Weihnachtsbaum im Topf - es gibt bessere Lösungen

4 Minuten
5. Dezember 2022

Kurz vor Weihnachten spriessen nicht nur die Ideen für Geschenke unter den Weihnachtsbaum, sondern auch für die Art des Baumes. Besonders nachhaltig – so versprechen es viele Anbieter – sei ein Weihnachtsbaum im Topf. Nur stimmt das so nicht. Ein FSC-zertifizierter Waldbaum ist bei fast jedem Transport klimaverträglicher.

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Weihnachtsbaum im Topf

Der Weihnachtsbaum im Topf gibt uns ein gutes Gefühl – aber die nachhaltigste Variante ist er nicht.  Bild: shutterstock

Auch bei den Weihnachtsbäumen geht es um Nachhaltigkeit. Unser Verstand sagt uns: Bäume fällen ist schlecht für die Umwelt und das Klima. Darum schaffen wir uns ganz einfach einen Weihnachtsbaum im Topf an, um bezüglich genereller Umweltbelastung und Klimabilanz im Speziellen ein gutes Gewissen zu haben. Aber ganz so einfach ist das nicht.

Weihnachtsbaum im Topf als Miettanne – schlechtere Klimabilanz

Vorweg: In diesem Vergleich beschränken wir uns auf richtige Bäume und lassen die Plastikbäume weg. Ein FSC-zertifizierter Waldbaum aus der Schweiz verursacht beispielsweise nur 0,8 Kilogramm CO2-Äquivalente – inklusive Entsorgung. Eine Miettanne kommt aber inklusive der winterlichen Lagerung in der Lagerhalle (Energie) und der Verpackung auf 8,2 Kilogramm CO2-Äquivalente. Auch Zuchttannen aus der Plantage schneiden schlechter ab als der Waldbaum. Die Zuchttanne aus extensiver Plantage in der Schweiz (minimaler Einsatz von Dünger und Pestiziden) kommt auf 2,7 Kilogramm CO2-Äquivalente, jene aus intensiver Plantage im Ausland auf 5 Kilogramm.

Auch bezüglich der Umweltbelastungspunkte schneidet der Waldbaum (9’100 UBP) besser ab als die Zuchttanne extensiv (36’000 UBP), die Zuchttanne intensiv (47’000 UBP) und die Miettanne (26’400 UBP). Dies in erster Linie wegen der eingesetzten Dünger und Pestizide bei den drei letztgenannten Bäume.

Gekaufter Weihnachtsbaum im Topf

Ist nun vielleicht ein gekaufter Weihnachtsbaum besser, den ich den Sommer über auf den Balkon oder die Terrasse stelle? Im Miettannen-Szenario wird davon ausgegangen, dass der Baum jedes Jahr wieder in die Lagerhalle kommt. Nehmen wir für die gekaufte Topftanne an, dass sie klein (0,6 Meter) gekauft wird und 5 Jahre hält (dann wäre sie etwa 2,3 Meter gross und kommt irgendwann an die Decke). Die Tanne wird daheim noch umgetopft, wir kaufen Topferde, den Ständer und rechnen die Verpackung. Das ergibt 2,5 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Jahr. Bekomme ich die Schnitttanne jedoch zu Fuss nach Hause wären es nur 0,8 kg/Jahr.

Weihnachtsbaum-Transport – zu Fuss oder mit dem Bus ist am besten

Fahre ich den FSC-Waldbaum mit dem Bus nach Hause (angenommen zwei Kilometer zum Verkauf und zurück), kommen noch 0,3 Kilogramm CO2-Äquivalente dazu. Dann sind wir total bei 1,1 Kilogramm CO2 – immer noch viel besser als der Weihnachtsbaum im Topf. Selbst wenn ich mit dem eigenen Auto die vier Kilometer fahre (0,8 kg CO2) ist dies klimaverträglicher. Erst ab 10 Kilometer Autofahrt rechnet sich das nicht mehr. Aber wer holt den Baum schon von so weit her? Der Christbaum im Topf macht für Menschen, die eine relativ kurze Distanz zum Weihnachtsbaumverkauf zurücklegen müssen, keinen Sinn.

Was für einen Weihnachtsbaum kaufst du?

Waldbaum kaufen

Waldbaum kaufen: Ein FSC-zertifizierter Waldbaum, der nicht gedüngt oder gespritzt wurde, macht ökologisch als Weihnachtsbaum am meisten Sinn.  Bild: istock.com

Klassischer Fall für Rebound-Effekte

Vor allem aber ist der Kauf eines Weihnachtsbaums im Topf eine Ersatzhandlung, um uns ein gutes Gewissen zu geben. Die Wissenschaft hat gezeigt, dass Menschen, die an einer Stelle etwas einsparen – auch wenn wie hier nur vermeintlich – es an anderer Stelle wieder ausgeben. Ein klassischer Rebound-Effekt. Leute, die CO2 an einer Stelle eingespart haben, sind dann beispielsweise für Flugreisen offener. Oder auf Weihnachten bezogen: Wer den Baum im Topf kauft, isst danach eher mehr Fleisch.

Weihnachtsbaum im Topf – CO2-Sparen geht anders viel einfacher

Vor allem sollten die Konsument:innen eine ehrliche Rechnung machen. Eine neue Jeans für unter den Christbaum erzeugt gemäss einer Untersuchung des Jeans-Herstellers Levi Strauss aus dem Jahr 2015 über 33 Kilogramm CO2. Das Weihnachtsgeschenk an den Schatz, der Frühlingstrip nach Sizilien per Flugzeug, drückt die Bilanz heftig (520 kg CO2 pro Person Zürich-Catania-Zürich). Und last but not least: Isst nur eine Person einmalig ein pflanzliches statt ein Fleischmenü, ist das Klimaänderungspotenzial der schlechtesten Tannenart bereits locker wettgemacht. Angenommen wir essen beim Weihnachtsmenü 200 Gramm Rindfleisch zum beliebten Fondue Chinoise, macht das über vier Kilogramm CO2-Äquivalente pro Person aus – das sind fünf FSC-Waldbäume. Eine vierköpfige Familie hätte beim einmaligen Verzicht auf dieses Fleisch damit schon 20 Jahre lang den Waldbaum kompensiert.

Weihnachtsbäume im Vergleich

Waldbaum

2,2 kg CO2-Äquivalente pro Baum und Jahr (inkl. Transport von 2 Kilometern, einfacher Weg)

6’900 UBP (Umweltbelastungspunkte)

Zuchttanne extensiv

4,4 kg CO2-Äquivalente pro Baum und Jahr (inkl. Transport von 2 Kilometern, einfacher Weg)

34’000 UBP (Umweltbelastungspunkte)

Zuchttanne intensiv

6,4 kg CO2-Äquivalente pro Baum und Jahr (inkl. Transport von 2 Kilometern, einfacher Weg)

45’000 UBP

Weihnachtsbaum im Topf gemietet

7,4 kg CO2-Äquivalente pro Baum und Jahr (Transport, Verpackung, Energie Lagerhalle etc.)

26’400 UBP

Weihnachtsbaum im Topf gekauft

2,5 kg C02-Äquivalente pro Baum und Jahr (Transport, Verpackung, Energie Lagerhalle, Topferde, etc.)

UBP (keine Zahlen)

Wer sich verschiedene Szenarien und Distanzen ausrechnen lassen will, kann dies mit dem Berechnungstool von ESU-Services machen.

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Autor:in: Go
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gogreen.ch
Kommentare
  • Avatar-Foto Gaby:

    Tschau zeme
    das ist interessant. Ich hätte nicht gedacht, dass es besser ist, einen Weihnachtsbaum zu kaufen statt zu mieten. Der Vergleich ist sehr hilfreich, merci!

  • Avatar-Foto Simone:

    Ich habe einen Baum daheim, seit mehreren Jahren. Ich topfe ihn nicht um und entsprechend wächst er nicht mehr weiter. Ab und zu schaue ich, dass er neue Erde kriegt, damit er Nährstoffe hat.

    Dieses Szenario ist hier nicht abgebildet, richtig?

    Zudem stellt sich die Frage, weshalb die eingetopften Bäume eingelagert werden. So wie wir das bisher in Gärtnereien mit eingetopften Weihnachtsbäumen gesehen haben, waren die Bäume an der freien Luft. Ist das nicht usus?

    Bei der Beurteilung fehlt der Stress und der Impact auf die Lebewesen im Wald, wenn die Tannen abgeschnitten werden (Lärm, kleine Tiere, die beeinträchtigt sind oder den Fahrzeugen zum Opfer fallen). Ist mir bewusst, dass das aufwändig abzubilden ist, aber vielleicht würde es helfen, wenn noch erwähnt wird, dass nur ein gewisser Aspekt angeschaut wurde.

    • Avatar-Foto Heidi:

      ESU geht auch ansonsten von falschen Grundlagen aus. Der gesamte Artikel ist eine Lachnummer.

  • Avatar-Foto Heidi:

    Der Artikel beinhaltet viele Unwahrheiten und das ungenaue und vermutlich von einer Interessensgruppe gesponserte Berechnungstool der ESU-Services taugt nicht viel. Da gingen zu viele Komponenten vergessen.

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