Die BMW Vision Neue Klasse zeigt auf, in welche Richtung es mit der E-Mobilität und Nachhaltigkeit bei BMW geht. Bild: BMW Group
Hendrik Lang: Die grösste Herausforderung ist, dass wir an vielen Stellschrauben gleichzeitig drehen müssen, wenn wir das Thema Nachhaltigkeit ernst nehmen. Ein entscheidender Faktor: Mit dem Hochlauf der Elektromobilität verlagert sich der Schwerpunkt der CO2-Emissionen von der Nutzungsphase eines Fahrzeugs vermehrt auf die Lieferkette. Die Dekarbonisierung der Automobilindustrie muss also genau dort beginnen.
„Die Produktionsstandorte brauchen jeden Tag 36 Millionen Teile“
Die globale Automobilzulieferkette ist eine der komplexesten Lieferketten in der Industrie. Sie umfasst tausende von direkten und hunderttausende von mittelbaren Lieferanten im gesamten Netzwerk. Bei der BMW Group müssen unsere weltweiten Produktionsstandorte jeden Tag mit 36 Millionen Teilen versorgt werden. Die richtigen Mengen müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein – und das in bester Qualität. Das zu managen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Eine unserer Strategien dafür ist der Ansatz «local for local». Das heisst, wir kaufen nach Möglichkeit dort ein, wo die Produktion ist: In Europa für Europa, in China für China. Das ermöglicht eine hohe Flexibilität und macht unsere Lieferketten resilienter.
Wir geben unseren Lieferanten verpflichtende Nachhaltigkeitsstandards vor. Die Einhaltung dieser Anforderungen überwachen wir sorgfältig. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf unseren Rohstofflieferketten. So erwarten wir zum Beispiel bei unseren Lieferanten für den Batterierohstoff Lithium aus Südamerika eine Zertifizierung nach dem Standard für verantwortungsvollen Bergbau der «Initiative for Responsible Mining Assurance» (IRMA), also eine Zertifizierung durch unabhängige Dritte.
„Grosses Potenzial für mehr CO2-Reduktion sehen wir bei Stahl und Aluminium“
Die Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten in Sachen CO2-Reduktion läuft schon sehr gut. Und das ist wichtig: Alle müssen bereit sein, die Transformation der Industrie aktiv mitzugestalten. Wir vereinbaren mit unseren Lieferanten klare CO2-reduzierende Massnahmen und verankern diese vertraglich. Dabei geht es um Prozessoptimierungen und Sekundärrohstoffquoten, aber auch um die Verwendung von Grünstrom in der Produktion. Grosses Potenzial für mehr CO2-Reduktion sehen wir etwa bei den Rohstoffen Stahl und Aluminium. Denn sie machen den grössten Teil eines Fahrzeugs aus. Deshalb transformieren wir etwa unser Stahlportfolio umfassend, um den Anteil von CO2-reduziertem Stahl zu erhöhen oder wir verwenden beispielsweise zum Teil Sekundäraluminium für die Leichtmetallfelgen unserer Fahrzeuge.
„Wir müssen genau nachvollziehen, wo das CO2 entsteht“

BMW-Arbeiter an einer Carrosserie: Alu und Stahl haben grosses Potential für die CO2-Reduktion, welche BMW vorantreibt. Bild: BMW Group
Als BMW Group streben wir an, bis 2050 die durch uns entstehenden Emissionen von CO2 im grösstmöglichen Umfang zu senken. Das wird uns aber nur gelingen, wenn wir als Hersteller mit unseren Zulieferern Hand in Hand arbeiten. Denn um CO2 in der Lieferkette zu reduzieren, müssen wir genau nachvollziehen, wo es entsteht. Hier hilft uns das digitale Datenökosystem Catena-X, das zusammen mit anderen Unternehmen initiiert wurde. Mit Catena-X kann Datenmaterial zur Dekarbonisierung nach klaren Standards über die gesamte Branche hinweg gemessen, nachverfolgt und ausgetauscht werden.
„Mit der Neuen Klasse machen wir den nächsten grossen Schritt bei der E-Mobilität“
Wir sind ein Vorreiter beim Thema Elektromobilität und haben heute bereits mehr als zwei Millionen elektrifizierte Fahrzeuge an unsere Kunden ausgeliefert – darunter mehr als eine Million vollelektrische. 2024 verfügen wir über ein BEV-Angebot in praktisch jedem unserer wesentlichen Segmente. Mit unserer Neuen Klasse, die Ende 2025 in die Produktion geht, machen wir den nächsten grossen Schritt. Sie wird die Marktdurchdringung der E-Mobilität nochmal zusätzlich beschleunigen.
Die gesamten CO2-Emissionen entlang der Wertschöpfungskette unserer Fahrzeuge sollen bis 2030 um 40 Prozent gegenüber dem Bezugsjahr 2019 sinken. Damit das gelingt, verfolgen wir einen 360-Grad-Ansatz bei der Dekarbonisierung. Das heisst, wir betrachten nicht nur die Emissionen auf der Strasse, sondern den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs, von der Lieferkette über die Produktion und die Nutzungsphase bis hin zum Recycling.
„Die Fahrzeuge sind zu 85 Prozent rezyklierfähig“
Kreislaufwirtschaft ist für die BMW Group eines der zentralen Themen, um Fahrzeuge ressourcenschonender zu gestalten. Grundsätzlich können alle unsere Fahrzeuge demontiert und für den weiteren Verwertungsprozess vorbereitet werden. Und dabei erfüllen sie alle die gesetzlichen Vorgaben, das heisst sie sind zu 85 Prozent rezyklierfähig und zu 95 Prozent verwertbar. Wichtig ist dabei: Der Demontage- und Recyclingprozess kann über alle Antriebsarten hinweg umgesetzt werden.
„Der Kunststoff in der Gepäckraumverkleidung besteht aus cirka 80 Prozent Sekundärmaterial“

Für die Alufelgen – wie hier beim Mini Cooper – wird Sekundäraluminium verwendet, um die CO2-Emissionen zu minimieren. Bild: BMW Group
Ein konkretes Beispiel: Die neue BMW 520i Limousine hat eine aggregierte Sekundärrohstoffquote von 23 Prozent. Einzelne Teile haben aber bereits einen deutlich höheren Anteil: So besteht der Kunststoff in der Gepäckraumverkleidung aus cirka 80 Prozent Sekundärmaterial. Für die Leichtmetall-Felgen wird ca. 45 Prozent Sekundäraluminium verwendet.

Hendrik Lang, Bereichsleiter Strategie, Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Einkauf und Lieferantennetzwerk der BMW Group: „Wir sind ein Vorreiter beim Thema Elektromobilität und haben heute bereits mehr als zwei Millionen elektrifizierte Fahrzeuge an unsere Kunden ausgeliefert.“ Bild: BMW Group
Der BMW i Vision Circular gibt einen fernen Ausblick auf individuelle und nachhaltige Mobilität im urbanen Umfeld. Das übergeordnete Ziel des Designs war es, ein visionäres Fahrzeug zu gestalten, das für geschlossene Materialkreisläufe optimiert ist und quasi vollständig recyclingfähig ist – allerdings ohne dabei einen konkreten Ausblick auf ein Serienfahrzeug zu geben.
„Wir bieten eine kostenfreie Rücknahme der Hochvoltspeicher an“
Im Rahmen verschiedener Forschungs- und Kooperationsprojekte arbeiten wir an der Industrialisierung des Hochvoltbatterie-Recyclings. Im Moment gibt es aufgrund der hohen Standfestigkeit noch keinen mengenmässig signifikanten Rückfluss von Hochvoltbatterien aus dem Markt. Wir bieten jedoch schon heute allen Kundinnen und Kunden von batteriebetriebenen Fahrzeugen eine kostenfreie Rücknahme der Hochvoltspeicher an. Unser Recycling und Demontage Zentrum entwickelt gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft bereits seit vielen Jahren innovative Methoden zur Verwertung von Speichereinheiten aus Fahrzeugen mit elektrifiziertem Antrieb.
BMW fördert die E-Mobilität und die Nachhaltigkeit
Die BMW Group will nachhaltig werden. Und das Go Green Magazin verfolgt den Prozess. Nachzulesen in den Artikeln „BMW arbeitet an der grünen Lieferkette“, „BMW-Zukunft: Recycling und natürliche Rohstoffe“ und „BMW zerlegt Autos – für die Kreislaufwirtschaft“.
Diesen Beitrag erstellte Go Green im Auftrag der BMW Group. Er enspricht den Nachhaltigkeitsanforderungen von Go Green.

Ab wann gibts die Neue Klasse?