Klimaangst - 3 Tipps gegen die innere Lähmung

5 Minuten
1. Dezember 2023

Viele Menschen haben keinen Begriff dafür, aber leiden psychisch und physisch an der Klimakrise und dem Zustand der Erde. Die Temperaturen steigen, auch die Gletscher sind kaum mehr zu retten. Gegen die Klimaangst gibt es aber konkrete Handlungsweisen, die befreiend wirken. Expert:innen geben drei Tipps, die sich positiv auf die persönliche Gesundheit auswirken.

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Klimaangst

Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen oder Dürren nehmen seit Jahrzehnten zu und machen vielen Sorgen: Wer gemeinsam mit anderen ins Handeln kommt, hat schon den wichtigsten Schritt gegen die Angst gemacht.  Bild: istock.com

Das Klima verändert sich seit Jahrzehnten zwar stetig, aber schleichend. Anders als ein ein Krieg, eine Pandemie oder ein terroristischer Anschlag ist für uns Menschen der Klimawandel aber kein Schockrisiko, darum handeln wir auch nicht entsprechend konsequent und schnell.

75 Prozent der Jugendlichen sehen Zukunft als „erschreckend“

Und viele mögen zwar trotz der Klimakrise äusserlich ungerührt mit dem Leben weiterfahren – sie gehen aus, fliegen in die Ferien – trotzdem geht die Veränderung der Umwelt nicht spurlos an ihnen vorbei. Begriffe wie „Klimaangst“, „Klimakummer“, „Klimatrauma“ fassen den Weltschmerz unserer Zeit in Worte. Eine Studie der Universität Bath zeigt, dass die Hälfte der jugendlichen Befragten Emotionen wie Traurigkeit, Angst, Machtlosigkeit und Schuldgefühle in Bezug auf die ökologische Entwicklung unseres Planeten empfinden. 75 Prozent der Jugendlichen taxiert die Zukunft als „erschreckend“, 45 Prozent sagen, die Klimakrise beeinträchtige ihr tägliches Leben auch beim Essen, Schlafen und in der Konzentration. 56 Prozent sagen, die Menschheit sei dem Untergang geweiht, und 39 Prozent sind unsicher, wegen der Klimakrise einst Kinder in die Welt zu setzen.

Klimaangst: Kollektives Handeln hilft gegen Depression

In einem Artikel im englischen „Guardian“ sagt die Psychologin Dr. Sarah Lowe von der Universität Yale, dass kollektives Handeln therapeutisch wirke. „Wir haben festgestellt, dass Klimaangst mit höheren Depressionssymptomen nur bei denjenigen Studenten assoziiert war, die sich nicht im kollektiven Handeln engagierten. Für diejenigen, die sich im kollektiven Handeln engagierten, war die Klimaangst tatsächlich nicht mit Depressionen verbunden.“ Experten haben konkrete Tipps, was zu tun ist.

Wie sehr beschäftigt dich die Klimakrise emotional?

Kollektives Handeln

Etwas aussprechen: Für die psychische Gesundheit ist nicht nur wichtig, dass wir im Kollektiv etwas Gutes tun – wir müssen zuerst auch laut aussprechen, was uns bewegt.  Bild: istock.com

1. Sozialen Zusammenhalt fördern

Gegen Stressfaktoren wie Naturkatastrophen hilft gemäss Dr. Britt Wray von der Stanford University School of Medicine ein Engagement in unseren eigenen Gemeinschaften. Dort, wo der Zusammenhalt gefördert werde „und die Menschen lernen, einander zu folgen und zu führen und gemeinsame Ziele zu erreichen, werden Widrigkeiten besser verarbeitet.“ Starke Gemeinschaftsbindungen erhöhten die Resilienz gerade auch während extremer Wetterereignisse. Wichtig sei dabei die konkrete Begegnung in einem physischen und nicht etwa in einem virtuellen Raum.

2. Reden statt schweigen – das Tabu Klimakrise mit offener Diskussion ansprechen

Viele kennen es aus eigener Erfahrung: Die Klimakrise in einer vertrauten Runde anzusprechen – sei es mit Freunden, Nachbarn oder Verwandten – erscheint uns allzu heikel. Wer will schon als Pessimist dastehen, andern die gute Laune verderben oder – noch schlimmer – mit Klimaleugnern in eine gehässige Diskussion verwickelt werden? Für viele ist das Thema darum in den meisten Kreisen tabu – viel eher als die früheren kommunikativen No-Go-Zonen Sex oder Religion.

Aber Forschungen in Amerika zeigen, dass die dortige Bevölkerung das nationale Interesse am Zustand des Klimas und die Unterstützung für wichtige Klimaschutzmassnahmen – in beiden politischen Lagern – massiv unterschätzen. Um erstaunliche 80 bis 90 Prozent. 66 Prozent der Amerikaner sagen, dass sie selten bis nie mit Familie und Freunden über die globale Erwärmung sprechen.

Gemäss Britt Wray ist das genau verkehrt. „Wir müssen uns artikulieren, wenn wir uns organisieren und gemeinsame kollektive Ziele verfolgen wollen“, sagt sie. Auch die Atmosphärenwissenschaftlerin Katharine Hayhoe pflichtet ihr bei: „Das Wichtigste, was Menschen tun können, um den Klimawandel zu bekämpfen, ist, darüber zu sprechen.“

Klimaangst reden

„Wir müssen uns artikulieren, wenn wir uns organisieren und gemeinsame Ziele verfolgen wollen“, sagt die Wissenschaftlerin Britt Wray. Das gilt auch über die Generationen hinweg.  Bild: istock.com

3. Die Welt verstehen, das Gelernte lokal anwenden

Waldbrände in Kanada oder Australien, Überschwemmungen in Bangladesch, Indien oder Italien, Dürren von Afrika bis Spanien – wir sehen fast jeden Monat des Jahres die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels. Und doch gehen wir – nach einem Moment des Bedauerns – oft zur Tagesordnung über, weil wir die Katastrophe noch nicht als imminent empfinden, solange sie nicht vor unserer Türschwelle passiert.

Gemäss den Expertinnen sollten wir die Klimakatastrophen im globalen Süden bewusst wahrnehmen, für Hilfe und Investitionen eintreten und daraus für unsere kommenden Herausforderungen im eigenen Land lernen. Denn informiertes Handeln in lokalen Initiativen hilft unserer Gemeinschaft, unserem Planeten und nicht zuletzt auch unserer persönlichen Gesundheit.

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Autor:in: Go
Green
Go Green ist das Schweizer Magazin für Nachhaltigkeit. Authentisch und glaubwürdig.
gogreen.ch
Kommentare
  • Avatar-Foto Mats K.:

    Ich merke in meinem Bekanntenkreis, dass die meisten Menschen Meister im Verdrängen sind. Die Klimakrise wegzulächeln ist der Normalfall. Hey, hat doch geschneit!

  • Avatar-Foto Werni:

    Grosses Thema – es belastet. Es ist aber auch schwierig, mit Leuten und Freunden darüber zu reden, man wird leicht als Öko-Fuzzi und Missionar abgetan. Das einzige, was hilft, ist machen, machen, machen = selber handeln.

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