Gib mir Bildschirmzeit! Kinder und der digitale Medien-Wahnsinn

5 Minuten
12. Oktober 2023

Für Kinder sind digitale Medien omnipräsent. Vom Versuch, als Erwachsener die Kontrolle über den digitalen Raum der Kinder zu behalten.

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Digitale Medien

Spielen bis der Strom ausgeht – oder die von Papa erlaubte Bildschirmzeit.  Bild: istock.com

Es ist der ganz alltägliche Wahnsinn im Homeoffice. Ich bin am Telefon mit einem Mitarbeiter, schreibe parallel eine e-Mail und habe meine Multitasking-Fähigkeiten schon absolut überreizt. Aber mindestens drei Mitbewohner:innen ist das reichlich egal. Die Katze springt auf den Tisch, tappt seelenruhig über die Tastatur meines Laptops und setzt sich auf dieser hin. Ihre Message kenne ich: GIB! MIR! FUTTER!

Als hätte ich noch reichlich kognitive Kapazitäten, droht mir weiteres Ungemach. Die Neunjährige und der Elfjährige kommen aus ihren Zimmern und strecken mir ihre Handys gestenreich mitten ins Gesicht. Ihre Message ist auch klar: GIB! MIR! BILDSCHIRMZEIT!

Warte, bis Papa überfordert ist!

Inzwischen hat mir der Mitarbeiter am Telefon eine Frage gestellt, die ich gedanklich nur teilweise mitgeschnitten habe. Höchstwahrscheinlich ist meine Antwort («hmm, ja-ah») nicht unbedingt passend, das schliesse ich aus dem Schweigen am anderen Ende der Leitung. Ich entschuldige mich und bitte um akustische Wiederholung, nehme mit einer Hand die Katze vom Tisch, klemme das Handy zwischen Schulter und Ohr ein und tippe den Kindern den Code für 30 Minuten zusätzliche Bildschirmzeit ein. Natürlich kennen sie den wichtigsten Trick: Warte, bis Papa gedanklich komplett überfordert ist, dann öffnet sich die Pforte zum Game- oder Netflix-Himmel fast von alleine.

Eigentlich hatten wir uns das ja anders ausgemalt. Wir wollten Kinder, die Bücher lesen. Ausschliesslich. Okay, die Annahme war etwas naiv. Und es ist ja nicht einmal so, dass sie keine Bücher lesen würden. Im Gegenteil. Sie vernichten Bücher richtiggehend. Und haben daneben eben auch noch Zeit, online zu gamen und zu streamen.

Und weil wir wussten, dass Handys im Jahr 2023 nun einmal zum Alltag dieser kleinen Plagegeister – sorry, kleinen Menschen – gehören, übergaben wir ihnen feierlich unsere alten Handys. Inklusive stosssicherer Hüllen, dass ein Elefant drauftreten könnte. Und: Natürlich kontrolliere ich von meinem Handy aus, was sie auf ihren Handys tun und lassen können.

Spotify im Griff, der Sohn tobt

Theoretisch habe ich mit einer App und ein paar digitalen Schiebereglern alles im Griff. Die Zeit (30 Minuten pro Tag für den Sohn, 20 Minuten für die Tochter) habe ich via App-Limits eingestellt, App-Käufe müssen sie mir mittels Kaufanfragen senden, Abos gibt’s kategorisch nicht, ihre Kontakte sind nur genehmigte Freund:innen, die Kindersicherung fürs Internet ist aktiv.

Weils die Technik erlaubt, habe ich sogar in die Spotify-App meines Sohnes eingegriffen. Und nicht jugendfreie Texte gecancelt. Okay, der Eingriff hatte seinen Preis. Seine Playlist, die von Punk (das macht mich stolz!) über Rap bis Indie Rock reicht, schrumpfte von etwa 200 Songs auf cirka vier Lieder zusammen, die allesamt die Gefahrenstufe eines Biene-Maja-Songs hatten. Der Sohn tobte – und ich musste ihm recht geben. Die Rapper-Lyrics, welche unter der Gürtellinie sind, muss ich ihm nun im persönlichen Gespräch einordnen.

Aber sonst? Ich bin der König im digitalen Raum meiner Kinder. Das bilde ich mir zumindest ein. Bis – naja – die Katze mal wieder ihren Sprung macht. Und die Kinder spüren, wann ich reif für einen Überfall bin.

Kinder Medien

Wieviel ist genug? Die Frage aller Fragen bei Kindern im digitalen Raum.  Bild: istock.com

 

Online-Elternabend „Das erste Smartphone für mein Kind“

14. November, 20 Uhr auf Youtube

Das erwartet Sie am Online-Elternabend:

  • Darum sind Smartphones für Kinder heute so relevant
  • Der richtige Zeitpunkt für das erste Smartphone
  • Eltern als digitale Vorbilder: Seien Sie sich Ihrer Rolle bewusst
  • Bewährte Regeln für den Smartphone-Umgang
  • …und vieles mehr

Das Smartphone ist für Kinder und Jugendliche ein unverzichtbarer Begleiter. Es bietet ihnen die Möglichkeit, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben, Informationen zu erhalten und sich zu bilden. Doch das Smartphone birgt auch Gefahren, wie Cybermobbing, Sucht und der Zugang zu unangemessenem Inhalt.

Digitale Medien – Fachleute geben Antworten

Eltern stehen vor der Herausforderung, diese Chancen und Risiken abzuwägen und eine Entscheidung darüber zu treffen, ob und wann ihr Kind ein Smartphone bekommen soll. An diesem Online-Elternabend zum Thema «Das erste Smartphone für mein Kind» diskutieren wir über Chancen und Risiken des ersten Smartphones und vieles mehr. Dabei können Sie Ihre Fragen jederzeit im Chat stellen – unsere Medienpädagogen werden sie beantworten.

Die Expertinnen und Experten am Online-Elternabend sind alle selbst Eltern:

Eva Baumann

Medienpädagogin
Eva Baumann

 

Michael In Albon

Jugendmedienschutz-Beauftragter
Michael In Albon

 

Gregor Waller

Medienpsychologe
Gregor Waller

 

Claudia Lässer

Moderatorin
Claudia Lässer

 

Hier geht es am 14. November um 20 Uhr zum Online-Elternabend. Der Anlass ist kostenlos und es ist keine Anmeldung notwendig.

Dieser redaktionelle Beitrag entstand im Rahmen der Kooperation mit Swisscom. Er entspricht den Nachhaltigkeitsanforderungen von Go Green.

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Autor:in: Christian
Bürge
Der Journalist ist Co-Founder und Chefredaktor des Magazins
Go Green.
www.christianbuerge.com
Kommentare
  • Avatar-Foto Nathalie:

    Sehr spannend! Steht die Aufzeichnung des Elternabends unter diesem Link auch nachträglich frei auf YouTube zur Verfügung, wenn man am Termin nicht live dabei sein kann?

    • Go Green Logo admin:

      Ja, die Aufzeichnung kann auf Swisscom Campus unter swisscom.ch/elternabend angeschaut werden.

  • Go Green Logo admin:

    Ja, die Aufzeichnung kann auf Swisscom Campus unter swisscom.ch/elternabend angeschaut werden.

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