Après-Ski mit Solarenergie - Arosa machts vor

4 Minuten
5. Februar 2024

Modern, ja fast schon sakral ist die neue KuhBar mitten im Skigebiet von Arosa. Die eigenwillige Architektur verdankt die Topadresse für den Après Ski der Solaranlage auf ihrem Dach. Diese liefert soviel Energie, wie zehn durchschnittliche Anlagen auf Einfamilienhäusern erbringen – und ersetzt pro Saison viele tausend Liter Heizöl.

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Après-Ski Solarenergie

Die KuhBar in Arosa mit dem riesigen Solardach, das maximal 104.35 kWp (Kilowatt-Peak) leistet.  Bild: Bernard van Dierendonck

«Det obä isch mini Wält, det obä i de Bergä.

Dä ganzi Tag im Schnee und Sunne im Gsicht.

Das isch Freiheit pur, das müemer fiirä.

Drum ab i d’KueBar, det isch Party eifach Pflicht.»

So lautet der Refrain des KuhBar Songs. Ein Ohrwurm, unterlegt mit Discobeat, der entstand, als die Kuhbar bei der Tschuggenhütte in Arosa (1‘991 m.ü. M.) noch ein Provisorium war. Ein Provisorium, welches bald als erste Adresse für den Après-Ski beim Pistenvolk bekannt wurde. Die Begeisterung für die KuhBar kam nicht von ungefähr.

Après-Ski: auch in Arosa ein wichtiges Kriterium

Denn aus internationalen Umfragen welche jedes Jahr bei Wintersportler:innen durchgeführt werden, zeigt sich die Bedeutung des Après-Skis je länger je deutlicher. Es ist ein wichtiger Programmpunkt zum Ausklang eines gelungenen Schneesporttages. Oft ist das Après-Ski-Angebot sogar ein zentrales Kriterium bei der Auswahl der nächsten Skiferiendestination.

«Das erstaunte uns und motivierte uns, dieses Angebot in Arosa auszubauen», sagt Marc Gisler. Wir treffen den Leiter Gebäudemanagement und stellvertretenden Pisten- und Rettungschef der Arosa Bergbahnen an einem sonnigen Tag auf der Terrasse vor der KuhBar. «Das Provisorium bot Platz für 500 Personen. Als ich das erste Mal im Gebäude stand, war ich mir sicher, dass wir zu gross geplant hatten», erinnert sich Gisler. Doch er hatte sich getäuscht. Kaum eröffnet, war die KuhBar bereits rappelvoll mit Gästen in bester Skifeierabendlaune.

Jede Saison 15’000 Liter Heizöl verfeuert

Das damalige Provisorium hatte aber einige grosse Nachteile. So musste es vor jeder Saison neu aufgebaut und am Ende des Winters wieder abgebaut werden. Die dünnwandige Holzkonstruktion war nicht isoliert. Nur schon um die Infrastruktur vor Frost zu schützen, wurden jede Saison 15’000 Liter Heizöl verfeuert.

Arosa ist nachhaltig unterwegs. Mehr zur nachhaltigen Destination Arosa gibt es hier!

Gisler Arosa

Marc Gisler, Leiter Gebäudemanagement: „Wir wollten die KuhBar so nachhaltig wie möglich machen.“

So nachhaltig wie möglich

Dies passte nicht zur Nachhaltigkeitsstrategie von Arosa. Marc Gisler: «Wir von den Bergbahnen wollten ein Zeichen setzen und planten in Zusammenarbeit mit der Vermieterin, der Stadt Chur, die neue KuhBar so nachhaltig wie möglich.» So würde bei der neuen KuhBar eine grosse Solaranlage das bestimmende Element sein: Après-Ski mit Solarenergie. Die Anlage sollte Strom für die Infrastruktur und die Wärmepumpenheizung liefern. Auch die anderen Gebäude des Tschuggendörflis, der angrenzende Foodstand Mountain Mac und das Restaurant Tschuggenhütte, würden vom Solarstrom profitieren.

Nach Vorstudien von Architektur-Student:innen der Fachhochschule Graubünden beauftragte das Bergbahnunternehmen das Architekturbüro Albertin Architekten mit der Umsetzung. Nur wenige Monate Bauzeit später steht der moderne Partytempel an bester Lage mitten im Skigebiet Arosa. Anfangs Dezember 2023 fand die rauschende Eröffnungsparty statt.

Die Gäste tanzen hier unter einem riesigen Kuhkopf aus Holz. Aus ihren Nüstern schnaubt der Partynebel. Die Holzwände der eindrücklichen Partyhalle schmücken moderne Kuhscherenschnitte der Künstlerin Monika Flütsch (www.moenart.ch) aus dem Prättigau, und die Energie liefert vom ersten Tag an die Solaranlage auf dem Dach.

Kuhbar Arosa
Après-Ski mit Solarenergie: In der KuhBar wird unter einem riesigen Kuhkopf getanzt - die Energie liefert die Solaranlage.  Bild: Arosa Bergbahnen
Kuhbar Rauch
Alles bereit für die Partytime: Die Kuh bläst Rauch durch die Nase.  Bild: Bernard van Dierendonck
Kuhbar Après-Ski Arosa
Party geht bei gutem Wetter natürlich vor allem auch ausserhalb der Kuhbar.  Bild: Bergbahnen Arosa
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Die Solarmodule bilden das Dach

Das Sonnenkraftwerk ist als ästhetisch ansprechende Indachanlage gebaut. Das heisst, dass die Solarmodule nicht auf das Dach geschraubt werden, sondern vielmehr die Dachhülle selbst bilden. Die Kapazität wird mit 104.35 kWp angegeben. Das ist in etwa so gross wie zehn durchschnittliche Einfamilienhaus-PV-Anlagen. Im Sommer soll der Überschuss an Solarstrom ins Netz eingespiesen werden.

Im Gegensatz zu einer Solaranlage im Unterland – beispielsweise einem eigenen Balkonkraftwerk – , muss man in den Bergen mit grossen Schneemengen rechnen. Das Problem: Sind die Solarzellen mit Schnee bedeckt, dann produzieren sie keine einzige Kilowattstunde Strom. Aus diesem Grund hat das Dach eine unkonventionellen Steilheit von 55 Grad. Bei diesem spitzen Winkel soll der Schnee schon während dem Schneefall abrutschen. Viele erinnert dieses steile, hohe Dach an eine Kirche. Andere meinen, dass es in der KuhBar für eine Kirche doch ungewöhnlich viele Leute hätte.

Das (kleine) Problem mit dem Schnee

Uns fällt auf, dass sich der abgerutschte Schnee auf der einen Seite im unteren Bereich trotzdem meterhoch auf die Solarpanels türmt. Warum wird dieser Schnee nicht weggeräumt? «Die Anlage befindet sich im Testbetrieb und ich möchte nicht, dass wir hier nun mit einer scharfen Schneeschaufel hantieren und dabei die Panels beschädigen», sagt Gisler.

Nichtsdestotrotz sei die Anlage in diesem ausserordentlich schneereichen Winter zu 80 Prozent schneefrei. Man werde aber nach den ersten Erfahrungen die Ausnutzung noch optimieren. Gisler ergänzt mit einem  Augenzwinkern: «Ich habe lieber viel Schnee auf den Pisten als keinen Schnee auf der Solaranlage.»

Dieser Beitrag wurde von Go Green im Auftrag des Kunden erstellt. Er entspricht den Nachhaltigkeits-Anforderungen von Go Green.

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Bernard van Dierendonck ist Fotograf, Journalist und Bergführer. Ende 2022 wurde er auch Botschafter von POW Schweiz (Protect our Winters).
vandierendonck.ch
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