Steffi Buchli im Interview mit Go Green im Restaurant Kaisin in Zürich: „Ich staune über diese jungen Klimaaktivisten, die so gut informiert sind und eine klare Meinung haben.“ Bild: Bernard van Dierendonck
Ich war kürzlich bei meinen Eltern in Savognin, wo ich einen grossen Teil meiner Kindheit verbrachte. Es war 30 Grad warm. Früher war das einzig Mögliche, nach dem Wandern bei 22, 23 Grad noch schnell die Füsse in den Bach zu halten. Aber heute ist der Badesee warm und Savognin wirkt wie ein Sommerbadeort. Da kriege ich schon Schiss. Wir können uns nicht mehr einreden, die Veränderung sei nur gefühlt. Sie ist statistisch erwiesen.
Am Rande. Wir wohnen etwas ausserhalb der Stadt und uns hat es nur gestreift. Aber es war verrückt, beängstigend. Die nächste Stufe. Kein Gewitter wie früher. Ich fragte mich, was da gerade passiert.
Was willst du zur Bekämpfung der Klimakrise tun?
Es ist ja so, dass wir für unsere Alltagsdinge einen Lösungsansatz haben. Wenn aber so etwas passiert, fragst du dich, ob das die neue Realität ist. Muss ich mich damit abfinden? Bei diesem Thema gibt es eine grosse Hilflosigkeit. Der Wunsch ist aber da, etwas beizutragen. Damit es nicht noch schlimmer wird.
Mit Kindern wird einem das sehr bewusst. Ich hoffe, dass die Veränderungen nicht zu massiv werden. Aber für die kommenden Generationen wird es ganz sicher nicht einfach. Für sie kann ich in dieser Hinsicht nichts Grosses tun. Ich kann nur im Kleinen etwas verändern. Und ich kann ihr keine Garantie geben, dass es gut kommt.
Ich denke, was jeder einzelne tun kann, ist gut. Aber letztlich doch nur Kosmetik. Auch wenn ein Elektroauto (ob gross oder klein) besser ist in der Umweltbilanz. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir viele der Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte rückgängig machen. Das fällt uns schwer. Nur schon, was die Mobilität mit dem Fliegen angeht. Sie und ich, wir sind als Journalisten geflogen, als ob es kein Morgen gäbe. Unsere Generation wollte auch privat die Welt entdecken. Wir haben diese Freiheit genossen und nicht gemerkt, was wir dabei getan haben. Mit Überseeflügen, die 650 Franken kosteten. Das kann gar nicht sein.
Ich fragte mich, ob sich durch die Pandemie der Wahnsinn wieder etwas korrigiert. Dass ein Überseeflug irgendwann wieder 4500 Franken kostet und zu einem Luxusgut wird. Was gesund wäre. Aber das war ein frommer Wunsch, wie wir jetzt sehen. Uns bleibt eine Machtlosigkeit. Wenn wir weiterkommen wollen, müssten die Veränderungen massiv sein. Wahrscheinlich müssten wir hier im Quartier leben. Aber alles, was wir uns erarbeitet haben durch technische Entwicklungen, hat uns die Welt eröffnet.
Absolut. Zu sagen, ihr könnt euch Neuseeland mit der 3D-Brille anschauen, das ist auch ganz toll und kommt nahe an die Realität. (lacht) Nein, ernsthaft: Damit lösen wir es nicht. Das wird schwer.
Ich komme da immer in einen Konflikt. Eigentlich bin ich wirtschaftsliberal. Ich finde unternehmerische Freiheit wichtig. Darum widerstrebt mir Regulierung. Die Frage ist, ob wir eine Wahl haben. Ich glaube nicht.
Wir können der nächsten Generation nicht sagen: Ihr könnt euch Neuseeland mit der 3D-Brille anschauen. Das ist auch ganz toll. Damit lösen wir das Problem nicht.
Ja, wahrscheinlich. In homöopathischen Dosen retten wir die Welt nicht.
Ich denke schon, ja. Aber wenn wir so beginnen, müssten wir es strikt weiterdenken und weiterziehen. Dann gäbe es viel schneller keinen Verbrenner mehr auf den Strassen und keine Ölheizung mehr im Keller.
(lacht) Ich war total unpolitisch! Nein, nicht ganz. Ich befasste mich mit den Abstimmungsvorlagen. Ich diskutierte gerne. Aber so etwas hätte ich mich niemals getraut. Hier wächst zweifellos eine politischere Generation heran. In meiner Maturaklasse gab es vielleicht zwei bis drei, die im Ansatz politische Menschen waren. Ich war weit weg davon. Interessiert, ja. Aber ohne starke Grundhaltung. Ich staune über diese jungen Frauen, diese jungen Menschen. Die sehr gut informiert sind und sehr klar in ihrer Meinung. Ich habe Respekt davor.
Das kann man so sagen. Wir waren leicht und locker unterwegs. Ohne, dass wir uns gross Gedanken gemacht hätten.
Gute Frage! Aus meiner Optik bewundere ich sie. Auch wenn sie vielleicht aus einer Panik heraus reagieren. Es geht schliesslich um ihre Zukunft. Aber es stimmt, was wir hatten – diese Leichtigkeit und vielleicht Leichtsinnigkeit – werden sie wahrscheinlich nie erleben.
Wenn wir an nationale Politik denken, sehen wir viele Menschen mit grauen Schläfen. Ich persönlich glaube auch, dass viele alte graue Herren über die 16-jährigen jungen Frauen lachen, die vor den Banken protestieren. Das muss sich ändern.
Es muss richtig was passieren! Wir werden das tun, weil es anders nicht geht.
Ich würde es unterstützen, die jüngeren schneller an die Machthebel zu bringen. Es geht ja um ihre Zukunft. Das bedingt aber, dass sie nicht nur Aktivisten sind, sondern auch gestalten wollen. So oder so: Wir müssen die Jugend verstehen lernen. Das geht mir ja auch im Medienjob so. Ich kann nur noch mutmassen, was die ganz jungen Leute fühlen und denken, was sie lesen und konsumieren wollen.
Ich bin grundsätzlich positiv, dass wir es mit dieser Dringlichkeit schaffen, die richtigen Stellschrauben zu drehen. Es muss richtig was passieren! Wir werden das tun, weil es anders nicht geht. Aber damit werden wir höchstens die Kurve der Zerstörung abflachen. Vielleicht geht der Zyklus der Menschheit in ein paar Generationen zu Ende, vielleicht nicht. Aber wir müssen uns zumindest eine Chance geben. Und das geht wahrscheinlich nur mit radikalen Veränderungen.
Gut, wenn immer mehr mehr denken
Die Frau ist engagiert und schaut über die Nasenspitze und den Sport hinaus. Sollten noch viel mehr Promis tun.
genau!! !