Sharenting – soll ich Kinderbilder teilen oder nicht?

4 Minuten
7. November 2024

Sharenting bedeutet das Teilen von Kinderbildern durch Eltern und Erziehungsberechtigte. Ist es in Ordnung, wenn wir Fotos unseres Nachwuchses auf sozialen Netzwerken wie Instagram und Co. teilen? Oder schadet es den Kindern am Ende? Ist es vielleicht gar gefährlich? Wir zeigen, was zu beachten ist und verweisen auf einen lohnenswerten Online-Elternabend.

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Sharenting Kinderbilder

Süsse Erinnerung fürs Leben – aber soll das Bild auch auf unseren Insta-Kanal oder in Chat-Gruppen?  Bild: istock.com

Die Influencerin Sara Leutenegger bedient auf Instagram 127’000 Followerinnen und Follower. Als Model setzt sie sich Tag für Tag in Szene und teilt entsprechende Bilder auf dem Kanal. Und jahrelang zeigte sie auch den Alltag mit ihren beiden Buben – ob auf Ausflügen oder beim Einkaufen. Doch die 30-Jährige hat zuletzt den Entscheid gefällt, ihre Kinder nicht mehr auf dieselbe Weise zu zeigen. Fotos von ihnen gibt es nur noch so, dass das Gesicht nicht zu erkennen ist. Zum Beispiel von hinten fotografiert. «Wenn sich etwas nicht mehr richtig anfühlt, dann sollte man nicht zu lange warten, sondern dann auch wirklich handeln», sagt sie in der Schweizer Illustrierten.

Dass sich Sara Leutenegger Gedanken macht, was von ihrer Familie wirklich ins Netz gehört und was nicht, spricht dafür, dass sie sich an einem Punkt überlegt hat, was der «Content» ihr bringt und wo sie Rücksicht auf ihren Nachwuchs nehmen muss.

 

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Eine riesige Menge von Influencern, Stars und Sternchen teilen neben perfekt inszenierten geschäftlichen Inhalten auch Privates – wobei gerade Kinderbilder natürlich ein nicht zu unterschätzender Faktor für noch mehr Follower und Likes sind. Und Millionen von Normalverbraucher:innen tun dies ihnen gleich. Die meisten aus Freude und Stolz über den eigenen Nachwuchs. Dabei merken sie gleichzeitig, dass Familienbilder oft ungleich besser ankommen. Die Versuchung ist also gross.

Kinder mit grossem digitalen Fussabdruck

Gemäss einer Studie der Universität Fribourg postet jeder 10. Elternteil regelmässig Bilder seiner Kinder online. Und das UN-Kinderhilfswerk Unicef schätzt, dass 12-Jährige heute im Schnitt über 1300 Fotos von sich finden. Der Handlungsbedarf ist also gross. Auch der Nationalrat will den Umgang mit Kinderfotos regeln. Aber wo teilen wir überall Fotos? Mit wem teilen wir Fotos? Welche Inhalte teilen wir? Und welche Konsequenzen hat es?

Online-Elternabend zum Thema Sharenting

Willst du dich zum Thema Sharenting informieren? Swisscom hat zum Thema einen wichtigen Online-Elternabend ausgestrahlt. Die Moderatorin Claudia Lässer diskutierte mit Expert:innen folgende Fragen:

  • Was ist «Sharenting»?
  • Was kann es für Folgen haben, wenn du Bilder deiner Kinder im Netz teilen?
  • Was kannst du tun, um deine Kinder zu schützen?
  • Bewährte Regeln für den Umgang mit Bildern & Videos im Netz

Mit: Claudia Lässer, Reto Fehr, Stephanie Karrer und Michael In Albon

Hier siehst du die ganze Sendung im Replay

Keine Zeit? Kein Problem! Auf der Website von Swisscom gibt es alles zum Thema.

Sharenting – was Eltern so alles teilen

Für das Teilen von Kinderfotos auf sozialen Netzwerken gibt es sogar einen Begriff: Sharenting. Zusammengesetzt aus share (teilen) und parenting (Elternschaft). Von Badeferien am Mittelmeer bis zu Familienfesten und Kindergeburtstagen, Spaziergängen in der Natur, Slapstick aus dem Alltag – alles wird irgendwo festgehalten und bereitwillig geteilt.

Bereits vor über 10 Jahren hatten 81 Prozent der Kinder aus zehn Industrieländern noch vor ihrem zweiten Geburtstag einen digitalen Fussabdruck. Dabei hält Artikel 16 der UN-Kinderrechtskonvention fest, dass Kinder ein Recht auf Privatsphäre haben. Dazu gewähren die Grundrechte das Recht am eigenen Bild und das Recht auf Selbstbestimmung. Eltern dürften also ohne die Einwilligung des Kindes eigentlich gar nichts posten. Das wissen die meisten gar nicht. Und weil beispielsweise Babys und Kleinkinder nicht einwilligen können, sind die Eltern in der Pflicht, besonders verantwortungsvoll mit Bildern umzugehen. Und Kinder zu schützen.

Kinderbilder – Türe schliessen für Mobbing und Pädophile

Dementsprechend ist hier Vorsicht geboten und ein Sharenting-Selbstcheck ist angesagt. Denn sind die Inhalte einmal geteilt, haben wir es nicht mehr in der Hand, was damit geschieht, selbst wenn wir die Beiträge löschen. Denn sie könnten längst gespeichert oder weitergesendet worden sein. Auch darum heisst es: Das Internet vergisst nie.

Verschiedene weitere Aspekte kommen dazu. Beispielsweise haben Eltern eine wichtige Vorbildrolle. Fotografieren wir uns pausenlos und stellen alles aufs Netz, um danach möglichst eine grosse Resonanz zu bekommen? Sind wir sogar bis zu einem gewissen Punkt Selbstdarsteller:innen? Kinder eifern uns auch hier mehr nach, als wir glauben. Die Gefahren von Sharenting sind vielseitig. So können unfreiwillig komische oder peinliche Bilder zu Mobbing in der Schule führen. Eine komische Frisur? Ein nicht mehr so moderner Pulli? Ein seltsamer Gesichtsausdruck? Teenager sollen selber – und gut überlegt – entscheiden, was die Welt sehen soll.

Kinderbilder im Netz sind zudem leider auch eine Fundgrube für Pädophile, die – nicht nur Bilder von Kindern in der Badewanne und im Schwimmbad – im Internet finden.

sharenting Badeferien

Gerade auch bei Bildern aus den Sommerferien ist Vorsicht geboten, was mit wem geteilt wird.  Bild: istock.com

KI – aus harmlosen Bildern könnte mehr entstehen

In den vergangenen Jahren ist auch die Gefahr grösser geworden, dass aus einem an sich harmlosen Portraitbild viel mehr wird. In einem Beitrag der NZZ zu Kinderpornografie und Erpressung Minderjähriger wird erklärt, dass bereits ein Foto des Gesichts reicht, um mittels künstlicher Intelligenz Nacktbilder herzustellen, die täuschend echt aussehen. Mit solchem Material wird dann entsprechend Geld erpresst – der Fachbegriff nennt sich Sextortion.

Verhaltenscheck für Eltern

Expert:innen raten darum, die Privatsphäre des Kindes entsprechend zu schützen. Keine Gesichter zu zeigen, keine peinliche oder intime Situationen und Bilder generell erst zu teilen, wenn Kinder zustimmen können. Die auf Kinderschutz spezialisierte Juristin Rita Jedelhauser sagt zudem, dass ein Realitätscheck gut ist, bevor ein Bild gepostet wird. «Eltern sollten sich fragen: Würde ich dieses Bild meines Kindes als Plakat am Zürcher Hauptbahnhof aufhängen? Und zwar für alle sichtbar, und nicht nur für ein paar Tage, sondern für immer.»

Dieser redaktionelle Beitrag entstand im Rahmen der Kooperation mit Swisscom. Er entspricht den Nachhaltigkeitsanforderungen von Go Green.

Kinder auf dem Smartphone – wie oft und wie lange?

Kinder nutzen das Smartphone immer häufiger. Können wir Eltern das verantworten. Der Medienpsychologe Gregor Waller gibt hierzu in einem spannenden Interview zum Handy für das Kind Auskunft!

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Autor:in: Go
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