BMW-Zukunft: Recycling und natürliche Rohstoffe

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19. Februar 2024

Polsterbezüge aus recycelten PET-Flaschen, Verkleidungsteile aus Fischernetzen – bereits jetzt setzt BMW auf wiederverwertete Stoffe. Ein aktueller BMW besteht aus rund 30 Prozent wiederverwerteten Materialien. Und diese Zahl soll bald noch massiv grösser werden. Dazu werden zunehmend nachwachsende Rohstoffe verwendet.

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BMW Recycling

Innenansicht der BMW-Vision Neue Klasse, welche die Zukunft von BMW darstellt: Hier wird Kreislaufwirtschaft gross geschrieben. Beispielsweise kommen Verkleidungsteile aus Kunststoff zum Zug, die zu rund 30 Prozent aus wiederverwerteten Fischernetzen bestehen.  Bild: BMW Group

RE:THINK, RE:DUCE, RE:CYCLE und RE:USE – so lautet das Schlüsselprinzip der BMW Group für eine nachhaltige Fahrzeugproduktion. Es geht also darum, zu überdenken, zu reduzieren, zu recyceln und wiederzuverwerten. Im Fokus stehen dabei die Materialien, die in einem Fahrzeug verbaut werden. «Nachhaltigkeit bedeutet weit mehr als nur elektrisch angetriebene Fahrzeuge zu bauen und zu verkaufen», sagt Thomas Becker, der bei BMW die Bereiche Nachhaltigkeit und Mobilität verantwortet. Denn nur ein umfassender Nachhaltigkeitsansatz, von der Rohstoffgewinnung bis hin zum Recycling des Fahrzeugs, reduziere die CO2-Emissionen unter dem Strich tatsächlich.

Unzählige Einzelteile machen das grosse Puzzle

Der bayerische Autohersteller forscht und entwickelt deshalb schon seit geraumer Zeit an nachhaltigen Materialien. Dieser Bereich ist ein riesiges Puzzle, das sich aus unzähligen Einzelteilen zusammensetzt. Es geht um die Verwendung von natürlichen Stoffen, die BMW ressourcenschonend anbauen will.

BMW Autositz

Auch bei den Polsterbezügen der BMW-Vision Neue Klasse spielt das Recycling eine Rolle. Sie stammen aus wiederverwerteten PET-Flaschen, die im Laufe ihres Lebenszyklus immer wieder einem Kreislauf zugeführt und mehrfach verwendet werden können.  Bild: BMW Group

Neuartige Holzschäume aus nachwachsenden Rohstoffen

Beispiele dafür gibt es zuhauf. Denn schon seit Jahrzehnten verwendet BMW für nichtsichtbare Teile im Auto, wie etwa Dämmmaterialien oder Sitzpolster, natürliche Grundstoffe wie Flachs, Hanf, Kenaf, Zellulose oder Baumwolle. Doch nun werden auch immer mehr natürliche Materialien für sicht- und fühlbare Bereiche im Auto eingesetzt. Im BMW i3, mit dem der bayerische Hersteller bereits 2013 die Elektro-Ära einläutete, sind bis zu 80 Prozent aller Flächen im Sichtfeld des Fahrers aus nachwachsenden Rohstoffen wie europäischem Eukalyptus oder Schurwolle.

Was diesbezüglich die Zukunft bringen wird, zeigte 2020 die Studie i3 Urban Suite. Diese ist mit Dekorflächen und Ablagen aus geöltem Eichenholz aus zertifiziertem Holzanbau ausgestattet. Ausserdem forscht das Unternehmen auf Hochtouren an neuen Werkstoffen, die aus natürlichen Materialien bestehen. Etwa an neuartigen Holzschäumen, die zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und die so fest sind, dass auf synthetische Klebstoffe komplett verzichtet werden kann.

Stahl – Emissionen sollen um 95 Prozent sinken

Bei den nachhaltig hergestellten Grundstoffen setzt der bayrische Hersteller dort an, wo die grössten CO2-Emissionen anfallen – aber natürlich nicht nur. Ein Beispiel ist «grünes» Aluminium. Der für den Autobau sehr wichtige Rohstoff wird in Kanada in einem speziellen Verfahren gewonnen. Dieses spart im Vergleich zur herkömmlichen Produktion rund 70 Prozent der CO2-Emissionen ein. Ein anderes Beispiel ist der für die Autoproduktion unerlässliche Stahl. Ab nächstem Jahr bezieht BMW CO2-reduzierten Stahl, der auf Basis von Erdgas oder Wasserstoff und Grünstrom hergestellt wird. Das senkt die Emissionen für diesen Stahl um bis zu 95 Prozent. Damit spart BMW rund 400’000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Über 40 Prozent des Bedarfs in den europäischen Werken soll so bis 2030 mit Stahl aus CO2-armer Herstellung abgedeckt werden. Wichtig ist natürlich auch die umweltschonende Verarbeitung dieser nachhaltig produzierten Grundstoffe. So produziert die BMW-Group etwa künftig sämtliche Alu-Gussräder der Marken BMW und Mini ausschliesslich mit Sonnenenergie.

BMW i Circular

Die Studie BMW i Vision Circular aus dem Jahr 2021: das weltweit erste Fahrzeug, das zu 100 Prozent aus wiederverwerteten oder nachwachsenden Materialien konzipiert wurde.  Bild: BMW Group

Aktueller BMW aus 30 Prozent wiederverwerteten Stoffen

Die BMW Group setzt voll auf die Kreislaufwirtschaft. Und sie verwendet immer mehr wiederverwertete Stoffe. «Dafür legen wir unseren Fokus noch gezielter auf ressourcenschonende Materialalternativen und erneuerbare Materialien mit einer ausgeprägten Demontagefähigkeit», erklärt Uwe Köhler, Leiter Entwicklung Karosserie, Exterieur und Interieur.

Ein aktueller BMW besteht zu knapp 30 Prozent aus Sekundärmaterialien. Etwa dank Polsterbezügen aus recycelten PET-Flaschen, die im Laufe ihres Lebenszyklus immer wieder einem Kreislauf zugeführt und mehrfach verwendet werden können. Perspektivisch soll der durchschnittliche Anteil an Sekundärmaterialien in BMW-Modellen auf 50 Prozent ansteigen. Und dass da in Zukunft noch deutlich mehr gehen wird, bewiesen die Münchner 2021 mit der Studie BMW i Vision Circular. Es ist das weltweit erste Fahrzeug, das zu 100 Prozent aus wiederverwerteten oder nachwachsenden Materialien besteht. Bereits heute setzt BMW bei einzelnen thermoplastischen Bauteilen bis zu 100 Prozent Kunststoff-Rezyklat ein. Ein weiteres Beispiel ist Kunstleder aus biobasierten Rohstoffen, das aus recyceltem Polyester-Textil und Korkpartikeln besteht. Dies ermöglicht eine Reduzierung der CO2-Emissionen gegenüber heutigem PVC-Kunstleder um bis zu 45 Prozent.

BMW Fischernetze

Recycling: Aus dem Meer gefischte Fischernetze werden zukünftig bei BMW für Verkleidungsteile wiederverwendet.  Bild: PLASTIX

Recycling: Aus alten Fischernetzen wird cooles Kunststoff-Design

Wiederverwertete Stoffe haben aber auch in ganz anderen Bereichen eine grosse Bedeutung. Ein gutes Beispiel liefert der seit 2021 erhältliche Elektro-SAV BMW iX: Für seinen Akku werden bis zu 50 Prozent an recyceltem Nickel verwendet, im Batteriegehäuse stecken 30 Prozent wiederverwertetes Aluminium. In China zieht BMW aktuell einen geschlossenen Kreislauf zur Wiederverwendung für kritische Rohstoffe wie Nickel, Lithium oder Kobalt aus Hochvoltbatterien auf. In der Neuen Klasse, mit der BMW ab 2025 eine neue Generation von Elektroautos einläutet, können somit Batteriezellen verwendet werden, deren Produktion bis zu 60 Prozent weniger CO2 verursacht als bisher. Mit der Neuen Klasse wird BMW ausserdem noch mehr Bauteile aus recycelten Materialien einsetzen, als es der Hersteller jetzt schon macht. Ein Beispiel sind Verkleidungsteile aus Kunststoff, die zu rund 30 Prozent aus wiederverwerteten Fischernetzen bestehen, die aus dem Meer geborgen wurden.

BMW Reifen

BMW verbaut Pirelli-Pneus aus FSC-zertifiziertem Naturkautschuk statt aus Erdöl.  Bild: BMW Group

Pneus aus Naturkautschuk

Es gibt noch viele interessante Beispiele aus weiteren Themenbereichen, die das Engagement von BMW für eine nachhaltige Fahrzeugherstellung aufzeigen. So verwendet das Unternehmen etwa Mattlacke, die nicht aus Erdöl, sondern aus Biomasse hergestellt werden. Dazu gerbt die Firma Leder mit dem natürlichen Extrakt von Olivenblättern statt mit Chemikalien. Sie verbaut auch Pirelli-Pneus mit FSC-zertifiziertem Naturkautschuk statt aus Erdöl. Oder setzt ein neues Lackierungsverfahren ein, das ab 2025 mehr als 5000 Tonnen CO2 sowie 17 Millionen Liter Wasser einspart.

Um den Fussabdruck weiter zu reduzieren, optimiert das Unternehmen die Nachhaltigkeit in der weitverzweigten BMW-Lieferkette und verringert an allen Produktionsstandorten den Einfluss auf die Umwelt mit aufwendigen Massnahmen. Etwa durch die konsequente Verwendung von Grünstrom oder durch die Steigerung der Biodiversität. Die BMW Group setzt alle Hebel in Bewegung, kein Zweifel.

Diesen Beitrag erstellte Go Green im Auftrag des Kunden. Er entspricht den Nachhaltigkeits-Anforderungen von Go Green.

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Autor:in: Dave
Schneider
Dave Schneider ist Autojournalist und beschäftigt sich seit Jahren mit der Elektromobilität.
Autor:in: rota
bene
rota bene ist eine Content-Agentur von Dave Schneider und Philipp Aeberli im Bereich Auto, Mobilität und future mobility.
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