Skifahren hat punkto Nachhaltigkeit schlechte Karten: Aber die Konsumenten können den Fussabdruck stark verringern. Bild: istock.com
Der erste Schnee ist gefallen, und viele Schweizer:innen denken bereits an die Reise in die Berge. Ans Skifahren, Langlaufen, Schlitteln! Laut einer Studie des Bundesamts für Sport fahren 35 Prozent der Schweizer regelmässig Ski, das wird nur vom Wandern, Schwimmen und Velofahren getoppt. Der Schnee treibt uns auf die Berge, jedoch ist der Weg dorthin ein grosses Problem. Für die Anreise in die Skiferien nehmen gemäss diversen Studien noch immer über 80 Prozent das Auto.
Wie wichtig ist dir Nachhaltigkeit beim Skifahren?
Die Umweltbilanz ist entsprechend negativ. Beim Zug, dessen Strom für den Betrieb in der Schweiz fast ausschliesslich aus Wasserkraft gewonnen wird, entstehen fast keine Emissionen. Es sind nur 8 Gramm CO2-Äquivalente pro Personenkilometer. Beim Benziner oder Diesel sieht die Lage sehr viel schlechter aus. Dort sind es knapp 200 Gramm CO2-Äquivalente pro Personenkilometer. Wollen wir beispielsweise von Zürich ins Wallis in die Belalp zum Skifahren, stossen wir mit dem Auto für beide Wege 72 Kilogramm CO2 aus, mit dem Zug 2,8 Kilogramm.
Mit dem Zug ins Skigebiet macht Sinn: Der CO2-Ausstoss mit dem Auto ist rund 20 Mal grösser. Grafik: WWF Schweiz
Nachhaltiges Skifahren – der Zug hat das bessere Angebot
Selbst der Faktor Zeitersparnis zieht für diese Strecke nicht. Zwei Stunden und 40 Minuten dauert die Reise mit dem Zug, im Optimalfall mit dem Auto mindestens drei Stunden und 11 Minuten. Nehmen wir die Strecken Zürich-St.Moritz oder Zürich-Davos zum Vergleich, liegt die Zeitersparnis mit dem Auto bei maximal 30 Minuten. Die CO2-Bilanz bleibt mit dem Zug 20 Mal besser. Wer mit den SBB anreist, kann zudem vom Snow n’Rail-Angebot profitieren, welches beispielsweise 10 Prozent Ermässigung auf einen 6-Tages-Skipass gibt, oder 15 Prozent bei der Skimiete. Und das Gepäck wird – kaufen wir beispielsweise einen Skipass – auch noch gratis von Tür zu Tür transportiert.
Mit dem Zug ins Skigebiet: Ist nicht nur entspannender, sondern auch CO2-freundlicher. Bild: istock.com
Schneekanonen belasten die Umwelt – Schatzalp machts anders
Die Mobilität ist ein wichtiger Faktor. Dennoch bleiben punkto Schneesport und Nachhaltigkeit natürlich grosse Vorbehalte. Gerade, was die Produktion von Kunstschnee betrifft. Pro Hektar Kunstschnee werden cirka 4,7 Millionen Liter Wasser benötigt. Die veränderte Zusammensetzung des Schmelzwasser belastet zudem Speicherseen mit Keimen und hat negative Auswirkungen auf die Bodenchemie und die Biodiverstität. Was die reine Energie betrifft: Die Schneekanonen im Alpenraum könnten cirka 130 000 4-Personen-Haushalte versorgen.
Vereinzelte Skigebiete suchen nach nachhaltigen Lösungen. Das Skigebiet Schatzalp-Strela etwa verzichtet generell auf Schneekanonen und baut auf Naturschnee. Entsprechend fängt die Saison je nachdem später an und hört früher auf.
Elektrisch betriebener Pistenbully in Laax: Die Weisse Arena will durchwegs auf elektrische Fahrzeuge setzen. Bild: Weisse Arena Gruppe
Flims Laax – nachhaltiges Skifahren mit ambitioniertem Projekt
Die Skiregion Flims Laax Falera will bis 2030 weltweit die erste selbstversorgende Ski-Destination werden, mit 100 Prozent regional produzierten erneuerbaren Energien. Im Sieben-Punkte-Plan sind unter anderem die komplette Elektrifizierung der Mobilität – auch die der Pistenfahrzeuge – und die Dekarbonisierung des Gebäudebestandes, sowie Solarpanels auf Dächern und Fassaden die Stichworte. Im Nachhaltigkeitskonzept „Greenstyle“ geht es aber nicht nur um die Energiegewinnung. Auch das Thema Foodwaste wird in den Restaurants rigoros angegangen. Mit Kameras, welche die weggeworfenen Lebensmittel fotografieren und Rückschlüsse über die richtigen Mengen zulassen. Wasser direkt ab Trinkhahn statt in Flaschen, vermehrt vegetarische und vegane Menus – es bewegt sich einiges.
Punkto künstlicher Beschneiung, Energie, Mobilität und pflanzlicher Ernährung müssen die meisten Skigebiete aber generell noch grosse Anstrengungen unternehmen, um nachhaltig vertretbaren Wintersport zu garantieren.