Die Studie Saloon der Honda 0 Series – die E-Mobilität bei Honda sieht futuristisch aus. Bild: Honda
Die japanischen Autohersteller, angeführt von Toyota als dem grössten Autobauer der Welt, haben sich beim Thema Elektroantrieb auffallend zurückhaltend gezeigt. Auch Honda, Nissan, Mazda oder Mitsubishi haben in diesem Bereich bisher wenig Innovatives hervorgebracht.
Das liegt zum einen daran, dass all diese Hersteller ihr Geld primär ausserhalb von Europa verdienen, wo der E-Antrieb bald zur Pflicht werden soll. Für diese Marken sind seit vielen Jahren die USA der Hauptmarkt. Dort, wo man mit grossen Pickups, Offroadern, SUV und starkmotorisierten Limousinen nach wie vor guten Absatz machen kann. Zum andern haben Honda,Toyota und Co. die Hybridtechnik nicht nur erfunden, sondern über die Jahre kultiviert und zur Perfektion weiterentwickelt. In Japan waren im Jahr 2023 laut Marktbeobachter Statista gerade einmal 2,2 Prozent der verkauften Neuwagen mit einem reinen E-Antrieb ausgestattet. Nimmt man die Hybride dazu, sind es gut 50 Prozent.
Hondas Zukunft und das Ziel „null Umweltbelastungen“
Auch Honda bietet eine grosse Palette von Hybridmodellen an – in der Schweiz werden neben dem Civic und dem Jazz auch die SUV-Modelle CR-V, HR-V und ZR-V mit dem innovativen e:HEV-Antrieb angeboten. Ausserdem haben die Japaner mit dem e:Ny1 auch ein rein elektrisches Modell im Portfolio. Nun will Honda verstärkt in Elektroautos investieren und startete dazu quasi bei null. Deshalb trägt diese neue Fahrzeuggeneration den Projektnamen «0 Series», gesprochen «Zero Series». Eine völlig neue Plattform, auf der künftig sieben Modelle mit reinem E-Antrieb aufbauen sollen. Und auch sonst passt die Null sehr gut, wie Honda-CEO Toshihiro Mibe anlässlich eines Journalisten-Events in Japan erklärte: «Honda strebt bis zum Jahr 2050 das Ziel von null Umweltbelastungen und null tödlichen Verkehrsunfällen mit Honda-Motorrädern und -Autos an.» Ein ehrgeiziges Ziel, bei dessen Erfüllung die Fahrzeuge der 0-Series eine Schlüsselrolle spielen sollen.
Honda will vor allem auch punkto Raumgestaltung – wie hier im Concept Car „Space-Hub“ – Revolutionäres zeigen, das an Science Fiction erinnert. Bild: Honda
Die neue Generation von E-Autos soll 2026 starten und weltweit angeboten werden. «Ausgehend von der Markteinführung in Nordamerika im Jahr 2026 plant Honda bis 2030 die weltweite Einführung von insgesamt sieben Modellen der Honda 0-Series. Darunter kleine, mittlere und grosse Modelle», sagt Mibe. Als Basis für diese Modelle setzen die Japaner aber nicht auf eine Architektur mit einer besonders hohen Volt-Zahl. Sie würde konstant schnelles Laden ermöglichen. Es gibt auch keine besondere Batterie mit einer neuartigen Zellchemie. Gemäss Entwicklungsleiter Kazohide Ito werden die ersten Modelle auf 400-Volt-Basis sein, später sei aber auch 800 Volt möglich. Zur Zellchemie äussert sich der Hersteller nicht. Vielmehr setzt Honda auf eine besondere Produktionsmethode und eine ausgeklügelte Konstruktion.
Konstruktive Kniffe und teilautonomes Fahren
Im Mittelpunkt bei der 0-Series steht der Leitspruch «Thin, light and wise», also dünn, leicht und klug. «Thin» stehe dabei für den technologischen Entwicklungsansatz, die Struktur der Komponenten so dünn und leicht wie möglich zu gestalten. Man realisiert so ein Fahrzeug mit niedriger Höhe und kurzen Überhängen, erklärt Toshihiro Akiwa, der die Entwicklung von batterieelektrischen Fahrzeugen bei Honda leitet. Dazu gehört eine neue Elektro-Plattform auf der Basis von heissgepresstem Stahl. Diese Produktionsmethode ermöglicht ein schlankes Design und eine niedrige Bauhöhe. Das Gehäuse der Batterieeinheit im Fahrzeugboden kann durch ein besonderes Druckguss-Verfahren sowie durch den Einsatz von 3-D-Rührreib-Schweissverfahren um etwa 6 Prozent schlanker gebaut werden. Dies im Vergleich zu den aktuellen Honda-E-Modellen.
Das Concept-Modell der 0 Series mit dem Namen Space-Hub – auch der künftige Van wird aussergewöhnliche Formen haben. Bild: Honda
«Light» stehe für den technologischen Entwicklungsansatz, mit dem die «Freude am Fahren» und eine «hervorragende Umweltleistung» angestrebt werde, wie Akiwa weiter ausführt. Die Modelle der 0-Series sollen dank einer cleveren Bauweise immerhin 100 Kilogramm leichter sein im Vergleich zu bestehenden E-Modellen. «Wise» schliesslich soll einerseits diese ausgeklügelte Konstruktion zum Ausdruck bringen, andererseits aber auch verdeutlichen, dass man die Fahrzeuge selbst klüger machen wolle. Hier sind die Stichworte teilautonomes Fahren und Künstliche Intelligenz.
Futuristisches Design, bessere Raumnutzung
Aus allen Informationen schliessend, die der Hersteller bei der Vorstellung der 0-Series in Tokio preisgegeben hat, werden die neuen E-Modelle von Honda technisch also nicht allein auf weiter Flur, sondern in der soliden Mitte platziert sein. Honda spricht von einer Normreichweite von etwa 300 Meilen, also rund 480 Kilometern, geladen werden die Batterien vorerst mit 400-Volt-Technik wohl maximal mit 200 kW, dazu wird es einmotorige oder zweimotorige Modelle mit Heck- oder Allradantrieb geben. Das wird die Mitbewerber aus dem Westen, vor allem aber aus China kaum beeindrucken.
Innovativ ist die neue Fahrzeuggeneration von Honda aber dennoch. Die neue Plattform verwendet so genannte E-Axles, also E-Achsen, an denen der E-Motor und alle nötigen Nebenaggregate wie der Inverter entlang der Achse nebeneinander platziert sind und so eine flache, horizontale Einheit bilden. Dieses clevere «Packaging» ermöglicht eine deutlich bessere Raumnutzung.
Das erste Serienmodell in der Pipeline
Und in einem Punkt ist die 0-Series sogar revolutionär: Wie die Studie Saloon zeigt, die das erste Serienmodell gestalterisch vorwegnehmen soll, wird Honda bei der Design-Sprache neue Wege beschreiten: Das langgezogene, flache, von der Aerodynamik geformte Design der Studie verändert das Automobil, wie wir es heute kennen, zu dem, was wir aus Science-Fiction-Filmen kennen. Auch die Studie eines grossen Vans deutet klar in diese Richtung. Ob Honda das alles für die Serienversionen beibehält, wird sich schon bald zeigen: An der kommenden CES in Las Vegas im Januar will der Hersteller neben weiteren Studien auch das erste Serienmodell der 0-Series präsentieren. Man darf also gespannt sein.
Diesen Artikel erstellte Go Green im Rahmen der Kooperation mit Honda. Er entspricht den Nachhaltigkeits-Anforderungen von Go Green.