Nachhaltige Ferien: Wer dazu die entsprechend nachhaltige Unterkunft wie dieses Rustico im Tessin sucht, dem hilft künftig das Label ECOmodation als Wegweiser. Bild: Interhome
Saskia Weber: Weil es gefühlte 200 Hotellabels gibt, aber keines, das Ferienwohnungen bewertet. Ob es eine Villa ist mit 10 Zimmern oder ein Studio – es wird bei den Hotellabels gleich behandelt. Das funktioniert natürlich nicht, weil die beiden Unterkünfte nicht die gleichen Emissionen haben. Darum wollten wir mit ECOmodation eine eigene Lösung. Auch weil voraussichtlich nicht alle bisherigen Labels den neuen Gesetzen in Europa standhalten werden.
Der grüne Baum hatte 12 Attribute, die Interhome für nachhaltige Unterkünfte definierte. Die Überprüfung führte Interhome selber durch, was mit den neuen Regulatorien nicht mehr erlaubt ist. Jedes Label muss unabhängig kontrolliert werden. Und das ist bei ECOmodation der Fall. Es ist eine unabhängige Firma. So ist eine neutrale Bewertung gewährleistet.
„Es gibt fürs Label 24 Kriterien, die ökologische und soziale Kriterien beleuchten“
Für die wissenschaftlich fundierte Zertifizierung kooperierte Interhome mit Dr. Wolfgang Strasdas vom Zentrum für nachhaltigen Tourismus an der Hochschule Eberswalde und Dr. Rossmannek von der Universität Freiburg. Wir hatten also zwei Unis, die unabhängig voneinander einen Blick auf das Label warfen. Nach knapp einem Jahr Recherche kamen dabei 24 Kriterien heraus, welche sowohl ökologische als auch soziale Aspekte beleuchten. Bei letzterem geht es von der korrekten Entlöhnung für Reinigungskräfte bis zum Kinderschutz. Der Grossteil betrifft aber die Ökologie.
Die wichtigste Bedingung ist, dass die Heizung ökologisch ist. Wer mit Öl oder Kohle heizt, bekommt das Label nicht. Das heisst: Es fallen sehr viele Anbieter raus, da sie noch mit Ölheizungen ausgestattet sind. Man kann nicht ein grünes Label wollen und mit Öl heizen. Ebenfalls zwingend ist die Bedingung, 100 Prozent erneuerbaren Strom zu haben. Egal, ob dieser selber produziert ist oder von einem Stromanbieter kommt. Wenn es in der Region der Vermieter keinen einzigen Anbieter gibt, der 100 Prozent Ökostrom anbietet, darf mittels Energiezertifikaten kompensiert werden. Heizung und Strom sind die zwei wichtigsten Kriterien. Aber nur, wer alle 24 Kriterien erfüllt, erhält auch das Label.
Doch, wenn jemand Solarzellen hat, der Abfall recycelt wird und so weiter, ist das ebenfalls ersichtlich für die Kundinnen und Kunden. Nur: das Label gibt es ausschliesslich für jene, die alles erfüllen.
„Es wird auch der ökologische Fussabdruck gemessen – das ist die zweite grosse Neuerung“
Ja, gleichzeitig mit der Evaluation wird der ökologische Fussabdruck gemessen. Je nach Belegung der Unterkunft variiert dieser natürlich. Das ist neben der Einführung des Labels die zweite grosse Änderung. In Zusammenarbeit mit BEESark wird der Fussabdruck jedes Objekts bei Interhome erhoben und vermerkt. Wer also eine nachhaltige Unterkunft bevorzugt, kann sich hier künftig ein gutes Bild verschaffen.
Nein, sind sie nicht. Die Frage wird aber in Zusammenhang mit ECOmodation gestellt. Für einen E-Fahrzeug-Besitzer ist es immens wichtig zu wissen, welche Steckertypen bedient werden. Sie müssen wissen, ob sie ihren Tesla laden können oder nicht. Die Nachfrage nach E-Ladestation steigt rasant an.
Eine Wallbox für die Ferienwohnung: Die Nachfrage bei den Kunden steigt rasant an. Bild: istock.com
Die Haushaltgeräte müssen gewissen Kriterien genügen, richtig. Wenn der Eigentümer ein neues Gerät anschafft wie ein Backofen, muss dieser der besten oder zweitbesten Energieeffizienzklasse entsprechen.
Auch das ist drin. Beispielsweise sind doppelverglaste Fenster Pflicht. Und Heizung und Klimaanlage im Aussenbereich ist nicht erlaubt. Natürlich auch keine Heizpilze.
Ja. Nehmen wir die Wasserhähne im Bad. Sie müssen gewissen Kriterien entsprechen. Beispielsweise muss es mindestens 7 Sekunden dauern, bis ein Liter in der Duschbrause durchgelaufen ist. Und das WC braucht ein Zweitasten-System.
Das Ferienhaus-Juwel im Wald: Ökologisch wichtig sind dabei auch eine gute Dämmung und doppelverglaste Fenster. Bild: istock.com
Es müssen mindestens zwei Behälter für die Trennung zur Verfügung stehen. Ebenso müssen Glas, PET, Dosen oder Karton im Ort entsprechend entsorgt werden können.
„Im Garten sind invasive Pflanzen verboten“
Es gibt einige Punkte, die auch hier erfüllt sein müssen. Beispielsweise sind invasive Pflanzen verboten. Es müssen einheimische respektive nicht gebietsfremde Arten sein. Steingärten sind natürlich auch ein Thema. Sie dürfen nicht mehr als 10 Prozent der gesamten Aussenfläche ausmachen.
Die drei Hauptreinigungsmittel – Küchenreiniger, Badreiniger und Glasreiniger -müssen ökologisch sein. Das ist Pflicht.
Wer das Label ECOmodation will, muss einen entsprechenden Garten haben: Biodiversität ist angesagt, Schottergärten und invasive Pflanzen sind verboten. Bild: istock.com
ECOmodation stellt eine 100 Prozent digitale Überprüfung sicher, ergänzt mit spontanen Vor-Ort-Audits. Wenn sie nach 3 Jahren bei der Rezertifizierung nicht mehr alle Punkte erfüllen, wird das Label entzogen.
„Wer das ECOmodation-Label hat, profitiert. Nachhaltige Anbieter rutschen weiter nach vorne“
Ja. Wer das Label hat, profitiert. Das ist ein wichtiges Kriterium, dass ein Objekt weiter oben angezeigt wird. Die Kunden-Bewertungen und die Nachhaltigkeit spielen künftig eine zentrale Rolle. Nachhaltige Anbieter rutschen eindeutig weiter nach vorne. Und ob sie beispielsweise im Engadin auf den ersten zwei Seiten landen oder auf Seite 19, macht sehr wohl etwas aus. Es ist ein klarer Wettbewerbsvorteil und wird zu mehr Umsatz für ökologische Anbieter führen.
Nein. Die Kunden sehen nach wie vor, dass ein Anbieter in anderen Bereichen ein nachhaltiges Angebot macht. Ob er beispielsweise auch eine E-Ladestation hat. Das Label fehlt jedoch.
Wir sind mit unseren B2B-Partnern bereits heute im Gespräch und schauen, dass sie das Label ebenfalls in einer Form abbilden werden.
Das ist der nächste Schritt. Wir sind bereits heute fleissig dran, dem Gast aufzuzeigen, wie weit die nächste Bushaltestation, Bahnstation, Fähre oder Strassenbahn entfernt liegt. So sieht der Gast, welche Anreise – ob mit dem Flugzeug, Zug, E-Auto oder Verbrenner – die nachhaltigste ist. Bei uns registrieren wir über 80 Prozent der Eigenanreise mit dem Auto. In diesem Punkt ist es also wichtig, dass E-Ladestationen angeboten werden, weil E-Autos einen massiv kleineren CO2-Fussabdruck haben.
Zwischen 5 bis maximal 10 Prozent. Das ist realistisch. Wir hoffen aber, dass der Anreiz gross ist und wir immer mehr Leute überzeugen.
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Interhome und entspricht den Nachhaltigkeits-Anforderungen von Go Green.