Genau hinsehen: Der Aletschgletscher hat seit dem Jahr 2000 einen Kilometer seiner Grösse verloren, pro Sekunde schmelzen bis zu 40 000 Liter Wasser ab.
«Wir müssen uns einfach an die neue Welt anpassen!» Den Satz höre ich immer wieder. Stärkere Dächer bauen, höhere Dämme, die Häuser dort, wo der Berg nicht in sich zusammenstürzt. Für die 40 Grad im Sommer gibt’s Klimaanlagen, im Winter Skigebiete auf 3000 Metern, die Überschwemmungen durchquert der Land Rover, der überall durchkommt. «Anpassen» heisst in diesem Kontext vor allem, den maximalen Konsum in die veränderte Welt hinüberzuretten, den Individualismus als Lebensphilosophie zu zementieren. In einem minimalen Staat, der nur kosmetische Eingriffe vornimmt. Das hat die Abstimmung zum CO2-Gesetz wieder bewiesen. Zu einem Zeitpunkt, in dem die Zukunft der Menschheit durch die Klimakrise gefährdet ist, ist das so egoistisch wie zynisch.
Reto Knutti, der bekannte Klimaforscher der ETH Zürich, sagt in unserem Gespräch: «Statt dass diese Menschen zugeben: ‘Ja, die Experten haben recht, aber es ist mir scheissegal, weil ich möglichst viel Geld verdienen und keine Einschränkungen haben will’, sagen sie, dass sich die Experten widersprechen. Es ist ein Versuch, das eigene Weltbild zu retten.»
Ein Magazin von über 15 Autorinnen
Natürlich, viele Organisationen wie Greenpeace und Teile der Gesellschaft engagieren sich seit Jahrzehnten für die Umwelt. Das Thema Nachhaltigkeit ist längst im Mainstream angekommen. Ökologisch, wirtschaftlich, sozial. Aber oft nur plakativ. Jede mittelgrosse Firma hat eine Task Force dazu gebildet, Marketing ohne nachhaltiges Konzept ist heute Selbstmord. Denn viele Kunden konsumieren bewusster. Das ist ein Anfang. Uns wird bewusster, was wir tun. Aber frag’ deine Nachbarin mal, ob sie weiss, wie gross ihr ökologischer Fussabdruck ist und wie er sich zusammensetzt. Wir sind längst noch nicht so weit, wie wir denken. Die überwiegende Mehrheit der Gesellschaft weiss noch viel zu wenig und handelt auch nur sporadisch nachhaltig. Inkonsequent sind wir alle. Und haben Berührungsängste. Veränderung der Essgewohnheiten beispielsweise wird als Verzicht auf Genuss verstanden.
Als mich im vergangenen Spätherbst Simon anruft, ein Kollege aus Jugendzeiten, sagt er: «Wir müssen etwas tun!» Und ich brauche nicht lange, um ihm zuzustimmen. Ein paar Monate später ist Go Green da, unser Magazin zur Nachhaltigkeit. Wir wollen nicht einfach ein paar Konsumententipps geben. Das ganze Bild wollen wir vermitteln. Was passiert mit der Welt? Wie steht es ums Klima? Wie um die Energiewende? Wie bewegen wir uns im Jahr 2050 von A nach B? Wie gehen wir mit unserem Körper um? Wie mit unseren Mitarbeitern? Wir stellen aber auch spannende Greentech-Startups vor, welche mit einer Idee die Welt ein Stück besser machen. Über 15 Autorinnen und Autoren, von der Umweltwissenschaftlerin bis zur Expertin für nachhaltige Mode, haben Lust, an diesem Projekt mitzuarbeiten – und es werden noch mehr. Es ist ein neues Magazin UND eine Community für Nachhaltigkeit.
Eine Plattform für alle, die etwas tun wollen
Wir reden mit spannenden Menschen wie dem Kabarettisten Renato Kaiser über seine ganz persönliche Verwandlung. Und zeigen, welche Nahrungsmittel nicht nur der Welt, sondern auch uns guttun. Dabei erklären wir auch, welche Produkte heute enkeltauglich sind. Informieren und inspirieren ist unser Motto. Zeigen, was jede und jeder tun kann, wie ein erster kleiner Schritt geht. Und dann ein zweiter. Go Green ist keine Plattform für Frauen. Und auch keine für Männer. Es ist eine für Menschen, die etwas Neues lernen und sich vorwärts bewegen wollen. Menschen, welche die Klimakrise als grösste Herausforderung unserer Zeit anerkennen. Aber positiv statt zynisch sind, die etwas tun, statt sich zu verstecken. Wir hoffen auch dich mit dem Magazin für ein nachhaltiges Leben zu inspirieren.
Viel Spass beim Entdecken!
Christian Bürge, Chefredaktor Go Green