Das von KI generierte Gemälde «Théâtre D’opéra Spatial», das 2022 an einem Kunstwettbewerb den Siegerpreis erhielt, löste eine grosse Diskussion über KI aus. Bild: Instagram/Jason Allen
Der Aufschrei war gross, als sich vor gut zwei Jahren auf Twitter plötzlich diese Story rasant verbreitete: Der Brettspielentwickler Jason Allen hatte bei einem Kunstwettbewerb im US Bundesstaat Colorado mit einem Bild gewonnen, das nicht seiner Feder entsprungen oder dank seinem handwerklichen Können entstanden war. Er nutzte dafür eine Software namens Midjourney, einen Text-zu-Bild-Generator, der mithilfe künstlicher Intelligenz und auf Basis von über 600 Texteingaben das Bild generiert hatte.
KI verstehen lernen auf dem
Swisscom-Campus
Swisscom bietet im Rahmen des Engagements für digitale Nachhaltigkeit neue Medienkompetenz-Angebote zu Text- und Bild-KIs auf Swisscom Campus an. Was sind die Vorteile von KI? Wo lauern die Gefahren? Wie kann ich KI professionell und verantwortungsvoll nutzen?
Kinder und Jugendliche müssen lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen und die Funktionsweise von KI zu verstehen. Eltern und Lehrpersonen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie sollten Kinder frühzeitig über KI aufklären, kritisches Denken fördern, digitale Ethik vermitteln, praktische Erfahrungen ermöglichen und als Vorbilder agieren. Umso wichtiger sind hier umfangreiche Angebote wie jenes auf dem Swisscom Campus.
Dazu gibt es eine Vielzahl an Tipps für generative Bild KI und generative Text KI.
Beispielsweise findest Du da folgende Themen:
- wie eine Bild-KI und Bildgenerierung funktioniert
- die bekanntesten KI-Bildgeneratoren im Vergleich mit der Ausführung eines Prompts
- Tipps, wie KI-Bilder besser gepromptet werden
- die besten KI-Textgeneratoren mit Vor- und Nachteilen
- wie eine klare Sprachstruktur beim prompten in KI-Textgeneratoren hilft
- starke Anwendungsbeispiele für generative Text-KI
Hier geht’s auch zum Download des Magazins enter, dem Ratgeber mit vielen spannenden Facts und Grafiken zum Thema künstliche Intelligenz. Ebenfalls empfehlenswert ist der Ratgeber zum Thema Fake News und Deepfake.
Was ist legitim und was nicht?
Jason Allens Werk mit dem Namen «Théâtre D’opéra Spatial», einer Mischung aus einer opulenten, an die Renaissance angelehnte Opernbühne und einem lichtdurchfluteten, an Science-Fiction erinnernden Portal durch Raum und Zeit, gab zu reden. Rechtlich legitim war der Sieg gemäss der Jury, denn Allen hatte in der Kategorie «digitale Kunst/digital manipulierte Fotografie» teilgenommen. In der «digitale Kunst» explizit definiert war als «künstlerische Praxis, welche digitale Technologie als Teil des kreativen Prozesses nutzt».
Allen hatte – nach eigenen Angaben bewusst – dennoch eine wichtige Diskussion angestossen. Umso mehr, weil das Bild auch aufzeigte, dass selbst kreative Berufe künftig von einer Maschine ausgeführt werden können. In diesem Falle stellten sich Fragen wie: Wie definieren wir Kunst? Und wie wird sie geschaffen und konsumiert? Was ist legitim und was nicht?
Das bekannte Beispiel des Kunstgemäldes, welches Jason Allen dank KI geschaffen hatte, steht nur exemplarisch für die fast grenzenlosen Möglichkeiten von KI und die vielen Felder, auf denen sie Anwendung findet. Neben dem omnipräsenten Chatbot ChatGPT, den bereits hunderte Millionen Menschen pro Monat für die Generierung von Texten oder als Recherchetool nutzen, hält KI heutzutage fast überall im digitalen Raum Einzug – oder ist bereits länger da. Beim Online-Einkauf ist KI ebenso im Seitenwagen wie bei der Filmsuche im Streaming-Dienst, auf Social-Media-Kanälen, den bekannten Sprachassistenten Siri und Alexa. Und dort ist längst nicht Schluss.
Wir übertragen Arbeit – und zum Teil unsere Jobs
KI wird viele unserer Arbeiten – und dadurch auch Arbeitsplätze – überflüssig machen. Ein Beispiel gefällig? Der Amazon-Gründer und mit einem Vermögen von über 200 Milliarden Dollar zweitreichste Mensch der Welt (nach Elon Musk) hat in diesem Jahr mehrere Millionen Franken in das Schweizer Unternehmen Swiss-Mile investiert. Das ETH-Startup entwickelt einen Roboterhund auf Rädern, der dank KI autonom lernen soll und beim Monitoring oder als Lieferdienst eingesetzt werden soll. Das wird gleichzeitig als fortschrittlich und beängstigend empfunden. Denn es ersetzt die menschliche Arbeitskraft. Auch Schweizer Medienkonzerne entliessen in den vergangenen Jahren im grossen Stil Journalisten, bauten gleichzeitig die Anzahl von KI-generierten Texten aus. Denn der «Content» wird gebraucht. Möglichst günstig natürlich.
Die Crew des ETH-Startups Swiss-Mile mit dem Roboterhund auf Rädern – auch Amazon-Gründer Jeff Bezos hat Millionen in Swiss-Mile investiert. Bild: Swiss-Mile
Künstliche Intelligenz als Ärzte und Helfer beim Klimaschutz
KI ist auch bereits an Orten, an denen wir sie noch nicht vermuten. In China wurde 2024 das erste – noch rein virtuelle – KI-Spital eröffnet. In diesem beraten KI-Ärzte in nur wenigen Tagen bis zu 10’000 virtuelle Kunden. Richtige Ärzte würden dafür um die zwei Jahre brauchen. Bislang ist dies ein Test. Aber bis sich Menschen aus Fleisch und Blut die Diagnose stellen lassen, scheint nur eine Frage der Zeit.
Text-KI kann uns heutzutage bereits in vielen Lebenslagen unter die Arme greifen. Sei es bei einem Bewerbungsschreiben, einer Zusammenfassung einer hochkomplexen hundertseitigen Studie oder bei der Betriebsrede, die noch etwas Input braucht.
Aber künstliche Intelligenz hilft auch beim Klimaschutz und dem Vorantreiben der Kreislaufwirtschaft. Die Bandbreite an Anwendungen ist riesig – und ist oft auch ein Griff nach den Sternen. Denn es beschleunigt Prozesse in einem nie gesehenen Masse.
Als Deep Blue den Schachweltmeister besiegte
Die Idee der KI existiert bereits lange. Exemplarisch lassen sich die Fortschritte beim Schachspiel feststellen. 1952 gab es den ersten Schach-Algorithmus, 1956 die Begriffsprägung KI, 1996 die erste Partie von Schachweltmeister Garry Kasparow gegen den IBM-Supercomputer «Deep Blue». Der Russe gewann zwar dieses Duell, nur um ein Jahr später die Revanche zu verlieren. Der Computer ermittelte dabei jeweils mit 200 Millionen Zügen pro Sekunde, was die beste Reaktion sei. Im entscheidenden Spiel war Kasparov nach 19 Zügen Schachmatt und stürmte darauf aus dem Saal. Es war ein Meilenstein in der Geschichte der KI. Obwohl Deep Blue kein modernes Deep-Learning-System war, also auch keine KI im heutigen Sinne, war der Supercomputer ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des maschinellen Denkens.
Künstliche Intelligenz – die Nachahmung des Gehirns
KI ist der Versuch, menschliches Lernen und Denken auf Computer zu übertragen. Sie ahmt das menschliche Gehirn nach und basiert auf mathematischen Modellen und Algorithmen. KI lernt aus grossen Datenmengen, findet selbstständig Antworten, löst Probleme und lernt eigenständig dazu.
Mit der Verbreitung von KI wird die fluide Intelligenz (logisches Denken und Problemlösen) immer wichtiger. Während KI Fakten besser speichern und Routineaufgaben effizienter ausführen kann, bleibt die menschliche Fähigkeit zu kreativem Denken, Problemlösen und Anpassungsfähigkeit eine wichtige Stärke.
Deepfake: Was können wir noch glauben?
So vielfältig die Möglichkeiten von KI sind, so sind es auch die Gefahren. Von KI erstellte Deepfakes – wie Fälschungen von Videos und Bildern von Politikern – können zum Problem werden. Hat Barack Obama, Joe Biden oder Donald Trump nun dies oder jenes behauptet? Oder ist die Ton- oder Videoaufnahme KI-generiert? Oftmals ist die Fiktion und die Realität kaum mehr zu unterscheiden. Wie im Falle des «Robocalls» von Joe Biden in diesem Jahr, bei dem ein Programm mit einer KI-generierten Stimme von Biden tausende Anrufe an potentielle demokratische Wähler tätigte und sie aufforderte, nicht zur Wahl zu gehen.
Mittels KI-unterstützten Video-Programmen können Gesichter und Stimmen ausgetauscht werden, perfektioniert zu sogenannten Deepfakes – hier sind klare Gesetze und Richtlinien vonnöten. Bild: istock.com
Wo Fakten verdreht werden, steht aber das politische und gesellschaftliche Gleichgewicht auf dem Spiel. Die Forderung nach Regulierungen und Gesetzen wird darum lauter. Schon der berühmte – und verstorbene – Astrophysiker Stephen Hawing warnte zu Lebzeiten vor potentiellen Gefahren der KI. Sie könne – wenn nicht richtig kontrolliert – das Ende der Menschheit bedeuten. Auch der oft als «Godfather of AI» bezeichnete Geoffrey Hinton, ein Pionier des Deep Learnings, stösst ins gleiche Horn. Er verliess Google im Jahr 2023, um freier über die Gefahren von KI sprechen zu können. Er äusserte Bedenken, dass KI Wissen unvorhergesehen verknüpft und so unkontrollierbar werden könnte.
Neben der Politik, die hier gefragt ist und entsprechend klare Leitlinien setzen muss, sind aber auch die Konsumenten gefordert, sich mit den neuen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Die Medienkompetenz wird hier zum zentralen Faktor.
Dieser redaktionelle Beitrag entstand im Rahmen der Kooperation mit Swisscom. Er entspricht den Nachhaltigkeitsanforderungen von Go Green.