Unbeschwert ans Meer reisen: Wer dabei aufs Flugzeug verzichtet, hat schon vieles richtig gemacht. Bild: istock.com
Das Fliegen ist längst wieder im Trend. Ökologischer Fussabdruck hin oder her. Nicht nur in den Sommerferien, auch in den Frühlings- und Herbstferien geht’s für viele gerne mal kurz mit der Familie nach Thailand oder Florida. Aber wie sehr fällt so eine Reise überhaupt ins Gewicht in unserem durchschnittlichen jährlichen CO2-Fussabdruck von 14 Tonnen pro Person? Und sind Ferien mit dem Auto wirklich viel klimafreundlicher im Vergleich?
Sardinien, Barcelona, Phuket und St.Moritz
Wir haben zur Einordnung zwei europäische Destinationen (Sardinien und Barcelona), eine Übersee-Destination, die nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist (Phuket) und dazu die Schweizer Destination St.Moritz ausgewählt. Dazu benutzten wir die Daten von mobitool.ch.
Reizeziel Sardinien: E-Auto noch vor dem Zug
Wir gehen davon aus, dass wir mit einer vierköpfigen Familie in die Ferien fahren, respektive fliegen (Zürich-Olbia). Und dass vor Ort auf Sardinien sowohl die Familie mit dem Flugzeug als auch jene, die mit Zug anreist, noch je ein Auto mietet und während der Ferien je 400 Kilometer weit fährt. Beim E-Auto laden wir nur Ökostrom. Für die Reisenden mit dem Auto, dem E-Auto und dem Zug kommen die Emissionen der Fähre dazu. Interessant: Der schnelle italienische Zugverkehr hat einen rund 5 Mal höheren CO2-Ausstoss als der französische TGV (siehe Beispiel Barcelona), der grösstenteils mit Ökostrom betrieben wird. Darum hat hier das E-Auto mit 4 Personen knapp die Nase vorn.
Familie (4 Personen) mit Flugzeug (Eco) und Mietauto (Benzin) auf der Insel
Zürich – Olbia retour (1500 km Distanz): 437,7 kg CO2 pro Person
Ausflüge mit dem Auto (Benziner) auf der Insel (400 km in 2 Wochen): 24,2 kg CO2 pro Person
Total: 461,9 kg CO2 pro Person
Familie (4 Personen) mit Auto (Diesel) und Fähre
Zürich – Livorno retour (1800 km Distanz) 95,6 kg CO2 pro Person (berechnet mit Verbrauch von 5,7 l/100 km)
Fähre Livorno-Olbia retour: 28 kg CO2 pro Person
Ausflüge mit dem Auto auf der Insel (400 km in 2 Wochen): 21,2 kg CO2 pro Person
Total: 144,8 kg CO2 pro Person
Die Fähre ist punkto Emissionen vernachlässigbar

Die Langsamkeit der Autofähre macht einem bewusst, wie gross das Meer eigentlich ist und fällt punkto Emissionen weniger ins Gewicht, als vermutet. Bild: istock.com
Familie (4 Personen) mit E-Auto (Ökostrom-Mix) und Fähre:
Zürich – Livorno retour (1800 km Distanz) 50,6 kg CO2 pro Person (Verbrauch von 18 kWh/100 km)
Fähre Livorno-Olbia retour: 28 kg CO2 pro Person
Ausflüge mit dem Elektroauto auf der Insel (400 km in 2 Wochen): 11,2 kg CO2 pro Person
Total: 89,8 kg CO2 pro Person
Familie mit Zug und Fähre:
Zürich – Livorno retour (1800 km Distanz) 57,8 kg CO2 pro Person
Fähre Livorno-Olbia retour: 28 kg CO2 pro Person
Ausflüge mit dem Elektroauto auf der Insel (400 km in 2 Wochen): 11,2 kg CO2 pro Person
Total: 97 kg CO2 pro Person
Welches Verkehrsmittel benutzt du in den Sommerferien?

Der Kluge reist… ,aber das E-Auto kann bei Auslandsreisen mit dem Zug (gerade in Italien) sogar knapp klimafreundlicher sein. Grafik: Go Green Magazin
Reiseziel Barcelona – auch der Bus schneidet gut ab
Für die Destination Barcelona haben wir neben Flugzeug, Verbrenner-Auto (Diesel), Elektroauto und Zug auch den Fernbus zum Vergleich herangenommen. Auch hier rechnen wir damit, dass wir vor Ort noch ein paar hundert Kilometer zusätzlich mit einem Auto fahren (gemietet oder das eigene). Ins Gewicht fällt aber klar die grosse Distanz. Hier sind die Emissionen mit dem Flugzeug um das 17-fache höher als jene mit dem Zug.
Familie (4 Personen) mit Flugzeug (Eco) und Mietauto (Benzin)
Zürich – Barcelona retour (1700 km Distanz): 494,7 kg CO2 pro Person
Ausflüge mit dem Auto (Benziner) in der Region (400 km in 2 Wochen): 24,2 kg CO2 pro Person
Total: 518,9 kg CO2 pro Person
Familie (4 Personen) mit dem Auto (Diesel)
Zürich – Barcelona retour (2100 km Distanz): 111,5 kg CO2 pro Person
Ausflüge mit dem Auto (Diesel) in der Region (400 km in 2 Wochen): 21,2 kg CO2 pro Person
Total: 132,7 kg CO2 pro Person
Familie (4 Personen) mit dem Fernlinienbus (Diesel)
Zürich – Barcelona retour (2100 km Distanz): 97,6 kg CO2 pro Person
Ausflüge mit dem Elektroauto in der Region (400 km in 2 Wochen): 11,2 kg CO2 pro Person
Total: 108,6 kg CO2 pro Person

Klimafreundliche Sommerferien: Zugreisen haben Charme und sind – gerade in der Schweiz oder mit Ökostrom auch auf ausländischen Netzen – die nachhaltigste Variante. Bild: istock.com
Familie (4 Personen) mit dem E-Auto (Ökostrom)
Zürich – Barcelona retour (2100 km Distanz): 59 kg CO2 pro Person
Ausflüge mit dem Elektroauto in der Region (400 km in 2 Wochen): 11,2 kg CO2 pro Person
Total: 70,2 kg CO2 pro Person
Familie (4 Personen) mit dem Zug (Ökostrom) und Mietauto (E-Auto/Ökostrom)
Zürich – Barcelona retour (1672 km Distanz): 20,9 kg CO2 pro Person
Ausflüge mit dem Elektroauto in der Region (400 km in 2 Wochen): 11,2 kg CO2 pro Person
Total: 32,1 kg CO2 pro Person

Zürich-Barcelona: Die Ferien mit dem Flugzeug haben einen 16 Mal höheren CO2-Fussabdruck pro Person als jene mit dem Zug. Grafik: Go Green Magazin
Reiseziel Phuket: Ein Viertel des CO2-Jahresbudgets
Allein mit einem Thailand-Flug sind schon ein Viertel der durchschnittlichen Schweizer Pro-Kopf-Emissionen pro Jahr (14 Tonnen CO2) erreicht. Er ist rund acht Mal klimaschädlicher als Familienferien auf Sardinien mit dem Flugzeug und Verbrenner-Auto vor Ort und rund 40 Mal klimaschädlicher als die Reise nach Sardinien mit E-Auto und Fähre.
Reise mit dem Flugzeug
Zürich – Phuket retour (18’700 km Distanz): 3’543 kg CO2 pro Person.
Ausflüge mit dem Auto (Benziner) vor Ort (400 km in 2 Wochen): 24,2 kg CO2 pro Person
Total: 3’567,2 kg CO2 pro Person

Wer in der Schweiz zwei Wochen in den Bergen bucht und mit dem Zug anreist, verursacht praktisch keine Emissionen und auch die Sardinien-Reise mit E-Auto und Fähre fällt kaum ins Gewicht – ganz im Gegensatz zur Flugreise nach Phuket. Grafik: Go Green Magazin
Reiseziel St.Moritz – die Schweiz ist so oder so nachhaltiger
Eines vorweg: Wer sich für Ferien in der Schweiz entscheidet und aufs Flugzeug verzichtet, hat in der Bilanz nur minimale CO2-Emissionen bezüglich der Anreise. Auch hier gilt: Ein mit 4 Personen besetztes Elektroauto (mit Schweizer Ökostrom) kann es letztendlich fast mit dem Zug aufnehmen.
Familie (4 Personen) mit dem Zug
Zürich – St.Moritz retour (400 km Distanz): 2,8 kg CO2 pro Person
Familie (4 Personen) mit dem E-Auto
Zürich – St.Moritz retour (400 km Distanz): 8,8 kg CO2 pro Person
Familie (4 Personen) mit dem Auto (Benziner)
Zürich – St.Moritz retour (400 km Distanz): 24,2 kg CO2 pro Person
Klimafreundliche Sommerferien: Die Reise ans Meer ist immer möglich
Wer sich zwar für klimafreundliche Sommerferien, nicht aber für heimische Berg- oder Seeluft begeistern kann, hat noch immer viele Optionen, die mehr als vertretbar sind. Bei den Ferienreisen mit dem Elektroauto ist die Auslastung wichtig, um einen minimalen persönlichen Impact zu haben. Fernbusse sind mittlerweile sehr klimafreundlich und bieten – wie beim Twiliner – auch Liegesitze an. Solange das Thema Solartreibstoff bei den Flugzeugen noch ein paar Jahre in der Entwicklungsphase rotiert und auch keine grossen schwebenden Elektroflugzeuge unterwegs sind, bleiben für Umweltbewusste vor allem lange Flüge die Ausnahme. Aber eine Reise ans Mittelmeer – das zeigen die Zahlen – ist fast mit jedem Verkehrsmittel ab und zu vertretbar.
Wir inspirieren mit Go Green – hilf mit!
Die Produktion dieses Beitrags hat einiges gekostet.
Als Leser: in von Go Green konsumierst du unsere Texte, Bilder und Videos aber ohne Bezahlschranke. Das ist gut so und soll so bleiben. Denn wir wollen so viele Menschen wie möglich über Nachhaltigkeit und die besten Zukunftslösungen informieren und inspirieren. Mit einem kleinen Betrag hilfst du uns, damit wir allen weiterhin ein spannendes Angebot zeigen können.
PS: Das geht – beispielsweise mit Twint – sehr schnell und einfach!
Vielen Dank für deine Unterstützung!

Mir ist schleierhaft, warum so viele derzeit um die Wette fliegen. Als ob es in Europa nicht 10‘000 geniale Orte gäbe. Fomo?