Planted Chicken ist eine grosse Erfolgsstory

2 Minuten
1. Juli 2021

Das ETH-Spinoff Planted erobert mit pflanzlichem Chicken und Pulled Pork gerade Europa. Aber warum ist Planted Chicken eine grosse Erfolgsstory? Simpel gesagt: Es bedient Gesundheit, Nachhaltigkeit, Geschmack und Tierethik gleichzeitig.

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Der grosse Verkaufsschlager von Planted: Mariniertes Planted Chicken.

Bild: Claude Gabriel

Christoph Jenny steht vor dem Extruder. «Den dürft ihr leider weder filmen noch fotografieren», sagt er. «Betriebsgeheimnis.» Was in der Maschine geschieht, tönt zwar gar nicht nach grosser Wissenschaft. «Vereinfacht gesagt geschieht ein Backprozess», sagt Jenny. «Wir geben Erbsenprotein, Erbsenfasern, Wasser und Rapsöl hinzu, erhöhen es auf über 100 Grad, kneten den Teig, drücken ihn durch eine Kühldüse. Aussen wird gekühlt, in der Mitte ist es heiss. Dadurch ziehen sich die Fasern auf. So bekommen wir die Faserigkeit, welche das Planted Chicken ausmacht.» Das Geheimnis liegt in den Details, den Modifikationen, die an der Maschine geschehen mussten, bis das Produkt den richtigen Biss, die richtige Konsistenz hat. Sie haben lange geforscht und getüftelt – und wurden belohnt. Das Produkt kommt an. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter verpackt das pflanzliche Chicken gerade am Fliessband. 

„Forschung steckt in den Kinderschuhen“

Planted ist – als eine von diversen Firmen – in die historischen Backsteingemäuer des ehemaligen Maggi-Areals in Kemptthal eingezogen. «The Valley” nennt sich das jetzt und strahlt statt morbidem Charme Industriechic und Pioniergeist aus. 50 Mitarbeiter von Planted arbeiten in Kemptthal, 40 weitere sind in den Forschungslabors an der ETH und im Technopark Zürich untergebracht. In über 3000 Geschäften in der Schweiz, Deutschland und Österreich werden die pflanzlichen Fleischersatzprodukte des 2019 gegründeten ETH-Spin-offs um die Co-Gründer Christoph Jenny, Lukas Böni, Pascal Bieri und Eric Stirnemann bereits verkauft.

Die Firma ist bislang eine einzige Erfolgsstory. Und hat Investoren gefunden. In diesem Frühling ging eine Finanzierungsrunde über die Bühne, wo Fonds wie Blue Horizon Ventures und Vorwerk Ventures total 17 Millionen Franken einschossen.  

«Die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen. Von der Pflanze zum Produkt gibt es noch extrem viel zu verbessern», sagt Jenny. War Chicken die naheliegendste erste Idee? «Wir wollten einfach coole texturierte Produkte machen. Wir fanden die Gelberbse gut als Produkt. Das tierische Poulet hat eine gute Werthaltigkeit in Sachen Protein. Darum suchten wir eine Basis, die ähnlich ist. Die Struktur brachten wir gut pouletartig hin, die Werthaltigkeit auch. Der Proteingehalt ist extrem nah, auch der Fettgehalt ist vergleichbar.»

„Sie sind mit Fleisch aufgewachsen“

Dass pflanzliche Produkte Pulled Pork oder Chicken genannt werden müssen, wird immer wieder kritisiert. Jenny versteht das nicht. «Es ist ganz einfach, es geht um Tradition. Die meisten Menschen sind mit Fleisch aufgewachsen. Die Leute wissen bei Chicken, was sie erwarten können, darum die Anlehnung. Wenn wir es so nennen, begreifen sie es. Sie wollen einen gewissen Geschmack. Und wenn das ohne Tier geht – umso besser.»

Planted-Mitgründer Lukas Böni kommt in der Caféteria vorbei, schnappt sich schnell einen Espresso. Er ernährt sich fast ausschliesslich vegan. Aber die Ernährungsweise ist in der Firma kein Dogma. Die anderen Co-Founder sind Flexitarier. «Ich begann aus Nachhaltigkeitsgründen und blieb wegen des Tierwohls», sagt Böni. «Jeder hat seine eigene Geschichte.» Er vermisse Fleisch nicht mehr. «Der Geschmack verändert sich. Ich trinke auch nur noch pflanzliche Milch.»

Planted Produktion Go Green

Die Planted-Produktion in Kemptthal läuft auf Hochtouren.

Bild: Claude Gabriel

Aber wie überzeugen sie die Kunden? Mit Nachhaltigkeit? Tierethik? Gesundheit? Geschmack? Die beiden ziehen die Augenbrauen hoch. Natürlich haben sie sich lange damit beschäftigt, wie der Konsument am ehesten abzuholen ist. «Aber in Umfragen spielen alle Punkte eine fast gleichwertige Rolle», sagt Jenny. «Der Geschmack muss immer stimmen – sonst hast du verloren. Dann kommt das Tierleid, respektive Tierwohl dazu. Dann der Umweltgedanke, weil jeder weiss, dass unser Fleischkonsum nicht nachhaltig ist. Die Welt geht komplett kaputt. Und viertens die Gesundheit. Das wird völlig unterschätzt. Und es nimmt an Bedeutung zu. Die Leute leben immer bewusster, gerade auch in Bezug auf ihren Körper.»

Gerade in Bezug auf die Ökologie sind die Vorteile von Fleischersatzprodukten riesig. Das zeigte auch die weltweit grösste jemals durchgeführten Studie zu den Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf die Umwelt. Bei Fleischersatzprodukten entstehen rund 40 Mal weniger CO2-Äquivalente als bei tierischen Produkten.

Yann Sommer investiert in Planted

Auch viele Spitzensportler schwören auf nicht-tierisches Protein von Planted. Alle Schweizer Super-League-Klubs geben wöchentliche Bestellungen auf. «Und die halbe Bundesliga dazu», sagt Jenny. Der Schweizer Nationalgoalie Yann Sommer war so überzeugt von Planted, dass er sich gleich als Investor ins Startup einbrachte. «Die Sportler beginnen sich auch zu fragen, ob ihre Ernährung richtig ist. Sie wollen keine Antibiotika mehr und weiss ich was in ihrem Essen.»

Fleischersatzprodukte boomen weltweit. Laut einer Forsa-Studie von 2020 wäre ein Drittel der Befragten bereit, auf eine vegane oder vegetarische Ernährung umzusteigen, wenn es überzeugende tierfreie Ersatzprodukte gäbe. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es gar 53 Prozent. 

«Die Leute wissen, dass es mit Fleisch nicht aufgeht», sagt Jenny. «So kann es nicht weitergehen.» Er trinkt seinen Kaffee aus, muss weiter. Die Zeit ist knapp, das Business läuft heiss. Dabei hat Planted hat erst gerade so richtig begonnen. 

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Autor:in: Christian
Bürge
Der Journalist ist Co-Founder und Chefredaktor des Magazins
Go Green.
www.christianbuerge.com
Kommentare
  • Avatar-Foto Silvana P.:

    Mega Erfindung!!

  • Avatar-Foto peter:

    coooool! hatte ich sogar kürzlich im Coop City in Winterthur zum Zmittag

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