Eine Halbtrockenwiese mitten in der Stadt Bern – sogar Orchideen wachsen hier. Bild: Claudia Acklin
Als Laiin konnte ich mir nicht vorstellen, dass auch ein Stück Natur mit einem Prädikat wie „Wiese von nationaler Bedeutung“ ausgezeichnet werden kann. Das Bundesamt für Umwelt, das BAFU, führt unter dem Bundesgesetz für Natur- und Heimatschutz ein entsprechendes Inventar: Objekte von nationaler Bedeutung müssen „ungeschmälert erhalten werden“.
Sogar eine Orchidee-Art wächst auf der Halbtrockenwiese
Nun liegt ein herausragendes Beispiel für eine Halbtrockenwiese mitten in der Stadt Bern, am Aargauerstalden. Das sind, Luftlinie, wohl nur 100 Meter von meinem Zuhause und just dort, wo schon viele Schweizerinnen und Schweizer den Ausblick auf das UNESCO-Welterbe genossen haben. Vom Rosengarten schweift der Blick gleich über die Aare und rüber zur Berner Altstadt. Die Wiese am Steilhang, die übrigens nicht einfach zu mähen ist, wird gar nicht richtig wahrgenommen. Und ehrlich gesagt, sie nimmt sich recht unscheinbar aus. Doch der Botaniker Wolfgang Bischoff, der Spezialist, sieht sie anders. Er erzählt zum Beispiel von der Orchidee-Art, die auf dieser Halbtrockenwiese wächst. Oder warum magere, also ungedüngte Wiesen, grundsätzlich mehr Pflanzensorten hervorbringen.
Rasenflächen in Trockenwiesen umwandeln
Weshalb das so ist und warum Mager- und Trockenwiesen für die Biodiversität so wichtig sind, erzählt er in dieser Episode des Podcast „Die Natur und die Stadt“ im Detail. Er erklärt auch, wie sich Wiesen von Rasenflächen unterscheiden und weshalb es sinnvoll sein kann, wenig genutzte Rasenflächen in der Stadt umzuwandeln in Trockenwiesen. Für seine Firma „Naturschutzlösungen“ erntet er lokales Saatgut, um es für städtische wie auch ländliche Grünflächen einzusetzen. Mit der Zeit kann jede:r einen Blick dafür entwickeln. Denn Wiese ist nicht gleich Wiese.
Podcast „Nature and the city“
Claudia Acklin ist Journalistin, Designforscherin und die Autorin des Podcast und Blogs „Nature and the city – Die Natur und die Stadt“ zu Themen der Biodiversität und des Umgangs von Stadtbewohner*innen mit der Natur in ihrer Stadt. Sie hat früher kurz für das Radio gearbeitet, Dokumentarfilme gedreht, lange Jahre an einer Fachhochschule Design Management unterrichtet und geforscht. In den letzten Jahren hat sie die Geschäftsstelle einer ausserparlamentarischen Kommission geleitet. – Wie es zu diesem Podcast kam: Die Buche in unserem Garten war einer der Gründe, weshalb ich mich mit dem Klimawandel und dessen Auswirkungen auf meine direkte Umgebung zu beschäftigen begann. Wir haben bemerkt, dass unsere Buche das typische Schicksal vieler Strassenbäume teilt: Sie leidet unter der zunehmenden Trockenheit im Sommer und der Hitze des Asphalts der stark befahrenen Strasse, an der unser Haus liegt. Die Hitze strahlt auf ihren Stamm ab. Dort wo sie hin trifft, ist eine Wunde an ihrer Rinde aufgeplatzt. Mittlerweile trägt unsere Buche einen weissen Anstrich, damit sie zur Strasse hin geschützt ist. Wir beobachten, ob die Farbe auch wirklich hilft.
