Wissenschaftler für Verbot von Fleisch-Aktionen

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3. Februar 2023

Erhöhte Zölle auf tierische Produkte, eine CO2-Abgabe auf Lebensmittel und ein Verbot von Fleisch-Aktionen. So lauten einige der Forderungen von über 40 renommierten Forschern am Ernährungssystemgipfel in Bern. Die Ernährungssicherheit sei durch Klimawandel, den Verlust der Biodiversität, Pandemien und Kriege bedroht.

 

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Verbot Fleisch-Aktionen

Der Fleischkonsum trägt drastisch zur Klimaerwärmung und zum Verlust der Biodiversität bei: Darum soll in ein paar Jahren nicht nur eine CO2-Abgabe hier ansetzen, sondern auch ein Verbot von Fleisch-Aktionen.  Bild: istock.com

Ein Gremium von über 40 Wissenschaftlern redet Klartext. Forscher der ETH Zürich, der Uni Lausanne, von Agroscope und diversen anderen Universitäten und Institutionen haben am Ernährungssystemgipfel in Bern einen Leitfaden mit diversen Massnahmen vorgelegt.

Ernährungssystem eine treibende Kraft des Klimawandels

Das heutige Ernährungssystem sei treibende Kraft der Krisen wie dem Klimawandel und dem Verlust der Biodiverstität. Es verursache mehr als 30 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Damit würden die Belastbarkeitsgrenzen der Erde überschritten. Bisherige Anstrengungen für ein nachhaltiges Ernährungssystem reichten nicht aus. Gerade angesichts gefährlicher Kipp-Punkte in Ökosystemen, ab denen sich der Klimawandel und der Verlust der Arten rasch beschleunigten.

Förderprogramme für Landwirte zur Betriebsumstellung

In einer ersten Phase soll der Bund bis 2025 einen Transformationsfonds schaffen. Dieser würde Info-Kampagnen für die breite Bevölkerung finanzieren. Sei es über die Vorteile pflanzlicher Ernährung oder über die Wichtigkeit der Reduktion von Lebensmittelabfällen. Die Förderung von Forschung und Entwicklung tierischer Ersatzprodukte ist ebenfalls eines der Ziele. Dazu auch Programme für Junglandwirte zur Betriebsumstellung auf nachhaltigere und verstärkt auf Pflanzenbau ausgerichtete Produktion.

Ab 2025 sollen in einer zweiten Phase weitere Massnahmen greifen. Unter anderem erhöhte Zölle für tierische Produkte und importierte Futtermittel sowie eine CO2-Abgabe für Lebensmittel.

Sollen tierische Produkte in Zukunft stärker besteuert und Fleisch-Aktionen verboten werden?

Grafik Sdsn

Der Vierphasen-Plan sieht bereits ab 2025 CO2-Abgaben für umweltschädliche Lebensmittel vor.  Grafik: SDSN Schweiz

Hilfe für die Landwirtschaft, Verbot von Fleisch-Aktionen

In der dritten Phase ab 2027 soll der ländliche Raum mit diversen Massnahmen unterstützt werden. Unter anderem durch eine Anpassung bei Direktzahlungen, Marktstützungsmassnahmen und Investitionsbeihilfen. In einer vierten Phase ab 2030 sollen schliesslich stärkere regulatorische Massnahmen und höhere Lenkungsabgaben greifen. Unter anderem sollen auch Aktionen für tierische Produkte verboten werden. Bundesrat Guy Parmelin zeigte sich in seiner Rede am Ernährungssystemgipfel in Bern offen für die Vorschläge. „Die Empfehlungen decken sich mit der zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik, die der Bundesrat im vergangenen Sommer erarbeitet hat.“ Die Landwirtschaft müsse sich den einschneidenden Folgen des Klimawandels anpassen.

 

Angepasste Ernährung

Das wissenschaftliche Gremium empfiehlt, bis 2030 eine angepasste Ernährung mit halb soviel Fleisch, über 40 Prozent weniger Milchprodukte und über zwei Drittel weniger Zucker.  Grafik: SDSN Schweiz

Angepasste Ernährung mit weniger Fleisch- und Milchprodukten

Das Gremium der Wissenschaftler empfiehlt konkret auch eine angepasste Ernährung bis 2030. Die Bevölkerung sollte demnach deutlich mehr Getreide und Gemüse, dafür 50 Prozent weniger Fleisch essen. Derzeit liegt der Pro-Kopf-Konsum an Fleisch in der Schweiz bei 51,8 Kilogramm pro Jahr oder einem Kilo pro Woche. Auch Milch und Milchprodukte sollten im Speiseplan um fast die Hälfte reduziert werden, sagen die Wissenschaftler.

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Autor:in: Christian
Bürge
Der Journalist ist Co-Founder und Chefredaktor des Magazins
Go Green.
www.christianbuerge.com
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