«Die Neue Klasse von BMW wird die E-Mobilität beschleunigen»

5 Minuten
8. Oktober 2024

BMW arbeitet an der Dekarbonisierung der Lieferkette und lanciert 2025 mit der Neuen Klasse den nächsten grossen Schritt in der Palette der E-Mobilität. Hendrik Lang, Bereichsleiter Nachhaltigkeit im Einkauf und Lieferantennetzwerk der BMW Group, erklärt, wie die CO2-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent sinken sollen. Und wie BMW bei der Lithiumproduktion von Batterien auf höchste Standards setzt.

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BMW e Mobilität

Die BMW Vision Neue Klasse zeigt auf, in welche Richtung es mit der E-Mobilität und Nachhaltigkeit bei BMW geht.  Bild: BMW Group

Hendrik Lang, Unternehmen wie die BMW Group stehen vor einer neuen Aufgabe: Sie müssen die Nachhaltigkeit über ihre gesamte Lieferkette gewährleisten. Was ist dabei die grösste Herausforderung?

Hendrik Lang: Die grösste Herausforderung ist, dass wir an vielen Stellschrauben gleichzeitig drehen müssen, wenn wir das Thema Nachhaltigkeit ernst nehmen. Ein entscheidender Faktor: Mit dem Hochlauf der Elektromobilität verlagert sich der Schwerpunkt der CO2-Emissionen von der Nutzungsphase eines Fahrzeugs vermehrt auf die Lieferkette. Die Dekarbonisierung der Automobilindustrie muss also genau dort beginnen.

„Die Produktionsstandorte brauchen jeden Tag 36 Millionen Teile“

Das Zulieferernetz eines grossen Autoherstellers ist sehr gross, global verzweigt und in vielen sehr unterschiedlichen Branchen angesiedelt. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Die globale Automobilzulieferkette ist eine der komplexesten Lieferketten in der Industrie. Sie umfasst tausende von direkten und hunderttausende von mittelbaren Lieferanten im gesamten Netzwerk. Bei der BMW Group müssen unsere weltweiten Produktionsstandorte jeden Tag mit 36 Millionen Teilen versorgt werden. Die richtigen Mengen müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein – und das in bester Qualität. Das zu managen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Eine unserer Strategien dafür ist der Ansatz «local for local». Das heisst, wir kaufen nach Möglichkeit dort ein, wo die Produktion ist: In Europa für Europa, in China für China. Das ermöglicht eine hohe Flexibilität und macht unsere Lieferketten resilienter.

Wie können Sie die Lieferkette kontrollieren? Haben Sie da eigene Kontrollmechanismen oder vertraut BMW gewissen Zertifikaten?

Wir geben unseren Lieferanten verpflichtende Nachhaltigkeitsstandards vor. Die Einhaltung dieser Anforderungen überwachen wir sorgfältig. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf unseren Rohstofflieferketten. So erwarten wir zum Beispiel bei unseren Lieferanten für den Batterierohstoff Lithium aus Südamerika eine Zertifizierung nach dem Standard für verantwortungsvollen Bergbau der «Initiative for Responsible Mining Assurance» (IRMA), also eine Zertifizierung durch unabhängige Dritte.

„Grosses Potenzial für mehr CO2-Reduktion sehen wir bei Stahl und Aluminium“

In welchen Bereichen beim Thema Nachhaltigkeit ist die BMW Group bereits weit voran, in welchen Teilen sehen Sie noch am meisten Handlungsbedarf?

Die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten in Sachen CO2-Reduktion läuft schon sehr gut. Und das ist wichtig: Alle müssen bereit sein, die Transformation der Industrie aktiv mitzugestalten. Wir vereinbaren mit unseren Lieferanten klare CO2-reduzierende Massnahmen und verankern diese vertraglich. Dabei geht es um Prozessoptimierungen und Sekundärrohstoffquoten, aber auch um die Verwendung von Grünstrom in der Produktion. Grosses Potenzial für mehr CO2-Reduktion sehen wir etwa bei den Rohstoffen Stahl und Aluminium. Denn sie machen den grössten Teil eines Fahrzeugs aus. Deshalb transformieren wir etwa unser Stahlportfolio umfassend, um den Anteil von CO2-reduziertem Stahl zu erhöhen oder wir verwenden beispielsweise zum Teil Sekundäraluminium für die Leichtmetallfelgen unserer Fahrzeuge.

„Wir müssen genau nachvollziehen, wo das CO2 entsteht“

BMW Stahl Aluminium

BMW-Arbeiter an einer Carrosserie: Alu und Stahl haben grosses Potential für die CO2-Reduktion, welche BMW vorantreibt.  Bild: BMW Group

Überall hört man von «netto-null». Auch die BMW Group will bis spätestens 2050 dieses Ziel erreichen. Was heisst das konkret?

Als BMW Group streben wir an, bis 2050 die durch uns entstehenden Emissionen von CO2 im grösstmöglichen Umfang zu senken. Das wird uns aber nur gelingen, wenn wir als Hersteller mit unseren Zulieferern Hand in Hand arbeiten. Denn um CO2 in der Lieferkette zu reduzieren, müssen wir genau nachvollziehen, wo es entsteht. Hier hilft uns das digitale Datenökosystem Catena-X, das zusammen mit anderen Unternehmen initiiert wurde. Mit Catena-X kann Datenmaterial zur Dekarbonisierung nach klaren Standards über die gesamte Branche hinweg gemessen, nachverfolgt und ausgetauscht werden.

„Mit der Neuen Klasse machen wir den nächsten grossen Schritt bei der E-Mobilität“

Ein Teil der Strategie von BMW ist es, dass bis 2030 mindestens die Hälfte der abgesetzten Fahrzeuge rein elektrisch angetrieben werden. Sind Sie da auf Kurs?

Wir sind ein Vorreiter beim Thema Elektromobilität und haben heute bereits mehr als zwei Millionen elektrifizierte Fahrzeuge an unsere Kunden ausgeliefert – darunter mehr als eine Million vollelektrische. 2024 verfügen wir über ein BEV-Angebot in praktisch jedem unserer wesentlichen Segmente. Mit unserer Neuen Klasse, die Ende 2025 in die Produktion geht, machen wir den nächsten grossen Schritt. Sie wird die Marktdurchdringung der E-Mobilität nochmal zusätzlich beschleunigen.

Gleichzeitig sollen bis 2030 die CO2-Emissionen der BMW-Modelle über die gesamte Wertschöpfungskette um 40 Prozent reduziert werden. Wird dieses Ziel erreicht?

Die gesamten CO2-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette unserer Fahrzeuge sollen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber dem Bezugsjahr 2019 sinken. Damit das gelingt, verfolgen wir einen 360-Grad-Ansatz bei der Dekarbonisierung. Das heisst, wir betrachten nicht nur die Emissionen auf der Strasse, sondern den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs, von der Lieferkette über die Produktion und die Nutzungsphase bis hin zum Recycling.

„Die Fahrzeuge sind zu 85 Prozent rezyklierfähig“

Ein wichtiger Punkt ist die Kreislaufwirtschaft. BMW ist hier ein Vorreiter in der Autoindustrie. Wie viel Prozent eines aktuellen BMW-Modells lassen sich denn recyceln?

Kreislaufwirtschaft ist für die BMW Group eines der zentralen Themen, um Fahrzeuge ressourcenschonender zu gestalten. Grundsätzlich können alle unsere Fahrzeuge demontiert und für den weiteren Verwertungsprozess vorbereitet werden. Und dabei erfüllen sie alle die gesetzlichen Vorgaben, das heisst sie sind zu 85 Prozent rezyklierfähig und zu 95 Prozent verwertbar. Wichtig ist dabei: Der Demontage- und Recyclingprozess kann über alle Antriebsarten hinweg umgesetzt werden.

„Der Kunststoff in der Gepäckraumverkleidung besteht aus cirka 80 Prozent Sekundärmaterial“

Felgen Mini

Für die Alufelgen – wie hier beim Mini Cooper – wird Sekundäraluminium verwendet, um die CO2-Emissionen zu minimieren.  Bild: BMW Group

Wie hoch ist aktuell der Anteil von Sekundärstoffen in einem BMW?

Ein konkretes Beispiel: Die neue BMW 520i Limousine hat eine aggregierte Sekundärrohstoffquote von 23 Prozent. Einzelne Teile haben aber bereits einen deutlich höheren Anteil: So besteht der Kunststoff in der Gepäckraumverkleidung aus cirka 80 Prozent Sekundärmaterial. Für die Leichtmetall-Felgen wird ca. 45 Prozent Sekundäraluminium verwendet.

Hendrik Lang Portrait

Hendrik Lang, Bereichsleiter Strategie, Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Einkauf und Lieferantennetzwerk der BMW Group: „Wir sind ein Vorreiter beim Thema Elektromobilität und haben heute bereits mehr als zwei Millionen elektrifizierte Fahrzeuge an unsere Kunden ausgeliefert.“  Bild: BMW Group

Unter anderem mit dem i Vision Circular hat BMW eine Studie gezeigt, die zu 100 Prozent aus recycelten Materialien besteht und auch zu 100 Prozent recyclingfähig ist. Ist so etwas bald auch für die Serienproduktion denkbar?

Der BMW i Vision Circular gibt einen fernen Ausblick auf individuelle und nachhaltige Mobilität im urbanen Umfeld. Das übergeordnete Ziel des Designs war es, ein visionäres Fahrzeug zu gestalten, das für geschlossene Materialkreisläufe optimiert ist und quasi vollständig recyclingfähig ist – allerdings ohne dabei einen konkreten Ausblick auf ein Serienfahrzeug zu geben.

„Wir bieten eine kostenfreie Rücknahme der Hochvoltspeicher an“

Oft hört man Bedenken, was das Recycling der grossen Hochvoltbatterien von Elektroautos betrifft. Wie weit ist man da?

Im Rahmen verschiedener Forschungs- und Kooperationsprojekte arbeiten wir an der Industrialisierung des Hochvoltbatterie-Recyclings. Im Moment gibt es aufgrund der hohen Standfestigkeit noch keinen mengenmässig signifikanten Rückfluss von Hochvoltbatterien aus dem Markt. Wir bieten jedoch schon heute allen Kundinnen und Kunden von batteriebetriebenen Fahrzeugen eine kostenfreie Rücknahme der Hochvoltspeicher an. Unser Recycling und Demontage Zentrum entwickelt gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft bereits seit vielen Jahren innovative Methoden zur Verwertung von Speichereinheiten aus Fahrzeugen mit elektrifiziertem Antrieb.

BMW fördert die E-Mobilität und die Nachhaltigkeit

Die BMW Group will nachhaltig werden. Und das Go Green Magazin verfolgt den Prozess. Nachzulesen in den Artikeln „BMW arbeitet an der grünen Lieferkette“, „BMW-Zukunft: Recycling und natürliche Rohstoffe“ und „BMW zerlegt Autos – für die Kreislaufwirtschaft“.

Diesen Beitrag erstellte Go Green im Auftrag der BMW Group. Er enspricht den Nachhaltigkeitsanforderungen von Go Green.

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Autor:in: Dave
Schneider
Dave Schneider ist Autojournalist und beschäftigt sich seit Jahren mit der Elektromobilität.
Autor:in: rota
bene
rota bene ist eine Content-Agentur von Dave Schneider und Philipp Aeberli im Bereich Auto, Mobilität und future mobility.
rotabene.ch
Kommentare
  • Avatar-Foto Matthias Keller:

    Ab wann gibts die Neue Klasse?

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