Radys-Gründer Adrian Ruhstaller feiert die Ankunft in Zermatt nach einer Jubiläums-Händlertour durch die Alpen – er setzt sich mit Radys auch fürs Klimaschutzgesetz ein. Bild: Radys
Adrian Ruhstaller: Der Schnee war immer wichtiger als die Wirtschaftslage. Selbst in der Wirtschaftskrise verkauften wir gut, wenn es Schnee hatte. Umgekehrt funktioniert es nicht. Wir haben zum Glück 42 Prozent Sommer-Umsatz und 58 Prozent Winter-Umsatz. Verglichen mit reinen Ski-Marken sind wir da weniger abhängig. Wenn im Winter dann plötzlich Themen wie Winterwandern gefragt sind, können wir trotzdem Umsatz machen. Nur ist es so, dass die Konsument:innen für Skioutfits mehr Geld ausgeben als für Wanderbekleidung.
Ja, die Abverkäufe waren wegen des fehlenden Schnees schleppend. Nach zwei für die Branche erfolgreichen Pandemie-Jahren haben die Konsument:innen aber auch wieder andere Prioritäten gesetzt und eher in Reisen als Sportmaterial investiert.
Wir haben ja eine Sommerkollektion, die einfach früher startet und länger in Gebrauch ist. Es gibt bei uns praktisch keine wattierten Skijacken. Als Layer-Company sind wir per se besser aufgestellt auf wärmere Temperaturen.
Die Initiative kam von POW. Sie organisierte eine Veranstaltung mit allen Industrieteilnehmern der Branche. Die Abstimmung fürs Klimaschutzgesetz am 18. Juni ist extrem wichtig. Kommt das Referendum durch, wirft das den Klimaschutz um Jahre zurück. Und als Branche, die sehr stark von der Natur und dem Klima abhängig ist, müssen wir zusammenstehen und ein politisches Statement machen. Ich regte mich vor zwei Jahren fürchterlich auf, als die CO2-Vorlage bachab geschickt wurde. Ich dachte, das kann doch nicht sein! Für mich war es unverständlich, weil wir doch alle wissen sollten, wie wichtig das Thema für die Zukunft von uns allen ist.

Skitour mal anders: Adrian Ruhstaller unterwegs auf der Reise von Samnaun nach Zermatt. Bild: Radys
Es gibt eine Untersuchung dazu, die Mammut gemacht hat. Was passiert, wenn wir uns als Marke politisch positionieren? Die Umfrage zeigte, dass es die Konsument:innen eher positiv finden, wenn sich ein Brand engagiert. Und die Firma keine Angst hat, dass dies Umsatz kosten könnte. Mehr Profil, mehr Kante kann einer Marke gut tun. Patagonia ist das beste Beispiel. Die sind nur auf Protest aus. Und viele Kund:innen kaufen die Marke genau deswegen. Aber wahrscheinlich meidet sie gleichzeitig auch niemand. Darum haben wir in dieser Hinsicht beim Klimaschutzgesetz keine Angst. Das Thema ist so wichtig, dass wir es nicht ignorieren können. Wir müssen handeln, wollen uns einbringen und können die Verantwortung nicht abschieben.
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Beste Bergsportbekleidung zum attraktiven Preis. Wenn der Winter warm und schneearm war, ist die Auswahl besonders interessant. Dank dem Schichtenprinzip bist du fürs ganze Jahr top ausgerüstet. For those moments that last forever.
Wenn ein Mensch damit Probleme hat, dann ist es halt so. Es ist gefährlich, auf jene zu hören, die sagen, es habe den Wandel schon immer gegeben. Oder anfügen, wir in der Schweiz könnten ja sowieso nichts ausrichten. Zuerst das Problem verneinen und dann sagen, man könne sowieso nichts ausrichten – so fatalistisch wollen wir nicht sein. Denn wir können nach wie vor die Situation verbessern für die Zukunft.
Absolut, aber wir müssen halt beginnen. Unlängst gab es im Magazin des Tages-Anzeigers die Geschichte über den Thwaites-Gletscher. Was es bedeutet, wenn solch grosse Eismassen schmelzen – das können wir uns gar nicht vorstellen. Immerhin liegen 18 der 20 grössten Städte der Welt am Meer. Ich bin mir bewusst, dass diese Prozesse der Umkehr lange dauern. Aber sie sind nötig. Ganz generell müssen wir uns mehr für den Umweltschutz einsetzen. Zusammen mit anderen Herstellern diskutieren wir auch, ob wir eine vorgezogene Recycling-Gebühr auf den Kleidern einführen wollen. Gerade wir als Outdoor-Bekleidungsfirmen sollten dies anstossen. Es würde auch helfen, die ganze Fast-Fashion überproportional zu verteuern.

Hoch hinaus: Adrian Ruhstaller kämpft sich auf seiner Händler-Tour Richtung Wallis auch den Furkapass hoch. Bild: Radys
Wer wie ich hinter die Kulissen sieht, weiss, was solche Produktionen mit sich bringen. Und dann liegt es für verantwortungsvolle Menschen auf der Hand, dass wir da umweltverträgliche Lösungen finden. Wir haben das einfach entschieden und sofort umgesetzt, darum ging es schnell. Es ist ein Herzensthema für mich. Und wir wollen das nicht exklusiv. Wir sind froh, wenn andere Marken mitziehen.
Wir wissen, dass beim Waschen von Textilien – gerade bei aufgerauten Strukturen wie Fleece – Mikroplastik ins Wasser gelangen kann. Darum wollen wir solche ersetzen. Und dort wo wir die Stoffe aufrauen, machen wir es mit biologisch abbaubarem Polyester. Mikroplastik ist ein zentrales Thema, keine Frage. Wir probieren auch so viel wie möglich mit nachwachsenden Rohstoffen zu arbeiten. Mit Unterwäsche aus nachwachsenden Materialien beispielsweise. Das Nylon wird beispielsweise den Castor-Bohnen entzogen.
Die Überforderung der Kundschaft in diesem Thema sehe ich selbst als grosses Problem. Jede Marke sagt heute von sich, dass sie nachhaltig unterwegs ist. Umso wichtiger ist, dass den Worten Taten folgen und diese transparent aufgezeigt werden. Die Glaubwürdigkeit hängt davon ab. Dann können sich Konsumentinnen und Konsumenten an den Marken orientieren, die den Weg ernsthaft gehen.
Die Kreislaufwirtschaft wird sicher zu einem zentralen Thema bei uns. Wir müssen dahin kommen, die Bekleidung so lange wie möglich zu nutzen. Wir probieren auch, einen Miet- und einen Secondhand-Kanal aufzubauen. Auch den Reparatur- und Waschservice wollen wir optimieren. Eine Isolationsjacke muss so gereinigt werden, dass sie danach noch warm gibt und nicht verklumpt. Aber wir wollen nicht einen Kreislauf, der das Produkt am Ende schreddert und wieder zusammensetzt. Denn das ist auch eine grosse Energieverschwendung. Die Langlebigkeit des Produkts muss im Vordergrund stehen.
Ja. Wir starten im Herbst mit dem eigenen Flagship-Store in Solothurn, wo die Kundschaft das Produkt entweder kaufen oder mieten kann. Und nach der Mietphase sollen die Stücke in einen Secondhand-Loop reinkommen. Wir wollen da ein Vorreiter von neuen Modellen werden. Auch das Mieten von Bekleidung sollen sich die Kund:innen vorstellen können. Bei den Skis funktioniert das ja schon.

Unterwegs in der Dämmerung: Radys-Gründer Adrian Ruhstaller geniesst die Einsamkeit und die Natur. Bild: Radys
Schön und auch hart. 370 Kilometer durch die Berge war nicht ohne. Es waren auch lange Tage. An den ersten beiden kamen wir abends um 20.45 an, fuhren frühmorgens kurz vor 5 schon wieder los. Wenns nur kleine Touren gewesen wären, wärs auch kein Abenteuer gewesen. Um unseren Kunden für die langjährige Zusammenarbeit zu danken, habe ich mir dies gerne aufgeladen.
Ich hatte vor drei Jahren ein ähnliches Projekt. Damals, als wir die Firma neu aufgestellt hatten. Es ging vom Genfersee nach Pontresina mit dem Rennvelo und mit zwei Trailruns. Meine Passion, Ausdauersport zu machen, habe ich dieses Mal mit der Kombination von Gravel Bike und Tourenski ausgelebt. Aber ich habe jahrzehntelang Ausdauersport gemacht. Darum ging das entsprechend gut.
Es gab viele Hochs und Tiefs. Ich habe als One-Man-Show begonnen, baute die Firma bis auf 15 Stellen aus. Dann wurde es 2014/2015 aber wirtschaftlich schwierig, auch die Belastung für die Familie war zu gross. Sie zerbrach wie die Firma, die Konkurs ging. Rückblickend möchte ich gewisse Erfahrungen nicht missen, da genau diese Lebenskrisen einen weiter bringen. 2017 integrierten wir Radys in die Catrade AG. Drei Jahre später haben wir die Radys AG neu gegründet. Und jetzt läuft es sehr gut. Wir sind personell schlank aufgestellt. Das ist der Schlüssel, um erfolgreich unterwegs zu sein.
Der Wunsch von uns Aktionären ist es, aus Radys eine Perle zu machen. Wir konzentrieren uns dabei ganz bewusst auf die Schweiz und verzichten auch aus ökologischen Gründen auf einen weltweiten Onlineversand. Wir bauen unsere Bekanntheit Schritt für Schritt auf. Und wir wollen die Menschen mit unserer ökologischen Verantwortung überzeugen.
Dieser redaktionelle Text entstand im Rahmen der Kooperation mit Radys.
