Über ein Million Häuser in der Schweiz sind sanierungsbedürftig. Bild: istock.com
Es ist höchste Zeit, mehr Nachhaltigkeit in den Gebäudesektor zu bringen. Daran arbeiten bereits verschiedene Interessensgruppen. Der Bund hat ein umfassendes Gebäudeprogramm mit Fördermassnahmen am Laufen, eine gute Übersicht bietet Energiefranken. Banken fördern immer häufiger Sanierungen oder nachhaltige Neubauten mittels grüner Hypotheken. Private Hauseigentümerinnen setzen sich immer mehr mit der Thematik auseinander.
Entscheidender Teil bei den Mietwohnungen
Reicht es, wenn private Häuschenbauer ihr Eigenheim sanieren? Nein. Der Schlüssel zu grösserer Nachhaltigkeit liegt woanders: 64 Prozent der Schweizer Bevölkerung wohnt in Mietwohnungen. Die Mehrheit der Mietwohnungen in der Schweiz gehört institutionellen Investoren wie Pensionskassen, Banken, Immobiliengesellschaften oder Wohnbaugenossenschaften. Diese Akteure sind entscheidend für die nachhaltige Entwicklung des Immobiliensektors.
In den letzten Jahren haben institutionelle Investoren verstärkt in nachhaltige Baupraktiken und die Optimierung bestehender Gebäude investiert. Dies wurde durch regulatorische Anforderungen, die langfristige Wertsteigerung nachhaltiger Immobilien und die Verbreitung von Nachhaltigkeitslabels wie Minergie, GEAK und SNBS vorangetrieben.
Die grossen Hebel für nachhaltige Gebäude
- Kompaktes und effizientes Design, Verwendung von biogenen Materialien mit tiefen grauen Emissionen sowie Energieeffizienz bei Neubauten.
- Optimierung von Heizsystemen und Verbesserung der Isolierung bei Bestandsgebäuden, unterstützt durch Analyse- und Optimierungstools für die Sanierungsplanung oder Beratungsunternehmen.
- Förderung der Kreislauffähigkeit durch den Einsatz von langlebigen, wiederverwend- oder wiederverwertbaren Materialien und erneuerbaren Energien.
Innovation im Gebäudebereich: Ein Besuch im Zukunfts-Gebäude NEST der Empa in Dübendorf (mit der HiLo-Unit im Bild) lohnt sich – vor Ort oder virtuell. Bild: Empa
Das können Mieter:innen tun
- Den Dialog mit dem Eigentümer suchen
Frage bei deinem Vermieter nach, ob sie Nachhaltigkeitsziele haben und was bereits gemacht wird. Dieser Musterbrief vom WWF kann als Inspiration dienen. - Gemeinschaftliche Initiativen anregen
Suche den Austausch mit anderen Mietern und fordere gemeinsam nachhaltige Massnahmen. - Information & Aufklärung bei Eigentümer:in
Informiere deinen Vermieter über die Vorteile und Möglichkeiten nachhaltiger Massnahmen unter Hinweis auf Förderprogramme und die langfristige Werthaltigkeit der Immobilie – bei Bedarf unter Einbezug von Experten. - Bei Interesse von Eigentümer:in, zu handeln: Interessenskommittee / Experten
Besprich die nächsten Schritte und bilde bei Bedarf ein Interessenskomitee. Empfehle der Eigentümer:in Experten wie lokale Energieberater oder Expertentools wie Scandens hinzuzuziehen, um die effektivsten Massnahmen für Klima und Budget zu identifizieren. - Bei mangelndem Interesse von Eigentümer:in, zu handeln
Kläre rechtliche Rahmenbedingungen ab, beispielsweise mit Unterstützung des Mieterverbands. - Für Neubauten: Green Lease vorschlagen
Rege die Einführung eines grünen Mietvertrags an, der Nachhaltigkeitsaspekte festlegt. Mehr Infos hier.
Eigenes Verhalten überdenken
- Achte bei der Wohnungswahl auf Aspekte wie Heizungsart und Isolation.
- Reduziere deinen Energieverbrauch durch bewusstes Verhalten, wie das Ausschalten unnötiger Lichtquellen oder die Nutzung energieeffizienter Geräte.
- Nutze deine Stimme bei Wahlen, um deine Anliegen für Nachhaltigkeit zu vertreten.
Nachhaltige Gebäude: Die Macht als Mieter:in nicht unterschätzen
Die Nachhaltigkeit im Immobiliensektor ist ein gemeinsames Anliegen von Eigentümern und Mietern. Während institutionelle Eigentümer durch Investitionen in nachhaltige Praktiken eine Vorreiterrolle einnehmen können, spielst du als Mieter:in eine ebenso wichtige Rolle durch dein tägliches Verhalten, deine Konversationen mit Eigentümern und deine Entscheidungen.
Ich wohne in einer Etagenwohnung PPE. Das ist das Schlimmste in Bezug auf Sanierungen. Ein PPE wird von lauter kleinen Besitzern bewohnt, die meistens nur sehr sehr kurzfristig denken. Ich befinde mich in so einem Fall. Besser wär eine Baugenossenschaft gewesen, aber die waren in Genf noch eine Seltenheit in den 80er Jahren.
Thanks and a nice Day.