Outdoor-Bekleidung des Schweizer Labels Rotauf: Das Unternehmen setzt neue Standards und wurde als nur eines von drei Unternehmen im Detox-Commitment von Greenpeace aufgenommen. Bild: Rotauf
Beim Thema nachhaltige Mode denken wir nicht unmittelbar ans Appenzell. Dabei hat der Kanton vor einiger Zeit mit einer sehr zukunftsweisenden Idee Furore gemacht. Dem Nacktwandern. Zugegeben, der Hauptbeweggrund dieser Aktion war nicht die Nachhaltigkeit, sondern einfach ein Lebensgefühl. Trotzdem gewinnt die Idee im Kontext des Klimawandels und des Rückgangs der Biodiversität an Aktualität. Nichts tragen heisst nichts falsch machen. Labels helfen, aber nicht immer. Denn die negativen Auswirkungen von Outdoor- und Wanderbekleidung auf die Umwelt sind nicht wegzudiskutieren.
Die Outdoor-Branche ist in den letzten Jahren stark in die Kritik geraten. Unter anderem wegen der hohen Mikroplastik-Belastung im Wasser, die durch Funktionsbekleidung aus Polyester entsteht. Knapp 70 Prozent der heutigen Sportkleider werden aus Polyester hergestellt. Technisch gesehen ein sehr praktisches Material, da es sehr schnell trocknet und extrem pflegeleicht ist.
Keine nachhaltige Mode: weil Mikrofasern und Chemikalien die Umwelt belasten
Der grosse Nachteil ist, dass die Kleidungsstücke bei jedem Waschgang Mikro-Fasern verlieren. Dem Fraunhofer-Institut für Umwelt zufolge, gelangen so jährlich 77 Gramm Mikro-Fasern pro Kopf in die Umwelt. Doch nicht nur das Material hat einen negativen Fussabdruck. Auch die Beschichtung der Textilien kann problematisch sein. Bei einer Untersuchung von 40 Outdoor-Artikeln hat Greenpeace festgestellt, dass bei 37 Produkten per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) verwendet werden. PFC wird überall dort eingesetzt, wo ein Kleidungsstück eine wasserabweisende Eigenschaft aufweisen muss. Diese chemischen Giftstoffe können über den Industrieabfall in die Umwelt gelangen. Aber nicht nur. Durch die hohe Beliebtheit und die weltweite Verbreitung technischer Sportbekleidung findet sich PFC sogar im Himalaya vor und bedroht die Natur und die Gesundheit der Menschen.
Nachhaltige Materialien bei Jacken – so geht modische Nachhaltigkeit
Insbesondere in der regnerische Jahreszeit finden sich in der Herbstmode Kleidungsstücke, die mit diesen gesundheitsschädigenden Chemikalien behandelt wurden. FreyZein, ein Österreichisches Modelabel, hat daher eine Herbstjacke entwickelt, die wasserabweisend ist und dabei ganz ohne Chemie auskommt.

Die Outdoor-Jacken des Labels Freyzein kommen ganz ohne Chemie aus. Und sind darum nachhaltig. Bild: Freyzein
Glücklicherweise ist die die Outdoor-Branche im Aufbruch und hat die Problematik erkannt. Bereits eine handvoll Schweizer Firmen experimentieren mit neuartigen Materialien und Verarbeitungstechniken. So auch die Modemarke Muntagnard. Sie stellen T-Shirts aus Holzfasern her. Das Material, das sie verwenden, ist genauso pflegeleicht und schnelltrocknend wie Polyester, schont aber die Ressourcen.
Schweizer Firma Radys als weiterer Pionier für sustainable fashion
Ein weiterer Pionier punkto Nachhaltigkeit ist die Firma Radys. Ihre hochperformante Outdoor-Bekleidung verzichtet vollständig auf die Beschichtung mit PFC. Sie ist eine umweltverträgliche Alternative zu den herkömmlichen Produkten. Dank innovativer Unternehmen und neuartiger Materialien ist es auch beim Schweizer Nationalsport möglich, auf Nachhaltigkeit zu achten. So muss niemand mehr für nachhaltiges Wandern die Hüllen fallen lassen. Und sonst gibt es ja noch nachhaltige Bademode. Und wer es „drunter“ ebenfalls nachhaltig haben möchte, dem sei unser Artikel über nachhaltige Unterwäsche empfohlen.
LISTICLE – TIPPS FÜR NACHHALTIGE OUTDOOR-MODE IM HERBST
- Rotauf, https://www.rotauf.ch, ist eine Marke für Outdoor- und Skibekleidung aus der Schweiz. Die Entwicklung und Produktion erfolgt komplett in der Schweiz. Zudem gibt Rotauf auf alle Produkte 2 Jahre Garantie. Sie verzichten zudem komplett auf umweltschädliche und giftige Chemikalien und sind weltweit eines der drei Unternehmen, die im DETOX Commitment von Greenpeace aufgenommen worden sind.
- FreyZein, https://freyzein.com, ist ein Startup aus Österreich. Sie haben eine Outdoor-Jacke entwickelt, die fast vollständig biologisch abbaubar ist. Für das Produkt werden keine schädlichen Stoffe verwendet. Zudem findet die Produktion in Europa unter fairen Bedingungen statt.

Die Schweizer Firma Muntagnard glänzt mit wiederverwendeten Materialien – nachhaltige Mode heisst hier auch Kreislaufwirtschaft. Bild: Muntagnard
- Muntagnard, https://muntagnard.ch/, ein Schweizer Jungunternehmen, welches sich ganz der Kreislaufwirtschaft verschrieben hat. Die verwendeten Materialien sind erneuerbar, recycled und/oder biologisch abbaubar. Nicht mehr getragene Kleidungsstücke werden von Muntagnard zurückgenommen und fachgerecht recycelt.
- OPEND, www.opend.ch, One-Size und Unisex Wander- und Outdoorsocken, entworfen in der Schweiz. Achtet auf Vermeidung von Produktionsüberschuss und eine faire Produktion. Die Socken werden plastikfrei versendet. Durch eine neuartige Produktionsart sind die Socken sehr scheuerbeständig und somit länger verwendbar.
- Nikin, https://nikinclothing.com/, Schweizer Modefirma, die Basics aus Baumwolle und weiteren natürlichen Materialien herstellt. Ihr Versprechen ist, dass für jedes verkaufte Kleidungsstück ein Baum gepflanzt wird.
- Swiss Advance, https://www.swiss-advance.com/, nachhaltiges Camping-Equipment entworfen und hergestellt in der Schweiz. Ihre Produkte bestehen hauptsächlich aus recycelten Materialien. Ein Prozent des Umsatzes wird für den Klimaschutz verwendet. Weiter setzt sich die Firma mit der Stiftung https://green-advance.org für die Biodiversität ein.
- RADYS, https://www.radys.swiss/, ist ein Schweizer Sportmodehersteller, der in der ganzen Kollektion vollständig auf PFC verzichtet. Die Teile sind langlebig und lassen sich dank einem durchdachten Layering-Konzept hervorragend kombinieren. Zudem achtet Radys auf kurze Transportwege und verwendet nur mulesing-freie Wolle für ihre Kollektionen.

Sehr informativer und inspirierender Artikel!
Seit Jahren habe ich eine mit Wolle gefütterte Jacke von Rotauf im intensiven Einsatz auf Berg- und Trekkingtouren – die ist super!
Wichtig ist offenbar auch die gute Pflege (häufiges Waschen) der Outdoor-Jacken. Dies verlängert die Lebensdauer erheblich, sagte man mir in einigen Fachgeschäften. So greiffe Schweiss die Textilien an und mache gerade Regenjacken mit der Zeit undicht.
Vielen Dank für das positive Feedback Bernard, das freut uns sehr zu hören!
Die korrekte und regelmässige Pflege von Outdoorjacken ist tatsächlich ein wichtiges Thema, welches vielen Nutzern noch nicht ausreichend bekannt ist. Diesbezüglich müssen wir (die Outdoormarken und Fachhändler) die Kommunikation verbessern und intensivieren.
Endlich geht da was! Gefällt mir. Habe kürzlich gelesen, dass Vaude bald klimaneutral sein soll.
Danke für den differenzierten und informativen Artikel! Ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber da Mikrofasern manchmal nicht ganz unvermeidbar sind, gibt es von PlanetCare ein Filtersystem, mit dem man die Umweltbelastung beim Waschen zumindest etwas reduzieren kann.
Nachhaltige Mode wird immer wichtiger. Auch im Outdoorbereich. Brands wie Nikin differenzieren sich als Baumpflanzer. Interessant finde ich, dass immer mehr junge Leute Second Hand Kleider tragen – mit dem Nebeneffekt, dass die Preise in den Brockis immer mehr steigen…
Nachhaltige Outdoor-Mode ist voll im TREND!!