Takle
An der Westküste Norwegens gelegen, umrundet von Fjorden und unberührter Landschaft ist die Stadt Bergen ein Paradies für Naturfans. Damit diese Natur noch möglichst lange erhalten bleibt, tut Bergen einiges in Sachen Nachhaltigkeit. Unter anderem sollen die direkten Treibhausgasemissionen in der Stadt bis 2030 im Vergleich zu 2009 um mindestens 85 Prozent gesenkt werden.
Was öffentliche Verkehrsmittel betrifft, hat Bergen eine kleine Berühmtheit in petto: die Bergen Line bringt Gäste auf direktem Weg nach Oslo. Die Strecke zählt zu den schönsten Bahnfahrten Europas. Innerhalb der Stadt bringen die Stadtbahn und fossilfreie Busse Gäste von A nach B. Ausserdem befindet sich in Bergen der Fyllingsdals-Tunnel, der längste Fahrradtunnel der Welt. Er führt quer durch den Berg Løvstakken.
Auch Inklusion wird in Bergen grossgeschrieben: Gehwege, öffentliche Verkehrsmittel und Hotels sind grösstenteils barrierefrei gestaltet. Von den über 45 Hotels mit 15’000 Betten sind 97 Prozent nachhaltigkeitszertifiziert.
5. Aarhus – perfekt zu Fuss und mit ÖV zu erkunden

Die Skyline von Aarhus mit Blick auf den grossen Belt. Bild: istock.com
Eine weitere Stadt aus Dänemark schafft es in die Top 5 des Rankings: Aarhus auf der Jütland Halbinsel verzaubert mit einer idyllischen Altstadt, Museen und Stränden unweit des Stadtzentrums. Und auch in Sachen Nachhaltigkeit überzeugt die Stadt: bis 2030 soll Aarhus CO₂-neutral sein, 72 Prozent des Stroms stammen bereits heute aus erneuerbaren Energien.
Innerhalb der Stadt ist fast alles fussläufig erreichbar, nichtsdestotrotz sind die öffentlichen Verkehrsmittel gut ausgebaut. Mehr als 60 Prozent der Hotelzimmer verfügt über eine offizielle Öko-Zertifizierung. Das „Green Conference and Event Handbook“ (deutsch: Grünes Handbuch für Konferenzen und Events) soll dabei helfen, Events und Konferenzen in Aarhus noch grüner zu gestalten.
6. Bordeaux – mehr als gute Weine

Die Altstadt von Bordeaux gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, die Nachhaltigkeit der Stadt im Südwesten Frankreichs ist erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Bild: istock.com
Bordeaux ist die Hauptstadt der Region Nouvelle-Aquitaine im Südwesten Frankreichs. Bekannt ist die Hafenstadt unter anderem für ihre Weine aus dem gleichnamigen Weinanbaugebiet und das Stadtzentrum, das zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Im GDS-Index erzielt Bordeaux 2024 83,37 Prozent. Bis 2050 will die Stadt kohlenstoffneutral werden, zu 100 Prozent erneuerbare und wiedergewonnene Energie nutzen und die Schadstoffemissionen halbieren.
Knapp die Hälfte aller lokalen Tourismus- und Veranstaltungsunternehmen ist ökologisch zertifiziert. Über das Programm „Agora Tourism Bordeaux“ können sowohl Einheimische als auch Touristinnen und Touristen ihre Meinung und Verbesserungsvorschläge rund um den Tourismus in Bordeaux kundtun. So will die Stadt für ein harmonisches Miteinander von Gästen und Anwohnenden sorgen.
7. Singapur – 10 Quadratkilometer Grünfläche, 1 Million Bäume

Ikonisch: der botanische Garten von Singapur ist aber bei weitem nicht die einzige grüne Oase der Stadt. Bild: istock.com
Singapur gilt als eine grüne Metropole, die nachhaltige Stadtentwicklung beispielhaft vorantreibt. Da wundert es nicht, dass die Stadt auch im GDS-Index einen Platz in den Top Ten belegt.
Die Nachhaltigkeitsziele Singapurs sind im „Green Plan 2030″ zusammengefasst. Dieser sieht unter anderem vor, zehn Quadratkilometer Grünfläche zu schaffen und rund eine Million neue Bäume zu pflanzen. Bis 2050 will Singapur Klimaneutralität erreichen.
Ein besonders umweltfreundliches Hotel ist das Parkroyal Collection Pickering, nur wenige Gehminuten von Chinatown entfernt. Das ganz Gebäude ist üppig begrünt, sowohl innen als auch aussen. Die Bepflanzung senkt die Temperatur des Hotels auf natürliche Weise. 262 Solarmodule auf dem Dach erzeugen zudem jedes Jahr bis zu 65’000 Kilowattstunden erneuerbare Energie.
8. Oslo – nachhaltig über und unter Wasser

Der Vigeland Skulpturenpark in Oslo: die norwegische Hauptstadt lässt sich auch bequem per Zug erreichen. Bild: istock.com
Die Hauptstadt Norwegens schafft es als zweite Stadt des Landes in die Top Ten des Rankings. 2019 wurde Oslo bereits als Umwelthauptstadt Europas gekürt, im GDS-Index 2024 erreicht sie einen Score von 83,26 Prozent.
Schon bei der Stadtplanung denkt Oslo grün. So wurden beim Bau des am Oslofjord gelegenen Stadtviertels Tjuvholmen Unterwasserriffe integriert. Diese dienen seither als Schutzräume für Fische und Schalentiere des Meeresarmes.
Bis 2030 soll die Stadt CO₂-neutral werden. Dazu will Oslo den Autoverkehr um 20 Prozent reduzieren und den öffentlichen Nahverkehr ausbauen. Selbst die Anreise in die Hauptstadt soll schon bald auf grünen Wegen erfolgen: Bis 2030 ist eine Nachtzugverbindung von Oslo nach Kopenhagen geplant. Eventuell wird der Zug sogar bis nach Hamburg durchfahren. Das würde sich lohnen: 2023 kamen die meisten ausländischen Gäste in Norwegen aus Deutschland.
9. Belfast – E-Mobilität, Bäume pflanzen und mehr

Das Titanic-Museum in Belfast erinnert gleichwohl an das berühmte Schiff und an den Eisberg. Bild: istock.com
Die Hauptstadt von Nordirland wird auch als die „Stadt der Titanic“ bezeichnet. Hier haben Werftarbeiter einst das wohl berühmteste Schiff aller Zeiten erbaut. Heute befindet sich auf dem früheren Werksgelände das Museum „Titanic Belfast“, dessen Fassade je nach Blickwinkel an ein Schiff, oder einen Eisberg erinnert.
Im GDS-Index erreicht Belfast 83,14 Prozent. Bis 2050 will die Stadt CO₂-neutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, will Belfast unter anderem Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge fördern, sowie 150’000 Bäume im Stadtgebiet pflanzen, um die Luftqualität zu verbessern. Die CO₂-Emissionen sollen bis 2030 gegenüber dem Stand von 2005 um 80 Prozent gesenkt werden.
Zudem formierte sich im Dezember 2019 die Belfast Climate Commision. Sie begleitet die Stadt dabei, die CO₂-Ziele zu erreichen, überwacht den Fortschritt und empfiehlt Massnahmen, um auf Kurs zu bleiben.
10. Sydney – erneuerbare Energien und Inklusion

Blick vom Norden Sydneys auf die Skyline mit der Harbour Bridge. Bild: istock.com
Auf Platz zehn des GDS-Index landet eine Stadt am anderen Ende der Welt: Sydney erzielt 83,13 Prozent. Sie war 2016 die erste Stadt in Australien, die dem Global Destination Sustainability Index beitrat.
In dem Programm „Sustainable Sydney 2030–2050“ ist unter anderem als Ziel aufgeführt, bis 2030 50 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen und bis 2035 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Im Juni 2018 haben sich zudem führende Hotels, Veranstaltungszentren, Kultureinrichtungen und Tourismusorganisationen zur „Sustainable Destination Partnership“ zusammengetan. Diese Partnerschaft will Unterkünfte in Sydney nachhaltiger machen, zum Beispiel indem erneuerbare Energien genutzt werden. Und auch im sozialen Sektor punktet die Stadt in Down Under: Im Jahr 2022 wurde Sydney von Menschen mit Behinderung zu einer der 10 zugänglichsten Städte der Welt gewählt.
13. Zürich – auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft

Ein Tram am Zürcher Paradeplatz: Wer in der Stadt Zürich unterwegs ist, braucht ganz sicher kein Auto. Bild: istock.com
Auch eine Stadt in der Schweiz ist im GDS-Index aufgeführt und hat den Einzug in die Top Ten nur knapp verpasst: Zürich landet auf Patz 13 mit einem Score von 81,08 Prozent. Mit der Strategie „Zürich übernimmt Verantwortung“ möchte die Stadt zu einem der nachhaltigsten Destinationen der Welt werden.
So setzt sich Zürich unter anderem für umweltverträgliche Mobilitätslösungen ein. Schon heute bewegen sich 90 Prozent der Gäste in Zürich mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln fort. Kein Wunder: kaum eine grössere europäische Stadt hat ein so lückenloses und gut funkionierendes ÖV-System. Bis 2040 will die Stadt klimaneutral sein und den Energieverbrauch auf 2000 Watt pro Person und Jahr senken.
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