// Functional // Preferences // Statistics // Marketing Nachhaltiges Mountainbiken – die wichtigsten Tipps - GoGreen

Nachhaltiges Mountainbiken – die wichtigsten Tipps

3 Minuten
2. Juni 2023

Die Schweiz ist eine Topdestination fürs Mountainbiken. Die Vielfalt an Trails ist riesig, und die Öffentlichkeit ist dem Bikesport gegenüber überwiegend offen eingestellt. Damit das so bleibt und wir die Natur und Umwelt auch auf dem Bike in der Zukunft erleben dürfen, gibt es einen Entwicklungskompass. Nachhaltiges Mountainbiken: Wir haben die wichtigsten Tipps!

figure
Nachhaltig Mountainbiken

Die Geschwindigkeit sollte dem Können angepasst werden und driften – um die Kurve mit blockiertem Hinterrad – möglichst vermieden werden.  Bild: Bernard van Dierendonck

Die Möglichkeiten für den Mountainbikesport in der Schweiz sind grenzenlos. Die landschaftliche Vielfalt bietet abwechslungsreiche Trails zu jeder Jahreszeit. Nun, da im Sommer auch in der Höhe der Schnee immer schneller schmilzt, kommen zu den Routen im Jura, Tessin und Mittelland auch wieder die alpinen Touren hinzu. Wir freuen uns auf das Downhillen im Engadin, das vielfältige Trailnetz zwischen den Trenddestinationen Lenzerheide, Arosa und Davos, die kniffligen Singletrails im Wallis oder versuchen uns gar an der 16 Tagesetappen und 670 Kilometer langen Route «Alpine Bike» von Scuol (GR) bis nach Leysin (VD).

Biken in der Schweiz: Fitness und Glückshormone

Diese Vielfalt spiegelt auch die Faszination für diese Sportart. Auf dem Bike legen wir in kurzer Zeit lange Distanzen zurück, entdecken abgelegene Täler und Bergdörfer, die zu Fuss nur mit viel Aufwand erreichbar sind. Wer schon mal einige hundert Höhenmeter hochpedaliert ist, weiss, wie effektiv wir mit dem Biken Kraft und Ausdauer trainieren. Und die Abfahrt auf einem flowigen Singletrail fördert nicht nur die Geschicklichkeit, sondern erfüllt uns zusätzlich mit einer grossen Dosis an Glückshormonen.

Mountainbiken könnte per se eine ganz ökologische Sportart sein. Denn da braucht es abgesehen vom gefederten Fahrrad nicht viel extra Ausrüstung und eigentlich benötigt es dazu auch keine separate Infrastruktur, die die Natur zusätzlich belastet.

Funktioniert nachhaltiges Mountainbiken in der Schweiz?

Single-Trail nachhaltig

Mehr Natur und Action geht kaum: Bei der Begegnung mit Wildtieren sollten Biker ruhig weiterfahren und nicht anhalten.  Bild: Bernard van Dierendonck

Allerdings ändern sich die Zeiten. Die Sportart ist so populär, wie nie zuvor. Gemäss einer Erhebung des Bundesamtes für Strassen zählt die Schweiz über eine halbe Million Mountainbiker:innen. Viele alpine Destinationen entdecken die Biker:innen als willkommene, zahlungskräftige Kundschaft, die auch im Sommer einen rentablen Betrieb der Bergbahnen ermöglichen. Heute gibt es bald kein Skigebiet mehr, welches nicht gleich mehrere Abfahrtsrouten in ihre Berghänge baggert. Diese Routen schlängeln sich in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen ins Tal, garniert mit Steilwandkurven, Sprüngen und Holzelementen. Damit sich Wander:innen und Biker:innen nicht in die Quere kommen, beginnt man in einigen Regionen, parallel zu den Wanderwegen mit dem Bau von Bikewegen.

Koexistenz und Entflechtung in Arosa

Können Bikende und Wandernde zusammen auf dem gleichen Weg unterwegs sein? Oder sollte es für jeden Wanderweg auch einen separaten Biketrail geben? Natürlich sind zwei Wege konfliktfreier. Dann sind die Wandernden ungestört, und die Bikenden müssen nicht dauernd aufpassen oder abbremsen. Wo nötig und möglich hat Arosa die Entflechtung bereits umgesetzt. Es wäre aber ein unverantwortlicher Eingriff in die Natur, wenn zu jedem Kilometer Wanderweg parallel noch gleich viele Kilometer Biketrails gebaut werden würden. Bei stark benutzten Wegen macht eine Entflechtung Sinn, bei wenig frequentierten Abschnitten teilen sich Wandernde und Bikende das Wegrecht. Daher wird in Arosa viel Wert auf das gemeinsame, faire Miteinander von Bikenden und Wandernden am Berg gelegt. Dabei unterstützt die Fairtrail Kampagne  Toleranz und ein entspanntes Miteinander. Diese Kampagne klärt alle Naturliebhaber über ein faires Miteinander am Berg auf und bietet hilfreiche Tipps.

Du willst lieber gleich raus auf die Trails? Hier findest du eine schöne Bike– und  Wandertour zum Schwelisee.

Der Druck auf die Natur steigt

Auch E-Mountainbikes gewinnen ungebremst an Popularität. 2021 gab bereits ein Prozent der Schweizer Bevölkerung an, ein Mountainbike mit Elektromotor zu fahren. Da kann eine Sportart noch so ökologisch sein: Wenn sie von so vielen ausgeübt wird, steigt unweigerlich auch der Druck auf die Natur. Öfters hört man von Jäger:innen, Förster:innen und Naturschützer:innen, dass die Biker-Schar dem Boden und den Pflanzen schadet und das Wild stört. Für einen vertiefenden Artikel zum Thema hat die Schweizer Mountainbikezeitschrift Ride diverse nationale und internationale Studien zur Umweltbelastung durch das Mountainbiken analysiert. Der Autor folgert, dass der Sport trotz allem nicht schädlicher sei als andere Outdoorsportarten wie das Wandern oder Reiten.

Damit das so bleibt und sich der Trendsport nachhaltig entwickelt, ist es wichtig, dass man sich als Biker:in an einige Spielregeln hält. Dazu haben sich Akteure aus Tourismus, Industrie, Umwelt, Gesellschaft und Politik zusammengesetzt und im sogenannten Entwicklungskompass «MTB und Umwelt» Empfehlungen aufgestellt.

Bikerin Alpen

Die Schweiz, ein Volk von Bikern: Nicht nur auf Wanderer, sondern auch auf die Natur sollte aber Rücksicht genommen werden.  Bild: Bernard van Dierendonck

Nachhaltiges Mountainbiken: Die besten Tipps

Was ist wichtig? Beispielsweise sollten Biker:innen nur die offizielle MTB-Infrastruktur benutzen und insbesondere nicht querfeldein fahren. Auch das Abkürzen von Kurven gilt als No Go. Denn jede neu gefahrene Strecke strapaziert Flora und Fauna zusätzlich. Gerade auf Wanderwegen, die anders als die eigentlichen Bikeparks nur selten gepflegt werden, sollte man die Geschwindigkeit dem Können anpassen und vermeiden, mit blockiertem Hinterrad durch die Kurven zu schleudern, respektive zu „driften“ wie es im Fachjargon heisst. Denn diese Technik beschleunigt die Erosion der Wege und führt zu tiefen Furchen. Statt zu driften schaffen Könner:innen engste Serpentinen, in dem sie während der Fahrt das Hinterrad umsetzen oder langsam durch die Kurve balancieren. Weniger Versierte steigen lieber vom Rad und schieben es durch knifflige Passagen.

Bei Wildtieren nicht anhalten

Interessant ist die Empfehlung, dass man bei einer Begegnung mit Wildtieren nicht anhalten sollte. Gemäss dem Kompass stört ein langsames und ruhiges Weiterfahren die Tiere am wenigsten.

Führt die Route durch Weidegelände, ist besonders bei Mutterkühen Vorsicht geboten. Sie haben einen ausgeprägten Beschützerinneninstinkt und werden nicht selten aggressiv, wenn man zwischen ihnen und ihren Kälbern hindurchfährt oder sie durch sehr schnelles Fahren erschreckt. Nochmals anders verhält man sich gegenüber Herdenschutzhunden: Das Fachmagazin Ride empfiehlt beim Angriff eines Hundes, vom Velo zu steigen und zu warten, bis sich der Hund beruhigt hat. Danach entfernt man sich, das Fahrrad schiebend, langsam von der Herde.

Was in diesem Kompass fehlt, ist ein Hinweis zum rücksichtsvollen Verhalten gegenüber den anderen Wanderwegbenutzer:innen. Denn ausserhalb der Bikeparks gilt die ungeschriebene Regel, dass Wander:innen stets der Vortritt gebührt. Auch klingt eine freundliche Begrüssung netter als eine schrille Veloglocke.

Biken Postauto

Nachhaltig Biken in der Schweiz: Mit dem öffentlichen Verkehr können Passagen allfällig verkürzt werden.  Bild: Bernard van Dierendonck

Anreise per ÖV erweitert die Möglichkeiten

Wie bei allen touristischen Aktivitäten entsteht der grösste Impact auf die Umwelt nicht bei der Aktivität selbst, sondern bei der An- und Abreise. Vom Wintersport weiss man, dass dies gewaltige 50 – 70 Prozent des CO2-Ausstosses einer Destination ausmacht. Im Sommer wird der Anteil vermutlich noch grösser sein, da die energieintensive Pistenpräparierung und Heizung der Gebäude weitgehend wegfällt. Darum sollten auch Mountainbiker:innen mit dem öffentlichen Verkehr anreisen. Die Anreise mit Zug und Bus erweitert zudem die Auswahl an Möglichkeiten um schöne Touren, die von einer Region in die nächste führen. Und wenn schon mit dem Auto, dann ist es weniger belastend, wenn man als Fahrgemeinschaft anreist und einen Wagen mit elektrischem Antrieb fährt.

Und wie wäre es mit einer besonderen Challenge? Wenn wir die nächste Tour gleich von zuhause aus starten und den gesamten Weg bis zu unserem Traum-Singletrail ganz mit dem Bike per Muskelkraft zurücklegen?

base iframe
Bernard van Dierendonck ist Fotograf, Journalist und Bergführer. Ende 2022 wurde er auch Botschafter von POW Schweiz (Protect our Winters).
vandierendonck.ch
Kommentare
Bewertungen
Bewertungen: