Günstigere Technik macht die Wirtschaft grüner

3 Minuten
28. April 2025

Den Forschern und Ingenieuren sei Dank. Der technologische Fortschritt befördert eine nachhaltigere Wirtschaft auf vielfältige Weise. Sehr augenfällig ist dies bei den erneuerbaren Energien, deren Kosten in den letzten 15 Jahren um 70 bis 80 Prozent gesunken sind.

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Wirtschaft grüner

Die Solarenergie könnte noch vor 2050 weltweit zur wichtigsten Stromquelle werden.  Bild: istock.com

Grosse Flächen, grosse Chancen. Dächer und Fassaden umfassen in der Schweiz eine stattliche Fläche von 1360 Millionen Quadratmeter, fast so gross wie die Fläche des Kanton Aargau. Auf den Gedanken, dass diese riesige und meist brach liegenden Fläche für die Energieproduktion genutzt werden könnte, kam man erst in den späten 1970er Jahren. Eine der frühesten netzgekoppelten Solaranlagen Europas wurde 1979 auf einem Geräteschuppen des Eidgenössischen Instituts für Reaktorforschung (heute Paul-Scherrer-Institut) in Würenlingen installiert. Die weiteren Fortschritte verliefen dann zunächst eher harzig. „Doch die letzten fünf Jahre waren eine goldene Zeit für die Solarenergie,“ sagt David Stickelberger, stellvertretender Geschäftsführer des Branchenverbandes Swissolar. „Hohe Strompreise und gleichzeitig sinkende Kosten bei Solarmodulen machten und machen Photovoltaik-Anlagen sehr attraktiv.“

Kosten für Solarenergie um mehr als 80 Prozent gesunken

In der Tat sind die Fortschritte bei der Energiegewinnung durch den Einsatz von erneuerbaren Ressourcen frappant. Technologien wie Solar- und Windkraft haben sich nicht nur rasant weiterentwickelt, sondern sind weltweit auch zu bedeutenden Säulen der Energieversorgung geworden. Im Jahr 2023 machten Solar- und Windenergie laut Enerdata zusammen etwa 13,7 Prozent des globalen Strommixes aus, was einen Anstieg von 11 Prozentpunkten seit 2010 darstellt. Begünstigt wurde diese beeindruckende Steigerung durch diverse Entwicklungen:

  • Sinkende Kosten für die Solarenergie: Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) sind diese seit 2010 um mehr als 80 Prozent gesunken. Dadurch ist die Solarenergie zu einer der günstigsten Energiequellen geworden. Noch vor 2050 konnte sie nach Studien der Universität Exeter und des University College London auch zur weltweit wichtigsten Stromquelle werden.
  • Ähnlich rasch sind die Kosten bei der Windenergie gesunken. Moderne Windkraftanlagen können mehr Energie erzeugen als je zuvor und dies auch bei schwächeren Winden. Die weltweit derzeit (Stand April 2025) leistungsstärkste Windturbine von Siemens mit Rotorblättern von 276 Metern Spannweite kann bis zu 21’500 Kilowattstunden Strom generieren. Damit könnten cirka zehn Zwei-Personenhaushalte über ein Jahr mit Strom versorgt werden. Die Turbine produziert also an einem einzigen Tag genug Strom für den Jahresverbrauch von 240 Zwei-Personen-Haushalten in der Schweiz.
  • Fortschritte bei der Batteriespeicherung ermöglichen es, überschüssige Energie effizient zu speichern und die Verfügbarkeit zu erhöhen.

Massive Einsparung von CO2 durch technologischen Fortschritt

Die technologischen Fortschritte bei den erneuerbaren Energien und die damit verbundenen Kostensenkungen haben laut der Internationen Energieagentur IEA massgeblich dazu beigetragen, fossile Brennstoffe zu ersetzen und den CO₂-Ausstoss zu reduzieren. Im Jahr 2023 sind so 249 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente vermieden worden.

Doch auch in weiteren Bereichen verhelfen technologische Fortschritte, nachhaltige Entwicklungen zu beschleunigen.

Intelligenter und nachhaltiger arbeiten, reisen und wohnen

vertical Farming

Beim Vertical Farming werden unter anderem Pestizide eingespart – die Umweltbelastung wird enorm verringert. Bild: istock.com

Doch auch in weiteren Lebensbereichen verhelfen technologische Fortschritte nachhaltige Entwicklungen zu beschleunigen. Die Covid-Pandemie hat gezeigt, dass zuhause ebenso gut oder noch besser gearbeitet werden kann als im Büro. Dies dank der fortschreitenden Digitalisierung und dem Homeoffice. Auch dank Videokonferenzen ist es gelungen, das Pendeln und Geschäftsreisen stark zu reduzieren und damit auch den CO₂-Ausstoss zu senken.

Wenn gereist wird, dann immer häufiger mit Elektrofahrzeugen mit verbesserten Batterien, was zusätzlich zur Reduktion der Luftverschmutzung beiträgt. Das Gleiche tun intelligente Verkehrssysteme und Apps für die Verkehrsplanung, die Staus reduzieren und so ebenfalls zur Verringerung von Emissionen beitragen.

Im Wohnbereich helfen intelligente Thermostate, LED-Beleuchtungen und die Gebäudeautomation den Energieverbrauch zu senken. Und Materialinnovationen wie nachhaltige Dämmstoffe und grüne Baumaterialien verbessern die Energieeffizienz von Gebäuden zusätzlich.

Gegen die Wasserverschwendung

Zu den grossen Weltproblemen zählt ohne Zweifel die Wasserknappheit. Auch hier tragen neue Technologien zur Milderung dieser Notlage bei. Beispielsweise die Meerwasserentsalzung und die Regenwassernutzung. Innovative Wasseraufbereitungssysteme, die erneuerbare Energien nutzen, können für sauberes Trinkwasser, auch in abgelegenen Gebieten sorgen.

Von neuen Technologien profitiert ebenfalls die Landwirtschaft: Sensoren in Bewässerungssystemen reduzieren den Wasserverbrauch. Dank GPS und Drohnen kann neben dem Wasserverbrauch auch der Einsatz von Dünger und Pestiziden optimiert werden. Das spart Ressourcen und verringert die Umweltbelastung.

Eine ganze Palette von neuen Techniken wird im Vertical (Urban) Farming eingesetzt: Hydroponik (Pflanzenanbau ohne Erde), künstliche LED-Beleuchtung, Klimakontrolle, automatisierte Bewässerung und Düngung sowie Ernte- und Logistiksysteme. All dies, um Lebensmittel effizient in städtischen Räumen zu produzieren. Möglichst nah beim Konsumenten.

All diese Beispiele zeigen, dass Technologie nicht nur Innovationen bringt, sondern auch eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung globaler Umweltprobleme spielt.

Die Giganten in der Solar- und Windbranche

In der Solarbranche dominieren seit einigen Jahren grosse chinesische Unternehmen den Markt, wie die Hongkonger JA Solar, LONGi Solar, Trina Solar und Tongwei,

Von den schweizerischen Unternehmen hat sich vor allem die Deitinger Megasol Energie einen Namen gemacht, die in Europa im Bereich der gebäudeintegrierten Photovoltaik eine führende Stellung hat.

In der Windbranche dominieren dagegen europäische Unternehmen wie GE Wind Energy, der globale Marktführer mit Sitz in Deutschland, die dänische Vestas sowie die deutsch-spanische Siemens Gamesa Renewable Energy, ein Unternehmen, das sowohl Onshore- als auch Offshore-Windkraftlösungen entwickelt. Mit Goldwind ist auch chinesischer Hersteller vorne dabei, der sich auf Onshore-Windenergie spezialisiert hat.

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Autor:in: Fredy
Gilgen
Fredy Gilgen ist selbstständiger Wirtschafts- und Finanzpublizist und Inhaber des Medienbüros FG GmbH in Bern. Vor seiner Selbstständigkeit schrieb er für die Wirtschaftszeitung CASH, CASH Online, die NZZaS, die Tageszeitung "Der Bund" und die Schweizerische Depeschenagentur.
www.fredygilgen.ch
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